[TU Berlin] Medieninformation Nr. 132 - 6. Juli 2000 - Bearbeiter/in: cho
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MARVIN in Aktion - Vorführung am Mittwoch, dem 2. August 2000

MARVIN gewinnt "Millennial Event"

Auch widrige Umstände konnten den Siegeszug des autonomen TU-Flugroboters nicht aufhalten – Konkurrenz aus den USA und Kanada deutlich distanziert

Der autonome Flugroboter MARVIN (Multi-purpose Aerial Robot Vehicle with Intelligent Navigation) und sein Entwickler-Team vom Institut für Technische Informatik der TU Berlin haben den über drei Jahre laufenden Wettbewerb "International Aerial Robotics Competition Millennial Event" in Richland im US-Bundesstaat Washington gewonnen. Das TU-Team löste die Aufgabe, einen fliegenden und vollkommen autonom handelnden Roboter zu entwickeln, am besten: MARVIN kam mit deutlichem Abstand vor den Konkurrenten aus den USA und Kanada ins Ziel. Der Sieg wurde mit einem Preisgeld in Höhe von 30.000 US-Dollar belohnt.


Flammen und Wasserfontänen störten MARVIN nicht.

Bei dem "Jahrtausendwettbewerb" sollten fliegende Roboter selbstständig, also ohne jeden menschlichen Eingriff per Fernsteuerung, ein simuliertes Katastrophenszenario nach Fässern mit Gefahrenstoffen sowie nach Opfern und Überlebenden absuchen. Das Gelände war vorher nicht bekannt, und die Suche wurde durch Wasserfontänen, meterhohe Flammen und Rauchentwicklung zusätzlich erschwert. MARVIN hatte sich bereits nach dem zweiten Qualifikationswettkampf 1999 an die Spitze des internationalen Teilnehmerfeldes gesetzt. Die erste Runde fand 1998 statt. (Siehe Medieninformation Nr. 143 vom 02.07.1999).

MARVIN, der auf einem Modellhelikopter basiert, absolvierte in der Endausscheidung vier autonome Flüge von bis zu 12 Minuten Dauer und machte dabei eine große Anzahl der Zielobjekte ausfindig. Im letzten Flug zeigte MARVIN, dass auch die Wasserfontänen und das Feuer ihm nichts anhaben können. Jeder der vier autonomen Starts sorgte für bange Sekunden, da MARVINs Motor deutlich hörbar unter der Washingtoner Sommerhitze litt. Aber einmal in der Luft, ging jedes Mal alles gut. Von den übrigen neun Teams konnte nur das Georgia Institute of Technology (Georgia Tech) aus Atlanta ebenfalls vollautonome Flüge zeigen. Dem Roboter fehlte jedoch das Bildauswertungssystem zur Erfüllung der Mission. Kurz vor und während der Vorführungen gingen leider mehrere Fluggeräte der Konkurrenz zu Bruch.


Das erfolgreiche TU-Team mit Siegerpokal und Scheck.

Das nach Washington gereiste TU-Team aus den wissenschaftlichen Mitarbeitern Marek Musial und Wolfgang Brandenburg, den Studenten Marc Bartholomäus, Eike Berg, Carsten Deeg, Christian Fleischer, Christian Reinicke, Volker Remuß, Andreas Rose, Roland Stahn und Andreas Wege sowie dem Modellhelikopter-Sicherheitspiloten Matthias Jeserich ist stolz auf seinen Erfolg, der zwischenzeitlich ernsthaft in Gefahr geraten war: "Zwei Tage vor dem Wettkampf fielen uns nacheinander alle mitgebrachten Bordrechner aus, und bei dem allerletzten musste noch ein Kurzschluss auf der Platine entfernt werden", erzählt Marek Musial. Als der Veranstalter nach weiteren technischen Pannen bei MARVIN am selben Tag nicht mehr an die Erfüllung der Suchaufgabe in diesem Jahr glaubte, sollte die Endausscheidung entgegen den Regeln kurzerhand auf 2001 verschoben werden. Außerdem gab es einen riesigen Steppenbrand um den Veranstaltungsort herum, der fast zu einer echten Katastrophe für den Wettbewerb geworden wäre. Allen Umständen zum Trotz demonstrierte MARVIN am 30. Juni doch noch erfolgreich sein Können, und nach einer geheimen Abstimmung unter den Teams wurde dem TU-Team der Sieg im "Millennial Event" zugesprochen.

Veranstalter des Wettbewerbs ist die amerikanische "Association for Unmanned Vehicle Systems International" (AUVS). Der Wettbewerb ist offen für Hochschul-Teams mit überwiegender Beteiligung von Studierenden und findet seit 1991 jährlich mit zunehmendem Schwierigkeitsgrad statt. MARVIN wurde am Institut für Technische Informatik bei Prof. Dr.-Ing. Günter Hommel im Rahmen von Projekt-Lehrveranstaltungen entwickelt. Im Laufe von fast drei Jahren haben sich insgesamt fast 40 Studierende aus der Informatik, der Technischen Informatik, der Elektrotechnik und der Physik an der Entwicklung beteiligt. Nun gilt es, Kooperationspartner zu finden, um das in MARVIN steckende Know-how kommerziell zu verwerten. Mögliche Einsatzfelder beschreibt Wolfgang Brandenburg wie folgt: "Ein Flugroboter wie MARVIN eignet sich besonders gut für sogenannte Drei-D-Jobs, die langweilig (dull), schmutzig (dirty) und/oder gefährlich (dangerous) sind. Aber auch bei Aufgaben wie Filmaufnahmen oder Architekturdokumentationen könnte MARVIN seinen Größen- und Preisvorteil gegenüber großen Helikoptern ausspielen."

(Fotos: privat)


Weitere Informationen erteilen Ihnen gerne: Wolfgang Brandenburg und Marek Musial, Institut für Technische Informatik der TU Berlin, Tel.: 030/314-24709, -73618 oder -73110, Fax: -21116, E-Mail: brg(at)cs.tu-berlin.de oder musial@cs.tu-berlin.de, WWW: http://pdv.cs.tu-berlin.de/MARVIN/index.html