[TU Berlin] Medieninformation Nr. 236 - 20. September 2004 - Bearbeiter/in: bk


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SPERRFRIST: 27.9.2004, 16.00 Uhr

Impulsgeber für Technik und Gesellschaft

Joachim Milberg und Jürgen Mittelstraß erhalten die Ehrenpromotion der TU Berlin

Weitere Informationen:
100 Jahre IWF im Internet
Medieninformation Nr. 242 vom 27. September 2004
Medieninformation Nr. 241 vom 27. September 2004
Medieninformation vom 15. September 2004
Medieninformation Nr. 214 vom 19. August 2004

Die TU Berlin nimmt das 100-jährige Jubiläum ihres Instituts für Werkzeugmaschinen und Fabrikbetrieb (IWF) zum Anlass, zwei Ehrendoktorwürden zu vergeben. Zum einen verleiht sie Prof. Dr.-Ing. Dr. h.c. mult. Joachim Milberg in Anerkennung seiner hervorragenden Beiträge zu technologischen Innovationen in Wissenschaft und Wirtschaft sowie seiner hohen Verdienste um die Weiterentwicklung des Selbstverständnisses der Technikwissenschaften die Ehrendoktorwürde (Dr.-Ing. E.h.). Zum anderen wird Prof. Dr. phil. Dr. h.c. mult. Jürgen Mittelstraß für seine großen Verdienste um die wissenschaftstheoretische Deutung des technologischen Fortschritts und dessen Einbindung in die kulturelle Entwicklung der Gesellschaft mit der Ehrendoktorwürde ausgezeichnet. Die Ehrungen finden im Rahmen der Feierlichkeiten zum 100-jährigen Bestehen des Instituts für Werkzeugmaschinen und Fabrikbetrieb der TU Berlin statt. 

Zur Verleihung der Ehrendoktorwürden möchten wir Sie hiermit herzlich einladen.

Zeit: am Montag, dem 27. September 2004, 16.00 Uhr
Ort: TU Berlin, Hauptgebäude, H104/Lichthof, Straße des 17. Juni 135, 10623 Berlin

Der Wissenschaftler und Manager Joachim Milberg

Mit Prof. Milberg, Aufsichtsratsvorsitzender der BMW AG und Präsident der acatech (Konvent für Technikwissenschaften der Union der deutschen Akademien der Wissenschaften e.V.), ehrt die TU Berlin einen Absolventen aus den eigenen Reihen, der sein "Handwerk" von Grund auf gelernt hat. Der 1943 in Verl (Westfalen) geborene Joachim Milberg startete seine Karriere mit einer Lehre als Maschinenschlosser. Nach einem Studium der Fertigungstechnik an der Staatlichen Ingenieurschule in Bielefeld, begann er 1966 mit dem Studium des Maschinenwesens an der TU Berlin, ebenfalls in der Fachrichtung Fertigungstechnik. Zwischen 1970 und 1972 arbeitete er als Wissenschaftlicher Assistent am Institut für Werkzeugmaschinen und Fertigungstechnik der TU Berlin unter der Leitung von Prof. Dr.-Ing. Dr. h.c. mult. Günter Spur und schloss hier seine Promotion mit Auszeichnung ab. Von 1972 bis Anfang der achtziger Jahre arbeitete er in leitender Funktion in der Werkzeugmaschinenfabrik Gildemeister in Bielefeld. 1981 folgte er dem Ruf auf eine Professur an die TU München. Bis 1993 war er hier Leiter des Instituts für Werkzeugmaschinen und Betriebswissenschaften, das er zu hoher internationaler Leistungsfähigkeit ausbaute. 

1993 nahm Joachim Milberg das Angebot der BMW AG an, als Mitglied des Vorstandes den Geschäftsbereich Produktion zu leiten. 1999 wurde er Vorstandsvorsitzender der BMW AG. Milberg übernahm den Vorsitz in einer für die BMW AG schwierigen Zeit, da die Übernahme der Rover-Gruppe das Unternehmen in eine schwere Krise gestürzt hatte. Ihm gelang es, in den folgenden Jahren durch eine konsequente Umstrukturierung der BMW Group und eine gelungene Modellpolitik neue Unternehmensrekorde zu erreichen. 2002 legte er auf eigenen Wunsch den Vorstandsvorsitz ab. Seit Mai 2004 ist Joachim Milberg der Vorsitzende des Aufsichtsrates des Konzerns. 

