[TU Berlin] Medieninformation Nr. 201 vom 1. September 2005 - Bearbeiter/-in: pp


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Schüler, Gräber und Gelehrte

Tag des Offenen Denkmals - Wissenschaftler der TU Berlin erklären historische Stätten Berlins

Idyllisch im Norden Berlins liegt Scharfenberg als eine von sieben Inseln im Tegeler See. Sie hat eine wechselvolle Geschichte hinter sich, wurde schon in prähistorischer Zeit genutzt und beherbergt heute das Berliner Gymnasium und Internat "Schulfarm Insel Scharfenberg". Am 11. September, dem Tag des Offenen Denkmals, führen die Studierenden des Masterstudiengangs Denkmalpflege der TU Berlin über die Insel und präsentieren die Ergebnisse ihres Jahresprojekts, die städtebauliche und denkmalpflegerische Erfassung des gesamten Gebäude- und Landschaftsensembles. Mit seinem Schwerpunktthema Krieg und Frieden präsentiert der Masterstudiengang Denkmalpflege am Tag des Offenen Denkmals weitere historische Stätten Berlins und Umgebung.

Ausgrabungen bestätigen, dass die heutige Schulfarm Insel Scharfenberg schon in prähistorischer Zeit eine Siedlungs- und Begräbnisstätte germanischer und slawischer Stämme war. Im Mittelalter gehörte die mehr als 20 Hektar große Insel zum Benediktinerinnenkloster in Spandau und war später zeitweilig im Besitz der Familie von Humboldt. Der Wissenschaftler und Ornithologe Carl August Bolle legte ab 1867 einen so genannten dendrologischen Garten mit exotischen Gewächsen an. Einige seiner Pflanzen und Wegeanlagen sind heute noch sichtbar. 1921 gründete der Studienrat Wilhelm Blume dort eine Reformschule, die nach wechselvoller Geschichte zu dem heutigen Internat und Gymnasium mit rund 400 Schülern wurde.

Im vergangenen Jahr beschäftigten sich 28 Studierende des Masterstudiengangs Denkmalpflege eingehend mit der Schulfarm Insel Scharfenberg. Dabei wurde die Stallscheune von 1777, das älteste Gebäude der Insel, in einem großen Maßstab detailliert aufgemessen und mit weiteren Methoden der Bauforschung genau untersucht. Anschließend kartierten die Studierenden die Schäden und erarbeiteten eine nachhaltige Sanierungs- und Maßnahmenplanung. Zusätzlich wurde der gesamte bauliche Bestand der Insel erfasst. Dazu gehören Fährhaus, Schulhaus und Kunsthaus aus den Zwanziger- und Dreißigerjahren sowie die in den Fünfziger- und Sechzigerjahren entstandenen Schülerwohnhäuser, das Zentralhaus und der Biopavillon. Dieser Bau aus dem Jahr 1965 dokumentiert den Abschluss des Ausbaus der Schulfarm. Die Studierenden schlagen je nach Zustand der Gebäude unterschiedliche Reparatur- und bauphysikalische Verbesserungsmaßnahmen vor, die die Individualität erhalten und dennoch eine behutsame denkmalpflegerische Modernisierung und Erhöhung des Ausstattungsstandards und der Nutzbarkeit darstellen.

Ausstellung und stündliche Führungen
Ort: Insel Scharfenberg, 13505 Berlin
Beginn: 11. September 2005, 11 bis 15 Uhr

Potsdam-Mittelmark - Groß Glienicke - Das Potsdamer Tor
Das Potsdamer Tor entstand 1903 als Eingangsensemble eines ehemaligen Rittergutes. Die zu den frühesten Betonbauten der Region zählende Baugruppe überstand den Zweiten Weltkrieg nahezu unbeschädigt. Ihr Zerstörungsprozess nahm erst während des Kalten Krieges seinen Lauf. Durch die Lage im ehemaligen Grenzgebiet und der dadurch fehlenden Instandhaltung befindet sich die bauliche Substanz der Baugruppe heute in einem desolaten Zustand.

