[Kapitel 4]

[TU Berlin]


TU Berlin - Rechenschaftsbericht des Präsidenten 1995/96

Kapitel 4 - Leistungsstand der Dienstleistungs- und Serviceeinrichtungen


4.4. Zentraleinrichtung Elektronenmikroskopie

Elektronenstrahltechniken stellen die universellsten und am weitesten verbreiteten mikroskopischen Techniken in den Naturwissenschaften, den Ingenieurwissenschaften, der Medizin und verwandten Gebieten dar. Es gehört zu elementaren Aufgaben einer technischen Universität, ihre Studierenden in diesen Techniken auszubilden, diese Techniken in der Forschung einzusetzen und weiterzuentwickeln. Für weite Bereiche der an unserer Hochschule stark vertretenen materialwissenschaftlichen Forschung sind elektronenmikroskopische Methoden von essentieller Bedeutung. Insofern besitzt der Beitrag der Zentraleinrichtung Elektronenmikroskopie (ZELMI) zur Lehre und Forschung für die TU Berlin einen erheblichen Stellenwert.

In Anbetracht der massiven Verknappung der Ressourcen muß allerdings die Frage gestellt werden, ob der augenblickliche organisatorisch/räumliche Rahmen tatsächlich den maximalen Return der eingesetzten Mittel bewirkt. Es wird gegenwärtig geprüft, inwieweit die Arbeit der ZELMI konsolidiert und mit Blick auf die Nutzungsinteressen der Fachbereiche effektiviert werden kann. Bei insgesamt steigender Nachfrage sind insbesondere Regelungen zu treffen, die lange Wartezeiten für die Gerätenutzung vermeiden und die bisher vorhandenen zeitlichen Engpässe deutlich abbauen. In diesem Zusammenhang muß die Universität bald eine ihrer wissenschaftlichen Einrichtungen beim Aufbau eines national und international wettbewerbsfähigen Zentrums für hochauflösende Transmissionselektronenmikroskopie unterstützen. Ansonsten gibt es bereits kurzfristige Probleme für materialwissenschaftliche TU-Ausbildungsgänge und Forschungseinrichtungen.

Die Erweiterung der Großgerätemeßtechniken der ZELMI durch die Übernahme einer vollständig sich selbst finanzierenden Arbeitsgruppe vom ehemaligen Werk für Fernsehelektronik in Oberschöneweide kann als gescheitert betrachtet werden. Eine weitere Verfolgung dieser Pläne in Anbetracht der personellen und räumlichen Situation der TU Berlin scheint im Augenblick nicht aussichtsreich zu sein.

Der für eine technische Universität essentielle Betrieb von Hochleistungsgeräten durch speziell geschultes Personal bedingt auch adäquate Aufstellungsbedingungen. Dies betrifft nicht nur die Geräteaufstellung in klimatisierten Räumen, sondern auch die räumliche Zusammenlegung der bisher zwei ZELMI-Standorte. Bei der teilweisen Abkehr von einem reinen Service-betrieb zu einem kontrollierten Selbstnutzerbetrieb wird auch die Ausbildungsfunktion der ZELMI gestärkt. Insofern ist die Aufgabe des Standortes Ernst-Reuter-Haus zu begrüßen. Dies ermöglicht einen effektiven Einsatz des bisherigen Personals und eine Ausdehnung des Selbstnutzerbetriebes.

Im Berichtszeitraum konnte mit der Unterstützung des Institutes für Technische Chemie die Ausstattung des Polyvar Lichtmikroskops um ein Spezialobjektiv im Wert von 6.500 DM, und eine hochempfindliche CCD-Dreichip-Kamera im Wert von 9.000 DM erweitert werden. Dadurch wurde die Fluoreszenzanwendung besonders für die Bereiche Chemie, Geologie und Biologie hinsichtlich kleiner, lichtschwacher Objekte bei geringer Randverzeichnung und hoher Farbtreue verbessert. Außerdem wurde für die Übertragung hochauflösender Bilder von den Rastermikroskopen und den Lichtmikroskopen ein CD-ROM-Schreiber beschafft. Nach den Raster-Elektronenmikroskopen Hitachi S 250 und S 2700 wurde ein weiteres Gerät, das Hitachi S 4000, mit einem Bildaufnahmesystem ausgerüstet, das die Übernahme der REM-Bilder in den Rechner ermöglicht.

Beim Transmissions-Elektronenmikroskop ist die Situation nach wie vor sehr unbefriedigend. Das veraltete Gerät (22 Jahre) ermöglicht keine Elementanalyse und erbringt auch bei störungsfreiem Betrieb nicht die heute verlangte und mit neueren Geräten erzielbare Auflösung. Als Notlösung wird deshalb zur Zeit versucht, ein gebrauchtes Gerät mit Analytik-Zusatz zu erwerben. Im Jahre 1995 wurden insgesamt 173 Benutzer aus 8 Fachbereichen (43 Instituten/Arbeitsgruppen) und 6 externe Einrichtungen der öffentlichen Hand sowie 2 außeruniversitäre Benutzer mit Servicearbeiten unterschiedlichster Art bedient. Mit den Hauptkontingenten waren die Fachbereiche 4, 5, 6, 9 und 11 vertreten.

Die Teilnehmer der Lehrveranstaltungen kamen hauptsächlich aus vier Fachbereichen (FB 4, 5, 6, 7 und 9) sowie dem Lette-Verein (Technische Berufsfachschule). Einige kamen von allgemeinbildenden Schulen, sowohl Lehrer als auch Schüler. Die ZELMI war auch an der Ausrichtung und mit Vorträgen an mehreren Workshops und Tagungen beteiligt (CAMECA, COMETT).

Neubeschaffungen auf dem Gebiet der Großgeräte wurden in der ZELMI seit der Aufstellung der beiden Raster-Elektronenmikrokope im Jahre 1990 nicht getätigt. Die TU Berlin kann als Forschungseinrichtung international nur dann konkurrenzfähig bleiben, wenn der veraltete Gerätepark erneuert wird.


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