[TU Berlin] Medieninformation Nr. 264 - 20. Oktober 2004 - Bearbeiter/in: bk


[TU Berlin] [Pressestelle] [Medieninformationen] [<<] [>>]


ACHTUNG: SPERRFRIST FÜR DEN SCHERING-PREIS, 8. NOVEMBER 2004, 16:00 UHR

Evolution im Reagenzglas

Einladung zur Bohlmann-Vorlesung und zur Schering-Preisverleihung an der TU Berlin

Traditionell gibt es im Herbst am Institut für Chemie der TU Berlin zwei Veranstaltungen, die das Institut gemeinsam mit der Schering-Stiftung durchführt. So findet auch in diesem Jahr die Bohlmann-Vorlesung und Preisverleihung des Schering-Preises statt. 

Die Bohlmann-Vorlesung wurde nach der Emeritierung des langjährigen Leiters des Instituts, des 1991 verstorbenen Prof. Dr. Ferdinand Bohlmann, eingerichtet. Für diese Veranstaltung, die über den Rahmen einer gewöhnlichen wissenschaftlichen Vorlesung hinaus geht, wählen die Veranstalter gemeinsam herausragende Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen aus. Die diesjährige Bohlmann-Vorlesung hält Prof. Dr. Manfred T. Reetz vom Max-Planck-Institut für Kohleforschung. Der Schering-Preis wird seit 1986 durch die Gesellschaft von Freunden der TU Berlin für hervorragende Dissertationen auf dem Gebiet der Chemie vergeben und ist mit 5.000 Euro dotiert. In diesem Jahr wird Dr. Konrad Koszinowski mit dem Preis geehrt.

Wir laden Sie recht herzlich zur Bohlmann-Vorlesung und der anschließenden Schering-Preis-Verleihung ein:

Zeit: am Montag, dem 8. November 2004, 16.00 Uhr c.t.
Ort: TU Berlin, Altes Chemiegebäude, Hörsaal C 130, Straße des 17. Juni 115, 10623 Berlin

Bohlmann-Vorlesung:
"Gerichtete Evolution enantioselektiver Enzyme" ist der Titel des Vortrages, den Prof. Dr. Manfred T. Reetz vom Max-Planck-Institut für Kohleforschung, Mühlheim/Ruhr hält. Von der Natur geschaffene Biokatalysatoren, insbesondere Enzyme, können chemische Reaktionen mit hoher Präzision steuern. Sie sind oft in der Lage, dreidimensionale Strukturen, von denen es zwei Formen gibt, die sich wie Bild und Spiegelbild verhalten, jeweils gezielt aufzubauen. Es wird eine neue entwickelte Methode vorgestellt, mit der die in der Natur während Millionen Jahren abgelaufene Evolution im Reagenzglas im Zeitraffertempo nachvollzogen wird und zur gerichteten Evolution sehr effizienter Enzyme genutzt wird.

Der 1943 geborene Manfred Reetz studierte Chemie an der Washington University, St. Louis und University of Michigan, Ann Arbor (USA) und promovierte 1969 an der Universität Göttingen und habilitierte sich 1974 an der Universität Marburg. Nach verschiedenen Professuren im In- und Ausland ist er seit 1991 Direktor am Max-Planck-Institut für Kohlenforschung. Zu seinen Forschungsschwerpunkten gehören die Synthetische Organische Chemie, die Biokatalyse, Selektive Katalysatoren und Nanostrukturierte Metall- und Metalloxid-Kolloide.

Zum Preisträger des Schering-Preises

“Gaseous Platinum Clusters – Versatile Models for Heterogeneous Catalystsö lautet der Titel der Disseration von Konrad Koszinowski, die er am Institut für Chemie bei Prof. Dr. Drs. h.c. Helmut Schwarz geschrieben hat. Im Mittelpunkt seiner Betrachtung lagen sog. Platincluster. Viele wichtige Prozesse in der chemischen Industrie setzen Metalle wie Platin als Katalysatoren ein. Es ist jedoch sehr schwierig, die Reaktionen an der Metalloberfläche direkt zu verfolgen, wodurch der genaue Ablauf vieler Reaktionen unklar ist. Ein besseres Verständnis ist hier nicht nur von akademischem Interesse, sondern auch für eine gezielte Weiterentwicklung der eingesetzten Katalysatoren erforderlich. Ein möglicher Ansatz besteht darin, nicht die komplexen Metalloberflächen, die aus unzähligen Atomen bestehen, zu untersuchen, sondern stark vereinfachte Modellsysteme. Konrad Koszinowski beschäftigte sich mit Aggregaten aus bis zu fünf Platinatomen, die so genannten Platincluster, die außerdem eine einfache positive Ladung tragen, was notwendig ist, um sie mittels Massenspektometrie nachweisen zu können. Die Reaktivität dieser Cluster lässt sich in der Gasphase sehr detailliert studieren. In seiner Untersuchung hat er zunächst die Reaktivität dieser Cluster gegenüber verschiedenen Gasen (Wasserstoff, Sauerstoff, Methan usw.) untersucht. Dabei zeigte sich, dass das Verhalten der Cluster durchaus dem industrieller Katalysatoren ähnelt und die Cluster somit als Modellsysteme sinnvoll erscheinen. Konzentriert hat sich Konrad Koszinowski in diesem Zusammenhang auf die Reaktion der Cluster mit Methan. Es besteht ein großes wirtschaftliches Interesse, Methan (Hauptbestandteil von Erdgas) in andere, nützlichere Stoffe umzuwandeln. Solche Untersuchungen tragen dazu bei, die chemischen Prozesse auf molekularer Ebene zu verstehen.

Der 1976 in Hamburg geborene Konrad Koszinowski studierte Chemie an den Universitäten Hamburg und München. Während der Studienzeit war er Stipendiat der Studienstiftung des deutschen Volkes. Zwischen 2000 und 2003 promovierte er bei Prof. Dr. Drs. h.c. Helmut Schwarz am Institut für Chemie der TU Berlin. Hierfür erhielt er ein Kekulé-Stipendium der Stiftung Stipendium-Fonds des Verbandes der chemischen Industrie. Seit Anfang dieses Jahres arbeitet er als Postdoktorand im Department of Chemistry an der Stanford University. Sein Aufenthalt wird durch ein Emmy-Noether-Stipendium der Deutschen Forschungsgemeinschaft gefördert.


Weitere Informationen erteilt Ihnen gern: Bettina Klotz, Presse- und Informationsreferat der TU Berlin, Tel.: 030/314-27650/ - 22919, E-Mail: pressestelle@tu-berlin.de oder Christel Hecht, Geschäftsstelle Gesellschaft von Freunden der TU Berlin e.V., Tel.: 030/314-23758

Impressum