Führung
Ort: Am Park - an der Potsdamer Chaussee (B2), 14476 Groß Glienicke (Potsdam-Mittelmark)
Beginn: 14 Uhr

Kaskaden am Lietzensee
Der Stadtpark von 1824 wurde mehrfach umgestaltet: 1906 von Toebelmann und Brettschneider, 1919/20 vom Charlottenburger Stadtgartendirektor Erwin Barth. Kurz nach dem Bau der Lietzenseebrücke (1904) sowie nach baulichen Veränderungen am Seeufer setzte im Lietzensee eine Algenblüte ein, die sich von Jahr zu Jahr verstärkte. Als der See im heißen Sommer 1911 auszutrocknen drohte, wurde die Entwicklung eines komplexen Brunnen- und Rohrsystems beschlossen. Je nach Bedarf sollte so Seewasser aus dem Nord- zum Südteil gepumpt oder Trinkwasser eingespeist werden. Um das Wasser mit Sauerstoff anzureichern, wurde am südlichen Lietzensee, auf dem Dernburgplatz, die Große Kaskade (1912 von Erwin Barth und Heinrich Seeling) errichtet. Dieses Bauwerk trug zur erfolgreichen, weltweit ersten Seesanierung dieser Art bei.

Vortrag mit anschließender Führung
Ort: Südspitze Lietzensee, am ehemaligen Dernburgplatz/zwischen Dernburgstr. 4 - 12, 14057 Berlin
Beginn: 14 Uhr

Mies-van-der-Rohe-Haus
Das Haus wurde 1932 von Mies van der Rohe gebaut. Der Bauherr Karl Lemke war Besitzer einer Berliner Druckerei und graphischen Kunstanstalt. Der eingeschossige L-förmige Ziegelbau mit Flachdach ist der letzte Bau von Mies van der Rohe vor seiner Emigration. Das öffentlich zugängliche Baudenkmal wurde von 2000 bis 2002 in Stand gesetzt. Das Mies-van-der-Rohe-Haus als "Lebendiges Baudenkmal" war Thema einer Abschlussarbeit im Masterstudiengang Denkmalpflege.

Führung
Ort: Oberseestr. 60, 13053 Berlin-Hohenschönhausen
Zeit: 15 Uhr

Wasserturm des ehemaligen Stammlagers
Der um 1910 errichtete Wasserturm befindet sich in einem ehemaligen Militärlager zwischen Zossen und Wünsdorf und diente dort der Eigenversorgung der Truppen. Seit dem Abzug der letzten russischen Streitkräfte 1994 ist er ungenutzt. Eine Besichtigung ist aufgrund von Schäden in der Bausubstanz nicht möglich, aber im Nachbargebäude, dem ehemaligen Kleinen Haus der Offiziere, werden eine 2004/2005 angefertigte Masterarbeit über den Turm sowie Bilder und eine Ausstellung über die Wassertürme des Landkreises Teltow-Fläming gezeigt.

Ort: Zehrensdorfer Straße, 15838 Wünsdorf Waldstadt (Bücherstadt)
Zeit: 12 bis 16 Uhr

Max-Kreuziger-Schule
Das Schulgebäude im Stil des sozialistischen Neoklassizismus wurde 1953 - 54 nach Plänen von Hans Schmidt errichtet. Der Bau legt in eindrucksvoller Weise Zeugnis von einer frühen Entwicklungsphase des Bauwesens der DDR zu Beginn der 1950er Jahre ab, in der eine zunehmende politische Einflussnahme auf das Bauen ihren Ausdruck in der Gestaltvorgabe des Stils der "nationalen Traditionen" findet. Die Führung beinhaltet die Begehung des Schulhofes und einiger Räume.

Führungen:
Ort: Böcklinstr. 1 - 5, 10425 Berlin-Friedrichshain
Zeit: 13 Uhr, 15 Uhr, 17 Uhr
 


Weitere Informationen erteilt Ihnen gern: Univ.-Prof. Dr.-Ing. Dorothée Sack, Technische Universität Berlin, Institut für Baugeschichte, Architekturtheorie und Denkmalpflege, Tel.: 030/314-79612, E-Mail: msd@tu-berlin.de

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