[Kapitel 2]

[TU Berlin]


TU Berlin - Rechenschaftsbericht des Präsidenten 1995/96

Kapitel 2 - Leistungsstand inLehre und Studium


2.1. Studierende nach Anzahl, Herkunft und Zusammensetzung

Seit Anfang der 90er Jahre verzeichnen alle deutschen Universitäten einen deutlichen Rückgang der Studiennachfrage und in der Folge einen gestiegenen Wettbewerb um Studienanfänger. Die Gründe für die sinkende Studierneigung sind vielfältig und haben nicht zuletzt mit den verschlechterten Berufsaussichten für Hochschulabsolventen zu tun. Die TU Berlin konnte sich diesem Trend nicht entziehen und ist besonders von den abnehmenden Studienanfängerzahlen in den ingenieurwissenschaftlichen Studiengängen betroffen. Die statistische Entwicklung der Immatrikulationsdaten weist jedoch seit dem Wintersemester 1994/95 erste Anzeichen einer Tendenzwende auf, wenngleich sich daraus noch keine längerfristig gültigen Aussagen ableiten lassen. Zumindest hat es aus heutiger Sicht den Anschein, daß der Tiefpunkt der Studiennachfrage überschritten ist. Dies gilt in besonderer Weise für die Planungs- und Sozialwissenschaften, aber auch - mit Ausnahme des Lehramtsstudiums - für alle anderen Fächergruppen.

Differenziert man die Studienanfänger nach dem angestrebten Studienabschluß, so ist im Wintersemester 1995/96 gegenüber dem Vorjahr eine Zunahme bei den Diplom- und Magisterstudiengängen zu erkennen sowie ein deutlicher Anstieg im Aufbaustudium, das in der Regel mit der Promotion abgeschlossen wird. Letzteres Phänomen kann auch als eine Antwort auf die erschwerten Wettbewerbsbedingungen am Arbeitsmarkt verstanden werden. Die allgemein schwierige Beschäftigungssituation fördert nämlich bei den Studierenden tendentiell die Bereitschaft, sich nach dem Diplom- oder Magisterabschluß noch weiter zu qualifizieren.

Der insgesamte Rückgang der Studierendenzahlen hängt nicht nur mit den sinkenden Studienanfängerzahlen zusammen, sondern auch mit einer im Durchschnitt gestiegenen Absolventenquote. Mit Blick auf die Fächergruppen gibt es nur bei den Planungs- und Sozialwissenschaften und den Magisterstudiengängen einen leichten Anstieg bei der Gesamtzahl der Studierenden. Die Anzahl der Studierenden in den Lehramtsstudiengängen weist im Wintersemester 1993/94 ein Maximum auf und sinkt seither wieder ab. Insgesamt betreiben derzeit 9% der Studierenden ein Lehramtsstudium. Die Naturwissenschaften sind gemessen an allen Studierenden mit einem Anteil von 8%, die Planungs- und Sozialwissenschaften mit 27%, die Magisterstudiengänge mit 11% und die Ingenieurwissenschaften mit 45% vertreten. Gemessen an den Planzahlen sind demnach die Natur- und Ingenieurwissenschaften um etwa je 2% unterrepräsentiert, während dieser Prozentsatz insbesondere bei den Magister- und Lehramtsstudiengängen positiv und damit über dem Planansatz liegend zu Buche schlägt.

Die Fächergruppenwahl der Studienanfänger führte zu einem Verteilungsmuster, das noch deutlicher von den Ansätzen des Hochschulentwicklungsplans (HEP III) abweicht. Bei den Studienanfängern sind die Ingenieurwissenschaften in rückläufiger Tendenz nur noch mit 42% vertreten und die Naturwissenschaften haben sich auf 7% stabilisiert. Ebenso liegt der Anteil der Lehramtsstudierenden mit 7% leicht unterhalb des Planansatzes. Nur die Planungsund Sozialwissenschaften weisen mit 29% und die Magisterstudiengänge mit 15% eine zunehmende Studiennachfrage auf.

Die Anteile deutscher und ausländischer Studierender und ihre geschlechtliche Verteilung ergeben sich aus der entsprechenden tabellarischen Übersicht. Danach sind Frauen mit einem Anteil von insgesamt 33,4% an der TU Berlin immatrikuliert. Diese Quote der weiblichen Studierenden hat in den 90er Jahren stetig zugenommen (1990: Frauenquote 29%) und der Anteil der deutschen Frauen beträgt dabei heute etwa 28%, während Ausländerinnen etwa 5% der Studentenschaft ausmachen.

Der Ausländeranteil beträgt im Wintersemester 1995/96 insgesamt 17,4% und ist damit ebenfalls in den 90er Jahren stetig angestiegen (1991: Ausländeranteil 16,2%), ohne den Wert von über 18% in den frühen 80er Jahren zu erreichen. Diese Größenordnung belegt die Attraktivität der TU Berlin für ausländische Studierende und gibt der Universität ein besonderes und unverwechselbares Profil in der deutschen Hochschullandschaft. Dies gilt auch angesichts der Erkenntnis, daß die im Wintersemester 1995/96 immatrikulierten 6.505 ausländischen Studierenden zu 25% Bildungsinländer mit deutschem Abitur sind.

Die ausländischen Studierenden kommen nach ihrer nationalen Herkunft zu 83% aus Entwicklungsländern und zu 13% aus den EU-Staaten. Vorrangige Entsendeländer sind die Türkei, die VR China, der Iran und Indonesien. Hinsichtlich der gewählten Studiengänge dominieren bei den Ausländern die Ingenieurwissenschaften, insbesondere die Elektrotechnik, der Maschinenbau und das Bauingenieurwesen, die Naturwissenschaften, insbesondere die Informatik, Chemie und Physik sowie die Wirtschafts- und Sozialwissenschaften, insbesondere die Betriebswirtschaftslehre und Architektur.


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