Medieninformation Nr. 119 vom 18. Mai 2006 - Bearbeiter/in: caba |
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Tagung des Zentrums für Antisemitismusforschung der TU Berlin / Einladung
Die Mehrgenerationenperspektive gehört wesentlich zum analytischen Handwerkszeug, um unbewusste Motive im aktuellen Denken, Fühlen, Handeln zu erforschen. Sie enthält sowohl eine familiär-individuelle als auch eine kollektive politisch-historische Dimension. Viele individuelle Probleme sind ohne historischen und politischen Kontext nicht zu verstehen und zu lösen. In Deutschland sind Fragen nach transgenerationalen familiären und kollektiven Vorstellungen und Konflikten vor dem Hintergrund der NS-Geschichte und der deutschen Teilung sowie ihrer langfristigen Folgen bis in die Gegenwart besonders schwierig.
Deshalb widmen sich nun das Zentrum für Antisemitismusforschung der TU Berlin gemeinsam mit dem Berliner Arbeitskreis für Beziehungsanalyse und dem Bundesverband Psychoanalytische Paar- und Familientherapie (BvPPF) diesem Thema. In der Zeit vom 26. bis 28. Mai 2006 veranstalten sie eine Tagung mit dem Titel "Die Vergangenheit in der Gegenwart. Familientherapie in historischem und politischem Kontext". Wir möchten Sie herzlich zu dieser Tagung einladen. Bitte weisen Sie auch in Ihrem Medium auf diese Veranstaltung hin:
Zeit: | Beginn am Freitag, dem 26. Mai 2006, um 19.00 Uhr |
Ort: | TU Berlin, Mathematikgebäude, Straße des 17. Juni 136, Raum MA 001, 10623 Berlin |
Hinweis: | Die Eröffnungsveranstaltung am Freitag und die Podiumsdiskussion am Samstag sind öffentlich und kostenfrei! Um Anmeldung wird gebeten (Ingeborg Medaris, Fax: 030/314-21136) |
Die Tagung stellt biografische Aspekte in den Mittelpunkt. Es geht darum, die Bedeutung der historischen Dimension einerseits und die Schlussstrich-Sehnsüchte andererseits in ihrer Dynamik im interdisziplinären Diskurs zwischen Psychotherapeutinnen und Psychotherapeuten, Historikerinnen und Historikern sowie Sozialwissenschaftlerinnen und Sozialwissenschaftlern zu erörtern.
Eröffnet wird die Tagung am Freitagabend mit einem Vortrag von Gesine Schwan, der Präsidentin der Europa-Universität Viadrina in Frankfurt/Oder, zum Problem historischer Schuld und ihrer Verarbeitung in der Gesellschaft und einer exemplarischen Familiengeschichte mit Stationen in Czernowitz, Sibirien und Regensburg. Die Biografie des Julius Wolfenhaut, der als Jude Opfer des Nationalsozialismus und des Stalinismus wurde, wird aus der Perspektive des Historikers (Wolfgang Benz, Leiter des Zentrums für Antisemitismusforschung der TU Berlin) und des Psychoanalytikers (Wolfgang Söllner, Klinikum Nürnberg) dargestellt.
Am Samstag machen Vorträge zum psychoanalytischen Verständnis der Reinszenierung von Geschichte (Regine Lockot, Psychoanalytikerin) und über Sozialisationsprobleme der deutschen Vereinigungskrise (Alexander von Plato, Historiker) die Dimensionen des Problems Vergangenheit in der Gegenwart deutlich. Ihre Relevanz für die Zukunft der Gesellschaft wird in einer Podiumsdiskussion zu politischen und sozialen Perspektiven der Familientherapie vertieft, die vom RBB Inforadio übertragen wird. Darüber hinaus bieten 22 Workshops ein vielfältiges Themenspektrum zur vertieften Auseinandersetzung. Am Sonntag erweitern Vorträge prominenter Referenten (Horst-Eberhard Richter, Gießen; Mathias Hirsch, Düsseldorf; Peter Möhring, Gießen) das Verständnis für die öffentliche Bedeutung der Dynamik familiären Geschehens aus Sicht der Psychoanalyse.
Das vollständige Programm finden Sie im Internet unter http://www.Beziehungsanalyse-berlin.de.
Für die Teilnahme an dieser Veranstaltung wird ein Tagungsbeitrag erhoben (BvPPF-Mitglieder 140,00 €, Gäste 150,00 € und Studierende 80,00 €). Es besteht auch die Möglichkeit, Tageskarten zu erwerben.