[TU Berlin] Medieninformation Nr. 45 - 12. März 2001 - Bearbeiter/in: stt
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Eine Gruppe ist noch lange kein Team

Eine innovative Seminarreihe des Instituts für Werkzeugmaschinen und Fabrikbetrieb der TU Berlin vermittelt "soft skills" für angehende Ingenieure

Schon zum fünften Mal bietet die TU Berlin ab Anfang April die Veranstaltungsreihe äVeränderungsmanagement“ an.
Foto: TU Berlin

Schere, Kleber, drei A-4-Bögen weißer Karton. Aus diesen Materialien sollen fünf Studierende und Praktiker innerhalb einer Stunde einen stabilen Turm bauen. Was den Turmbauern zunächst verborgen bleibt: Es kommt nicht darauf an, ob das Bauwerk schließlich wirklich steht oder fällt. Vielmehr analysiert Kursleiterin Dr. Claudia Kostka mit den Teilnehmern anschließend, wer sich durch Kreativität auszeichnet, wer in der Gruppe die Führung übernommen hat, welche Konflikte auftreten, wie und ob diese gelöst werden. "Eine Gruppe ist noch kein Team", sagt Claudia Kostka, "ein Problem, dass sich allen Managern im Berufsleben stellt." Schon zum fünften Mal bietet die TU Berlin ab Anfang April die Veranstaltungsreihe "Veränderungsmanagement" für angehende Ingenieure und Führungskräfte aus Industrie und Wirtschaft an. Die Teilnehmer trainieren hier Techniken der Präsentation und die Moderation von Gruppen. Sie sollen effektiv Projekte planen, Konflikte lösen und Teams entwickeln lernen, Lehrinhalte, die sonst in der Ingenieurausbildung nicht vorkommen. Der besondere Clou: So mancher Kontakt zwischen Studienabsolventen und einem Fachkräfte suchenden Unternehmen hat sich dabei schon ergeben.

Etwa 50 Prozent aller Ingenieure mit Hoch- oder Fachhochschulabschluss sind in deutschen Unternehmen mit Führungsaufgaben betraut. Nicht gerechnet diejenigen, die als Leiter in Einzelprojekten tätig sind. Es ist in der Wirtschaft unumstritten, dass innovative Unternehmen Spitzenleistungen nur mit kreativen, kooperativen und selbstbewussten Menschen erreichen können. Kommunikations- und Entscheidungsfähigkeit, Konflikt- und Teamfähigkeit sowie konsequentes Ziel- und Zeitmanagement sind dafür unabdingbar. 

Umso erstaunlicher findet es Dr. Claudia Kostka, Oberingenieurin im Fachgebiet Qualitätswissenschaft am Institut für Werkzeugmaschinen und Fabrikbetrieb der TU Berlin, dass insbesondere in den Ingenieurstudiengängen diese Führungs- und Kooperationsfähigkeiten kaum vermittelt werden. Die Lehrinhalte an deutschen Universitäten beschränken sich zumeist auf reines Fachwissen. Unternehmen investieren anschließend oft viel Geld für die Ausbildung der sozialen und methodischen Kompetenzen ihrer Führungskräfte. Bis zu fünfstellige Beträge könnten Firmen einsparen, so fand Claudia Kostka heraus, wenn die technisch hochqualifizierten Berufsanfänger diese "soft skills" bereits mitbrächten.

Es kommt nicht darauf an, ob das Bauwerk steht oder fällt, sondern die Kreativität der Ingenieurstudierenden zählt.
Foto: TU Berlin

Mit der Veranstaltungsreihe "Veränderungsmanagement für Ingenieure", die in den modernen Räumen des auch architektonisch interessanten Produktionstechnischen Zentrums in Berlin-Charlottenburg stattfindet, will die junge Oberingenieurin diesem Missstand abhelfen. Das mehrtägige Seminar, eine Kombination aus Vorlesung und praktischer Übung, richtet sich aber nicht nur an Studierende. "Es hat sich als äußerst gewinnbringend für alle Beteiligten herausgestellt, in den Seminaren Studierende, Praktiker aus Industrie und Wirtschaft sowie Privatpersonen zu mischen", erklärt Claudia Kostka. "Die Praktiker können Probleme, Geschichten und Anekdoten aus erster Hand beisteuern, dafür lernen sie die Studierenden kennen, können Vorurteile abbauen und wertvolle Kontakte knüpfen. Gleichzeitig lernen sie die für die Gestaltung von Veränderungsprozessen notwendigen Methoden und Techniken." 

Der Erfahrungsaustausch ist mit Ende der vier dreitägigen Blockveranstaltungen aber keineswegs abgeschlossen. Die ideenreiche TU-Wissenschaftlerin hat sich eine weitere Besonderheit ausgedacht: Regelmäßig findet eine Party mit allen ehemaligen Teilnehmern statt. Sie werde sehr gut angenommen und hat sich bereits zu einem richtigen Kontaktforum entwickelt, denn viele der "Ehemaligen" aus der Studentengruppe stehen mittlerweile in Lohn und Brot und damit auf der Praktikerseite. Auf diese Weise soll ein immer größer werdendes Netzwerk von interessierten Unternehmen entstehen und Praktika vermittelt werden. 

Für die nächste Runde können sich Firmen, Privatpersonen und Studenten noch bis zum 25. März 2001 bewerben. Im Wintersemester 2001/2002 soll das Angebot nochmals um Themen wie Ziel- und Zeitmanagement oder e-Business-Excellence erweitert werden. 

Patricia Pätzold-Algner


Weitere Informationen erteilt Ihnen gerne: Dr.-Ing. Claudia Kostka, TU Berlin, Institut für Werkzeugmaschinen und Fabrikbetrieb, Pascalstraße 8 - 9, 10587 Berlin, Tel.: 030/314-26857, Fax: 030/314-79685, Internet: www.tu-berlin.de/fb11/qw, E-Mail: Claudia.Kostka@qw.iwf.tu-berlin.de