[TU Berlin] Medieninformation Nr. 104a - 28. Mai 2003 - Bearbeiter/in: cho
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Wenn Technik und Kunst zusammen kommen:
Wolfgang Schifflings Bilderkugel in Berlin 

100 Leinwände schweben vom 8. Juni bis 9. Juli im Lichthof der TU Berlin

Der Berliner Maler Wolfgang Schiffling stellt vom 8. Juni bis 9. Juli 2003 in der Technischen Universität Berlin Arbeiten aus 25 Jahren vor. Titel der Ausstellung ist "Ich werde selbst zum Rad! Zur Maschine?“. Über dem TU-Lichthof schwebend sind 100 Gemälde gleich kosmischen Flugblättern in Form einer gewaltigen Kugel dargeboten. Zwischen den Arkadenbögen parterre finden sich 25 Leuchtkästen, deren Bildmotive computergeneriert sind. Die Bilderkugel ist auf halber Höhe von einer hundert Blätter umfassenden Folge von großen Radierungen eingefasst.

Für die Ausstellung eines einzelnen Künstlers ist die Darbietungsform aufwändig, die Quantität des Gezeigten außergewöhnlich. Die Qualität der Installation steht zum genius loci des Innenhofs einer technischen Universität und zum Inhalt der Werke in sinnfälliger Beziehung: Schifflings Kunst bezieht Position außerhalb des Mainstreams zeitgenössischer Malerei-Entwicklung. Als einer von ganz wenigen aktuellen Künstlern widmet er sich in seiner Kunst der inhaltlichen Auseinandersetzung mit Technik. Wolfgang Schiffling ist technophil, nein, technophob. Dieser Widerspruch ist das Herz seiner Kunst.

Aufeinandertreffen von Mensch und Maschine
Jahrelang hat er das undurchdringlich perfekte Design von Automobilen fasziniert angestarrt, hat er Personenkraftwagen im Straßenverkehr, Störfälle im Aufeinandertreffen von Mensch und Bewegungsmaschinen als Momentaufnahmen der Unterwerfungsgeschichte künstlerisch ausgelegt. Dann überwindet er den Leidensimpressionismus und arbeitet stattdessen abstrakte Kraftströme und Strukturmomente heraus, die das Gewaltgeschehen zwischen den Menschen und den Maschinen gestalten. Technikkritik und Technikfaszination werden undidaktisch in der Sprache der Kunst, also im malerisch Formalen, ausgetragen. Die Plots seiner Bilder sind szenisch lesbar, obwohl ohne Raum-Zeit-Zusammenhang. Stattdessen findet Selbstbewegung statt, ein alles beherrschendes zwangsläufiges Geschehen, vom individuellen Wollen und Trachten abgekoppelt. Technik obsiegt, lautet die fatale Message, Natur wird zum Material deklassiert.

Die Veränderung des Blickwinkels auf Technik veränderte Schifflings Arbeitsmittel. Als Maler in "orthodoxer“ Malerei ausgebildet, verlegte er sein Atelier ins Cyberspace. In seinen jüngsten Werken mischen sich klassische mit digitalen Herstellungsmethoden. Dabei hält Schiffling an der alten, freilich elektrifizierten und hochbeschleunigten Bearbeitung der Kupferplatten (für Kaltnadel und Aquatinta) ebenso fest wie an lasierender Ölmalerei auf Leinwand. Im Ergebnis sind nunmehr in klug erfundenen Verfahren digital erzeugte Einlagen ins Bildgeschehen montiert, so dass der Bildbetrachter - und dies zumal bei den Leuchtkästen - staunend die Frage stellt, wie dies gemacht wurde.

Neuerdings zitiert der Künstler eigene Konstrukte und Arbeiten früherer Künstler wie Pieter Brueghels "Turmbau zu Babel“. Erinnerungen an Natur kommen herein, zitiert aus Seurat oder Monet. Damit öffnet Schiffling seinen Bildern einen weiteren inhaltlichen Raum. Sein Weg, den der Besucher der Ausstellung nachvollziehen mag, geht vom konstatierenden Protest, von der unerbittlichen Kritik über manche aufrührerische Positionen bis hin zu der melancholisch Frage, wie ein besseres Leben noch sein könnte.

Eröffnung
Die Ausstellung "Ich werde selbst zum Rad! Zur Maschine?“ von Wolfgang Schiffling wird am Pfingstsonntag, 8. Juni 2003, um 11 Uhr im Lichthof der TU Berlin eröffnet.

Ausstellungsdauer
8. Juni bis 9. Juli 2003, täglich von 9 bis 21 Uhr 

Finissage
9. Juli 2003, 12 Uhr, anlässlich des Richtfestes der neuen VOLKSWAGEN Universitätsbibliothek der TU Berlin und der Universität der Künste (UdK)

Ort
Lichthof der Technischen Universität Berlin, Hauptgebäude, Straße des 17. Juni 135, 10623 Berlin

Ausstellungskatalog
www.wolfgang-schiffling.de

Ansprechpartner für die Presse
Für Interview- und Fototermine sowie für Journalistenrundgänge mit dem Künstler vereinbaren Sie bitte einen Termin mit dem Atelier Wolfgang Schiffling. Ansprechpartnerin ist Frau Jutta Hinkel. Fotos zum Downloaden finden Sie auf der Homepage unter der Rubrik "Presse“.

Atelier Wolfgang Schiffling
- Pressearbeit- , Frau Jutta Hinkel, Kreuznacher Straße 38, 14197 Berlin, Telefon: 030/8228693, mobil: 0175/1613527, www.wolfgang-schiffling.de