TU intern - Erstsemester-Special WS 2000/2001 - Campus
Astronomische Gedankenspiele
Christian Gritzner betreibt Wissenschaft mit Blick in die unendlichen
Weiten des Alls
Christian Gritzner hat an der TU Berlin Luft- und Raumfahrttechnik
studiert und 1996 promoviert. Derzeit ist er am Institut für
Luft- und Raumfahrttechnik der Technischen Universität Dresden
tätig. Gritzner ist Mitglied im Alumni-Programm
der TU Berlin. In seinem Buch "Kometen und Asteroiden"
hat der Wissenschaftler sich auch von Fiktion inspirieren lassen.
Raumfahrttechnik klingt nach Sciencefiction pur. Der wissenschaftliche
Alltag sieht wahrscheinlich anders aus.
In den ersten Semestern musste ich mich zunächst durch Mathe
und Thermodynamik durchbeißen. Mit Luft- und Raumfahrt setzt
man sich da im eigentlichen Sinne noch nicht auseinander. Um das
Studium durchzuziehen, braucht man eine starke Motivation. Aber
nicht zuletzt dank der studentisch organisierten Einführungsveranstaltung
hatte ich einen guten Start. Im Lauf des Studiums gibt es eine
Reihe von Möglichkeiten, sich der Materie auf anschaulichen
Wegen zu nähern. Ich zum Beispiel bin Mitglied in der Wilhelm-Foerster-Sternwarte
geworden.
Welche Bedeutung hat Fiktion für einen Wissenschaftler,
der sich explizit mit dem All befasst?
Romane wie "Die Jagd nach dem Meteor" von Jules Verne
beinhalten realistische Gedankenspiele, die auch die eigene Forschung
anregen können. Dabei geht es natürlich nicht darum,
solche Szenarien 1:1 zu übernehmen. In besagtem Werk etwa
wird die Ressourcennutzung eines Kometen thematisiert. Wir brauchen
sicherlich nicht nach Goldklumpen im All zu suchen. Warum aber
könnte man nicht eines Tages Kometen aus gefrorenenem Wasser
für die Versorgung von Raumflugmissionen mit Trinkwasser
oder Treibstoff nutzen?
Sie stellen in ihrem Buch ein Bild dar, das einen Asteroiden
zeigt, der zu einem Raumschiff umgebaut wurde.
Das ist natürlich utopisch und technisch nicht unbedingt
sinnvoll, aber ich wollte am Schluss meines Buches auch einmal
einen anderen Rahmen abstecken, als das in der wissenschaftlichen
Arbeit sonst üblich ist; nämlich zur Abwechslung mal
einen großen Bogen schlagen, statt in kleinen Projekten
und Subsystemen zu forschen. Das Buch basiert auf meiner Doktorarbeit,
weist allerdings darüber hinaus. Zudem ist es nicht nur für
das klassische Fachpublikum gedacht. Ich wollte neben dem wissenschaftlichen
Alltag mal etwas Ausgefallenes machen.
Wie wichtig ist ihnen als Alumni der TU Berlin heute der Kontakt
zu ihrer alten Universität?
Der Kontakt mit einigen Menschen am Institut bedeutet mir nach
wie vor viel. Darüber hinaus ist es aber auch wichtig, die
Fühler in andere Richtungen auszustrecken. Unter anderem
bin ich auch Mitglied der Space-Guard-Foundation, einer Vereinigung
von Wissenschaftlern, die sich mit Weltraumforschung befassen.
Interview: Lars Klaaßen
Auf Gefahren aus den unendlichen Weiten des Raumes verweist Christian
Gritzner in seinem Buch Kometen und Asteroiden. Der Autor geht
der Frage nach, inwiefern die Himmelskörper für die
Menscheit eine Bedrohung darstellen oder umgekehrt vielleicht
gar genutzt werden könnten. Neben harten wissenschaftlichen
Fakten wartet Gritzner dabei zwangsläufig auch mit Zukunftsmusik
auf: Es ist denkbar, einen Asteroiden auszuhöhlen und zu
einem Raumschiff umzugestalten - dass dies nicht in den nächsten
Jahrzehnten möglich sei, gibt er ebenso unumwunden zu bedenken.
Christian Gritzner, Kometen und Asteroiden, Aviatic Verlag,
1999, 107 Seiten.
Das All im Netz: http://spaceguard.dlr.de/sgf
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