[TU Berlin] Medieninformation Nr. 144 - 14. Juli 2000 - Bearbeiter: mika
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Empörung über das Englandbild eines Paradiesvogels

TU-Absolvent erhält Karl-Philipp-Moritz-Preis für hervorragende Examensarbeit zur englischen Landeskunde

Für seine am Institut für Geschichtswissenschaft der TU Berlin verfasste Magisterarbeit "Count Smorltolk in England” ist Ronald Kaduk mit dem diesjährigen Karl-Philipp-Moritz-Preis ausgezeichnet worden.

Mit den Instrumentarien des Historikers untersucht Ronald Kaduk in seiner Magisterarbeit, die von Prof. Dr. Heinz Reif vom Institut für Geschichtswissenschaft betreut wurde, die "Briefe eines Verstorbenen” von Hermann Fürst von Pückler. Der 1830 erschienene Bestseller enthält die an Pücklers geschiedene Frau gerichteten Reisebriefe während seiner fast dreijährigen Reise durch England und Irland zwischen 1826 und 1828. Ronald Kaduk begreift die "Briefe” nicht nur als Kostbarkeit der Reiseliteratur, sondern vor allem als wertvolle historische Quelle zur deutsch-englischen Kulturgeschichte. Die prämierte Arbeit interpretiert Pücklers Blick auf England unter verschiedenen thematischen Gesichtspunkten. Die Schwerpunkte bilden dabei seine Sichtweise auf die englische Gesellschaftsstruktur, Industrie und Technik, die politischen Institutionen, Kultur und Geistesleben sowie in den Briefen auftauchende Reflexionen über Deutschland. Darüber hinaus widmet sich die Arbeit der deutschen und britischen Rezeptionsgeschichte der 1830 veröffentlichten "Briefe”. In Deutschland wurden sie zum Bestseller und sind damit von Bedeutung für das deutsche Englandbild in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts. In England sorgten sie für Verärgerung. Man empörte sich über den Paradiesvogel, der die englische Gastfreundschaft für mehr als zwei Jahre genoß, mehr schlecht als recht englisch sprach und nun meinte, der englischen Gesellschaft den Spiegel vorhalten zu dürfen.

Unter der Federführung von Prof. Dr. phil. Kuno Schumann, emeritierter Professor des Instituts für Englische und Amerikanische Literaturwissenschaft der TU Berlin, entscheidet eine Jury, bestehend aus je einem Vertreter der drei Berliner Universitäten über die Preisvergabe. Preiswürdig gemäß den Bestimmungen des Stifters sind Arbeiten, die ein charakteristisches Phänomen der englischen bzw. britischen Gesellschaft und Kultur wissenschaftlich exakt aufklären und für deutsche Leser verständlich machen. Der Preis wird je nach Qualität der eingereichten Arbeiten mit 500 bis 750 DM dotiert. Die Magisterarbeit von Ronald Kaduk wurde von der Jury einstimmig als preiswürdig angenommen.

Stifter des Preises ist Prof. Hans-Dieter Gelfert, der für sein Buch "Typisch englisch. Wie die Briten wurden, was sie sind” mit dem German-British Forum 1996 Award ausgezeichnet wurde und daraus nun seinerseits einen Preis für Arbeiten auf dem gleichen Gebiet gemacht hat. Zugleich soll der Preis den Schriftsteller, Gelehrten und Englandreisenden Karl-Philipp Moritz (1756 - 1793) ehren, der viel zum besseren Verständnis der Deutschen gegenüber den Engländern beigetragen hat.


Weitere Informationen erteilt Ihnen gerne Prof. Dr. Heinz Reif vom Institut für Geschichtswissenschaft der TU Berlin, Tel.: 030/314-22017, Fax: 030/314-79438, E-Mail: reifnada@sp.zrz.tu-berlin.de