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Studierende der TU Berlin entwickelten ein System zur Neuordnung der Zentralen Orte des Bundeslandes
Wohnsiedlungen stehen leer, Einrichtungen werden kaum genutzt. Das Land Brandenburg schrumpft. Um fast 200 000 Menschen soll es im Jahr 2020 ärmer sein. Bislang wird das Land nach einem ausgeklügelten System "zentraler Orte" verwaltet, die in städtischen und dünn besiedelten ländlichen Gebieten gleiche Lebensbedingungen schaffen sollen. Doch mit dem demografischen Wandel und den spärlicher fließenden öffentlichen Mitteln funktioniert das System nicht mehr. Bis zum Jahr 2007 will sich das Land Brandenburg nun mit einem überarbeiteten Landesentwicklungsplan neu ordnen. Ideen dafür erhielt es jetzt von Studierenden der Stadt- und Regionalplanung der TU Berlin.
Die angehenden Stadt- und Regionalplanerinnen und -planer der TU Berlin schlagen ein klares dreistufiges System vor. Statt der bisher sieben Hierarchiestufen soll es nur noch drei geben: Ober-, Mittel- und Nahbereichszentren. Neben den bisherigen vier Oberzentren Brandenburg an der Havel, Cottbus, Frankfurt (Oder) und Potsdam soll der strukturschwache Norden Brandenburgs mit Eberswalde und Neuruppin zwei Oberzentren erhalten. Diese sollen Kultur, höhere Gesundheitsversorgung, höhere Bildung und Behörden organisieren. Damit hätte jede Planungsregion ein Oberzentrum als Identifikationspunkt. Die Zahl der Mittelzentren sollte dagegen von 33 auf 19 reduziert werden. Dort sollen Ärzte, Krankenhäuser, Betreuungseinrichtungen in Bildung und Sport angesiedelt sein und regional bedeutende Wirtschaftsstandorte begründen.
Ihre Empfehlungen für ein neues System stellten die Studierenden den maßgeblichen Fachleuten und Experten vor: 23 Vertreter der Gemeinsamen Landesplanung, der Regionalen Planungsgemeinschaften, der Landtagsfraktionen sowie aus Landkreisen und Städten hatten sich zu einem Workshop in der TU Berlin eingefunden, um die Ideen der Studierenden zu begutachten und für ihre Planung zu berücksichtigen.
Mit der Neustrukturierung der zentralen Orte soll ein eindeutiges System etabliert werden, mit dem einerseits die gleichwertigen Lebensverhältnisse und die Versorgung der Bevölkerung gesichert, andererseits öffentliche Finanz- und Fördermittel konzentrierter eingesetzt werden können als bisher. Durch die Konzentration erhielte das Zentrale-Orte-System seine raumordnerische Steuerungsfunktion zurück.
Die Vorschläge stießen auf positive Kritik der Fachleute. Sie begrüßten und würdigten die Arbeit der Studierenden, die den Bemühungen um die notwendige Neufassung des Zentrale-Orte-Systems neue Impulse gäbe. Im Vorfeld hatten sich die Studierenden mit den Ursachen und Folgen des starken Bevölkerungsrückganges in Brandenburg beschäftigt. Aufgabenfelder und Inhalte der Landesplanung wurden analysiert, Planwerke anderer Bundesländer untersucht, Exkursionen durchgeführt sowie mit Experten der Regionalen Planungsgemeinschaften und der Stadtplanungsämter diskutiert. Wesentliche Kriterien für die Planung waren außerdem der Realisierungshorizont von 20 Jahren, die Bevölkerungsprognosen für diesen Zeitraum sowie die Erreichbarkeit der Orte mit öffentlichen Verkehrsmitteln.
Im Sommersemester wird das Projekt in enger Zusammenarbeit mit der Gemeinsamen
Landesplanungsabteilung und den Regionalen Planungsgemeinschaften fortgesetzt.