[TU Berlin] Medieninformation Nr. 6 - 6. Januar 1999
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Als Deutsche und Tschechen noch Böhmen waren

Fritz-Thyssen-Stiftung fördert TU-Forschungsprojekt über Bohemismus

Ob sie nun tschechisch oder deutsch sprachen spielte keine Rolle, vor dem Erstarken des Nationalismus bezeichnete man die Angehörigen der beiden Volksgruppen in Böhmen und Mähren noch gleichermaßen als Böhmen, als Böhmen tschechischer bzw. deutscher Zungen. Die Gemeinsamkeit des Landes, das beide Gruppen bewohnten, wäre stärker als die Unterschiedlichkeiten der Sprache. So wurde es jedenfalls in dem im 19. Jahrhundert verbreiteten Bohemismus-Diskurs behauptet.

Wie das Zusammenleben der beiden Volksgruppen zwischen 1800 und 1848 aussah, damit beschäftigt sich das TU-Forschungsprojekt "Bohemismus", das von Professor Dr. Hans Dieter Zimmermann vom Institut für deutsche Philologie, Allgemeine und Vergleichende Literaturwissenschaft in Zusammenarbeit mit Dr. Steffen Höhne von der Universität Jena und Dr. Jaroslav Opat vom Masaryk-Institut in Prag geleitet wird. Drei Prager Mitarbeiter werden zwei Jahre lang anhand von literarischen und publizistischen Zeugnissen diesen Tschechen und Deutsche verbindenden Bohemismus-Diskurs zu rekonstruieren versuchen. Die beteiligten Wissenschaftler glauben, daß der Diskurs auch ein Modell für das heutige Europa sein könnte. Finanziert wird ihre Arbeit von der Fritz-Thyssen-Stiftung, Köln.

Professor Zimmermann ist außerdem Geschäftsführender Herausgeber der 33bändigen tschechischen Bibliothek in deutscher Sprache, die von der Robert-Bosch-Stiftung, Stuttgart finanziert wird. Die ersten beiden Bände werden zur nächsten Leipziger Messe im März 1999 in der Deutschen Verlagsanstalt Stuttgart erscheinen.


Weitere Informationen erteilt Ihnen gern: Prof. Dr. Hans Dieter Zimmermann, Institut für Deutsche Philologie, Allgemeine und Vergleichende Literaturwissenschaft der TU Berlin, Tel.: 030/314-22231, Fax: -23107.