Medieninformation Nr. 3 vom 4. Januar 2006 - Bearbeiter/in: bk |
Prof. Günter M. Ziegler und Dr. Florian Pfender vom DFG-Forschungszentrum MATHEON in Berlin erhalten renommierten amerikanischen Mathematik-Preis
Im Betreff stand "Congratulations!!!", im Absender stand ein ihm unbekannter
Frauenname. Fast hätte Prof. Günter M. Ziegler die Emailnachricht gelöscht, in
der Gewissheit, es sei wieder einer der üblichen "Lottogewinne". Aber dann war
er doch neugierig und sah, dass es diesmal wirklich eine Gewinnnachricht war:
Die Generalsekretärin der Mathematical Association of America (MAA) teilte ihm
mit, dass er gemeinsam mit Florian Pfender den "Chauvenet
Prize" der MAA erhalten soll. Ausgezeichnet werden die beiden Mathematiker
der Technischen Universität Berlin und des
DFG-Forschungszentrums MATHEON
für ihren Aufsatz "Kissing Numbers, Sphere Packings, and Some Unexpected Proofs",
der im September 2004 in der Zeitschrift "Notices" der American Ma-thematical
Society (AMS) erschienen ist. Der Preis ist einer der renommiertesten Preise für
Mathematiker in den USA. Er wird den beiden Berliner Wissenschaftlern am 13.
Januar auf der gemeinsamen Jahrestagung von MAA und AMS in San Antonio (Texas)
übergeben.
"Für mich kam der Preis völlig unerwartet - den Aufsatz hatte ich gar nicht als
große Leistung gesehen, weil wir darin keine eigene Forschung präsentieren,
sondern Fortschritte von anderen erklären", sagt Prof. Ziegler. Dabei geht es um
das "Kissing Number" Problem: Wie viele gleichgroße Kugeln kann man so um eine
feste Kugel gruppieren, dass sie sie alle gleichzeitig berühren? Die Frage ist
schon in der klassischen, drei-dimensionalen Version knifflig, und es gibt kein
einfaches Argument für die richtige Antwort (12). Die vier-dimensionale Version
des Problems galt lange als unangreifbar; 2003 hat der Russe Oleg Muslin es mit
einer brillanten neuen Idee gelöst. Der Artikel beschreibt begeistert die
geometrischen und algebraischen Ideen von Phillipe Delsarte, Noam Elkies, Henry
Cohn und Oleg Musin, mit denen sich hoch-dimensionale Kugelpackungsprobleme
lösen lassen. Das klingt abstrakt - solche Ergebnisse sind aber wichtig für die
Kodierungstheorie, sie ermöglichen unter anderem die Rekonstruktion von stark
verrauschten Satellitenfotos und das fehlerlose Abspielen von verkratzten CDs.
Die MAA ist eine der beiden großen Vereinigungen von Mathematikern in den
Vereinigten Staaten, mit über 30000 Mitgliedern. Der Preis ist nach dem
amerikanischen Mathematiker William Chauvenet benannt und wird seit 1924
jährlich verliehen. Unter den ersten Preisträgern war 1932 G. H. Hardy
("Schönheit ist der erste Test: Es gibt keinen dauerhaften Platz in dieser Welt
für hässliche Mathematik!"), unter den letzten war 2000 Don Zagier, Direktor des
Max-Planck-Instituts für Mathematik in Bonn.
Günter M. Ziegler (*1963) studierte in München und am M.I.T. in Cambridge
bei Boston Mathematik und Physik. Mit 24 promovierte er am M.I.T., mit 31 wurde
er Professor an der TU Berlin. Für seine Forschung wurde er unter anderem mit
einem Leibniz-Preis ausgezeichnet. Seit 1. Januar 2006 ist er Präsident der
Deutschen Mathematiker-Vereinigung (DMV). Er schreibt regelmäßig ü-ber
Mathematik, unter anderem in seinen Kolumnen "Mathematik im Alltag" und "Notizen
aus der MATHEON -Lounge" in den "Mitteilungen der DMV".
http://www.math.tu-berlin.de/~ziegler
Florian Pfender (*1973) studierte bis 1997 Mathematik an der TU Berlin,
ging dann als Austauschstudent an die Emory University in Atlanta, wo er 2002
promovierte. Seit 2003 ist er Postdoktorand am DFG-Forschungszentrum MATHEON.
Gemeinsam mit Prof. Ziegler betreibt er das MATHEON -Projekt "Dual methods for
special coloring problems", in dessen Rahmen auch der jetzt preisgekrönte
Aufsatz entstand.
http://www.math.tu-berlin.de/~fpfender/
Chauvenet-Preis: http://www.maa.org/Awards/chauvent.html
MATHEON: http://www.matheon.de