Medieninformation Nr. 30 - 2. Februar 2004 - Bearbeiter/in: sn |
Mit VISNET installiert die EU auf dem Multimedia-Sektor ein neues europäisches Exzellenzzentrum zur Förderung herausragender Forschungseinrichtungen. Das Fachgebiet Nachrichtenübertragung der TU Berlin gehört dazu
Von der Europäischen Union (EU) ist ein neues "Network of Excellence“ ins Leben gerufen worden - VISNET. Das steht für "Networked audiovisual media technologies“.
Zu diesem europaweit vernetzten Exzellenzzentrum hervorragender Forschungseinrichtungen gehört auch das Fachgebiet Nachrichtenübertragung an der Technischen Universität Berlin, das Professor Dr.-Ing. Thomas Sikora seit zwei Jahren erfolgreich leitet. Angesiedelt ist es am Institut für Telekommunikationssysteme.
In den so genannten "Networks of Excellence“ fördert die EU herausragende Institutionen, die auf innovativen Forschungsfeldern im wahrsten Sinne des Wortes exzellente und renommierte Forschung betreiben. Diese Netzwerke sind ein völlig neues Instrumentarium des 6. Forschungsrahmenprogrammes der EU zur Förderung der Wissenschaft. Ziel dieser EU-Exzellenzzentren ist, die Internationalität, also den wissenschaftlichen Austausch in der europäischen Forschung sowie gemeinsame Forschung über Ländergrenzen hinweg zu stärken und daraus neue Projekte zu entwickeln. Was in Deutschland die DFG-Forschungszentren sind, sind auf europäischer Ebene die "Networks of Excellence“.
VISNET ist ein solcher junger europäischer Forschungsverbund im Bereich Multimedia. Geforscht wird über alle Verwertungsstufen audiovisueller Multimedia-Inhalte. Die Themen decken einen Großteil der Aspekte ab, von der Erzeugung der Inhalte über deren Kompression, Speicherung, Indizierung und Suche und ihren Transport bis hin zur Darstellung und Verwertung beim Endnutzer. Auch die in Zukunft extrem wichtigen Technologien zum Schutz der Inhalte vor Verfälschung, Raub der Urheberrechte und Ähnlichem werden in diesem Verbund thematisiert. Neben der gemeinsam abgestimmten und sich gegenseitig befruchtenden Forschung wird VISNET auch die Öffentlichkeit von der Forschung profitieren lassen - durch Lehrgänge und Veröffentlichungen rund um diese Thematik.
Sieben solcher Verbünde mit dem Forschungsschwerpunkt "Networked audiovisual systems“ hatten sich in Brüssel beworben, zwei wurden nun als Exzellenz-Netzwerke in einem strengen Gutachter-Verfahren von der EU für zwei Jahre mit der Option auf eine dreijährige Verlängerung bewilligt.
15 Institutionen - neun Universitäten, drei Industrieunternehmen sowie drei außeruniversitäre Forschungseinrichtungen - aus neun europäischen Ländern sind in VISNET zusammengeschlossen.
Die Technische Universität Berlin ist Koordinator für die Forschungsaktivitäten von VISNET und innerhalb des Verbundes zweitstärkster Partner bezüglich des Forschungspensums nach der University of Surrey (Großbritannien), die die Hauptverantwortung innehat und auch den administrativen Sitz von VISNET stellt.
Diese Spitzenstellung der Berliner Wissenschaftler resultiert daraus, dass nahezu alle Forschungsgebiete, die in VISNET eine Rolle spielen, zu den Feldern passen, zu denen an Professor Sikoras Fachgebiet Nachrichtenübertragung geforscht wird. Zudem hat sich hier ein forschungsstarkes Team zusammengefunden, was in der Einwerbung von Drittmitteln und in den Publikationen sichtbar wird. Seit 20 Jahren arbeiten TU-Wissenschaftler erfolgreich an neuesten Verfahren der Audio-, Sprach- und Videokompression. Sie können zudem auf eine langjährige, erfolgreiche Arbeit in der Moving Picture Experts Group (MPEG), einer Arbeitsgruppe der internationalen Organisation für Standardisierung (ISO), verweisen. Zwischen 1990 und 2001 waren Wissenschaftler des früheren Fachgebietes Fernmeldetechnik, jetzt umbenannt in Nachrichtenübertragung, als Vorsitzende der MPEG Audio- und Videogruppen bei der ISO führend an der Entwicklung von MPEG-Standards verantwortlich. Unter der Leitung von Professor Peter Noll und Professor Thomas Sikora wurden so erfolgreiche Verfahren wie die MPEG-2 Audiokompression, MP3, der MPEG-4 Video-Standard und der MPEG-7 Video-Standard erarbeitet und standardisiert. Jüngster Erfolg des Forschungsteams um Professor Sikora ist das von Tilman Liebchen entwickelte "Lossless Audio Coding“, ein Verfahren, mit dem sich Musikdaten verlustfrei komprimieren lassen, und das wahrscheinlich in diesem Jahr zum internationalen Industriestandard "MPEG-4 Lossless Audio Coding“ erhoben wird.
Gefördert wird Sikoras Fachgebiet im Rahmen von VISNET mit 650 000 Euro über fünf Jahre. Den TU-Wissenschaftlern soll damit die Teilnahme an internationalen Kongressen ermöglicht und Forschungsaufenthalte finanziert werden.
"Ziel des Netzwerkes ist es, VISNET quasi als Qualitätslabel für international vernetzte Forschung weltweit zu etablieren“, so TU-Professor Thomas Sikora.