Vortrag von Jacques Rancière (Paris) am 3. Juni 2003 im Maison de France
Als Manifest und Neubestimmung der politischen Philosophie wurde das kürzlich im Suhrkamp Verlag erschienene Buch Das Unvernehmen. Politik und Philosophie (La Mésentente, 1995) von Jacques Rancière bei seiner Erstveröffentlichung in Frankreich gewürdigt. Im Ausgang von einer kritischen Analyse der "postdemokratischen“ Gesellschaft mit ihrer verwaltungsmäßigen, "polizeilichen“ Ordnung entwickelt Rancière einen neuen Begriff der politischen Praxis, die mit der bleibenden Tatsache unversöhnlicher Konflikte umzugehen hat. Wie der Titelbegriff des "Unvernehmens" besagt, entsteht Politik in Situationen, wo eine "einvernehmliche", konsensorientierte Konfliktregelung versagt, weil die Ansprüche der einen streitenden Partei im Diskurs der anderen nicht formulierbar sind. Entsprechend besteht politische Aktivität im Widerstand gegen Zustände konkreter Ungleichheit, mit dem Ziel, den Namen- und Anteillosen am Rande der Gesellschaft Stimme und Gehör zu verschaffen.
Das Frankreich-Zentrum der TU Berlin, die Kulturabteilung der Französischen Botschaft, das Institut Français Berlin und die Deutsche Gesellschaft für Französischsprachige Philosophie (DGFP) laden herzlich zu einem Vortrag von Jacques Rancière anlässlich des Erscheinens seines neuen Buches ein. Bitte leiten Sie diese Information auch an Ihre Kultur-/Feuilletonredaktion weiter:
Zeit: am Dienstag, dem 3. Juni 2003, um 19.00 Uhr
Ort: Maison de France, Kurfürstendamm 211, 10719 Berlin
Der Vortrag ist in französischer Sprache mit Simultanübersetzung. Im Anschluss kann mit Ulrich Johannes Schneider (DGFP), Yves Sintomer (Centre Marc Bloch Berlin) sowie der Übersetzer des Werkes Das Unvernehmen, Richard Steurer (Paris) diskutiert werden.
Jacques Rancière ist Professor am Philosophischen Institut der Universität Paris VIII. In Deutschland ist er bisher vor allem als politischer Denker bekannt, der in Auseinandersetzung mit dem strukturalistischen Marxismus Althussers (seines ehemaligen Lehrers) und mit den neueren Strömungen französischer Philosophie ein neues, emanzipatorisches Politikverständnis entwickelt hat. Daneben ist besonders die ästhetische Theorie ein Schwerpunkt seiner
Forschung, wie eine Reihe von (leider noch nicht ins Deutsche übersetzten) Publikationen zur
bildenden Kunst und zum Kino belegen. Zu seinen wichtigsten Werken zählen La Leçon d'Althusser (1974), La Nuit des prolétaires (1981), Le Maître ignorant (1987), Les Noms de l’histoire (1992, dt.: Die Namen der Geschichte, 1994), Aux bords du politique (1998) und Le Partage du sensible. Esthétique et politique (2000).