Ein Brückenbauer zwischen Wissenschaft und Wirtschaft
Geprägt ist das berufliche Wirken Milbergs durch den ständigen Wechsel und Austausch zwischen Wissenschaft und Wirtschaft. Nach Beendigung seiner aktiven Zeit als Wissenschaftler und Manager hat sich Joachim Milberg in den Dienst eines intensiven Dialogs zwischen Wissenschaft, Wirtschaft und Politik gestellt. Seit 2002 ist er Präsident des neugegründeten Konvents für Technikwissenschaften der Union der deutschen Akademien der Wissenschaften e.V. (acatech). Acatech will über wissenschaftliche und nationale Grenzen hinweg die Bedeutung von zukunftsweisenden Technologien hervorheben und eine Brücke schlagen zwischen Wirtschaft, Wissenschaft, Politik und Gesellschaft. Joachim Milberg ist es innerhalb kurzer Zeit gelungen, sowohl die Technikwissenschaftler für acatech zu begeistern als auch Persönlichkeiten der Wirtschaft von dieser Idee zu überzeugen. Für seine technisch-wissenschaftlichen Leistungen wurde Joachim Milberg bereits mit zahlreichen Auszeichnungen geehrt. Er ist Träger des Bundesverdienstkreuzes und des Bayerischen Verdienstordens. Darüber hinaus sind ihm bereits drei Ehrendoktorwürden (Universität Ljubljana, Slowenien, Universität Hannover, Universität Cranfield, England) verliehen worden. 

Der Philosoph Jürgen Mittelstraß

Ungewöhnlich bei der Ehrung für Jürgen Mittelstraß erscheint die Tatsache, dass ein Philosoph mit dem Ehrendoktor der Ingenieurwissenschaften ausgezeichnet wird. Bei Betrachtung seines Lebenswerks erklärt sich diese Anerkennung. Der 1936 in Düsseldorf geborene Mittelstraß studierte an den Universitäten Erlangen, Bonn und Hamburg die Fächer Philosophie, Germanistik und evangelische Theologie. Bereits im Alter von 25 Jahren schloss er seine Promotion im Fach Philosophie an der Universität Erlangen ab. Er habilitierte sich 1968 und wurde mit 34 Jahren Ordinarius für Philosophie und Wissenschaft an der Universität Konstanz, wo er noch heute wirkt. 

Das zentrale Thema seiner Arbeit liegt in einer kritischen Auseinandersetzung mit der Wissenschaft. Zum einen geht es ihm um die Erforschung und Begründung wissenschaftlicher Methodik, zum anderen um die Funktion der Wissenschaft in unserer Gesellschaft, in der Politik und um die Folgewirkungen von Wissenschaft. Damit geht auch die Auseinandersetzung mit der Technik einher, die zunehmend durch die Wissenschaft bestimmt wird und die wiederum die Wissenschaft verändert. Er beschäftigt sich mit der Frage, wie man Wissenschaft in einer modernen, technisierten Welt betreibt, wie man sie verantwortungsvoll gestaltet und wie man technologische Innovationen fördern kann. Zwar werden die Technikwissenschaften von der Idee der Vernunft getragen, jedoch gibt es in der Realität eine Differenz zwischen technischem Verstand und praktischer Vernunft. Mittelstraß fordert in diesem Zusammenhang eine innovative Vernunft, die zu einem verantwortlichen Fortschritt führen könnte. 

Ein gefragter Kritiker
Jürgen Mittelstraß gilt als ein wichtiger Impulsgeber der kultur- und gesellschaftskritischen Diskussion in Deutschland und weit darüber hinaus. Er ist ein Philosoph, der sowohl in seinen Schriften als auch in seinem wissenschaftspolitischen Engagement in Gremien und in der Öffentlichkeit als Aufklärer wirkt. In zahlreichen Kommissionen und Gremien des Wissenschaftsbetriebs hat er seine wissenschaftstheoretischen Erkenntnisse umgesetzt. Er war Dekan und Mitglied des Akademischen Senats der Universität Konstanz, Gutachter, Koordinator und Mitglied der Senatskommission der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) sowie Mitglied des Wissenschaftsrates. Lang ist auch die Liste der Preise und Auszeichnungen, die er erhalten hat. Er hat bereits die Ehrendoktorwürde der Universität Pittsburgh, der HU Berlin und der Universität Iasi (Rumänien). Jürgen Mittelstraß ist Träger des Verdienstordens des Landes Berlins und des Verdienstkreuzes 1. Klasse. Sowohl Joachim Milberg als auch Jürgen Mittelstraß sind Mitglied der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften (BBAW).


Weitere Informationen erteilt Ihnen gern: Prof. Dr.-Ing. Günther Clauss, Dekan der Fakultät V Verkehrs- und Maschinensysteme der TU Berlin, Tel.: 030/314-23105, E-Mail: clauss@ism.tu-berlin.de

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