TU intern - Erstsemester-Special WS 2000/2001 - Internationales
Erstsemestereinführung:
Überleben im Uni-Dschungel
Nach der Einführungswoche geht´s zur Erstsemesterfahrt
nach Polen |
Mit knapp 30000 Studierenden ist die TU Berlin eine der größten
Universitäten in der Bundesrepublik. Das macht es Neulingen
nicht unbedingt einfacher, sich in der akademischen Welt zurecht
zu finden. Die Einführungswoche für Erstsemester zu
Beginn der Vorlesungszeit soll den Start ins Studium erleichtern.
Den rund 500 Studierenden, die sich in diesem Wintersemester in
einem der sechs Studiengänge Energie- und Verfahrenstechnik,
Gebäudetechnik, Informationstechnik im Maschinenwesen, Maschinenbau,
Physikalische Ingenieurwissenschaft oder Verkehrswesen einschreiben,
wird von der studentischen Initiative "EB 104"
ein besonders umfangreiches Programm geboten. TU intern sprach
mit einigen der Initiatoren, darunter auch das Studienbüro des Fachbereichs 10.
Was ist das Besondere an der Einführungswoche für
Studierende des ersten Semesters, die das EB 104 organisiert?
Ute Dietrich (Studienbüro): Die Erstsemester-Einführung,
kurz ESE, setzt sich aus einer Reihe verschiedener Veranstaltungen
zusammen, die vor allem das organisatorische Handwerkszeug für
das Studium liefern sollen. Das funktioniert teilweise in spielerischer
Form, etwa beim so genannten Stundenplan-Spiel. Dabei müssen
sich die Beteiligten ihre Veranstaltungen für die verschiedenen
Semester "zusammenpuzzeln".
Bernhard Kurzeck (EB 104): Die einzelnen Angebote dienen vor allem
auch dem gegenseitigen Kennenlernen. Um frühzeitig Anschluss
bei den Kommilitonen zu finden, gibt es kaum eine bessere Chance
als die ESE. Das Programm in der Einführungswoche ist sehr
umfangreich. Vom gemeinsamen Frühstück über Info-Stunden
bis hin zu Exkursionen ist für jeden etwas dabei. Wir trainieren
für das Überleben im Uni-Dschungel.
Reicht hier nicht eine allgemeine Studienberatung aus?
Bernhard Kurzeck: Unser Programm geht weiter als eine allgemeine
oder auch fachspezifische Studienberatung. Bei uns stellen sich
auch Projekte vor, die nicht zum harten Kern des Lehrkanons gerechnet
werden. Da kann man auch etwas über Projektwerkstätten,
Hochschulsport und fachübergreifendes Studium erfahren.
Ute Dietrich: Die ESE bietet die einzige Chance, fast den kompletten
Neuzugang eines Faches flächendeckend zu informieren. Dabei
erzielen wir mit geringem finanziellen Aufwand eine große
Breitenwirkung.
Findet das Projekt Unterstützung?
Kerstin Ahrens (EB 104, studentische Studienberatung): Die ESE
ist nicht mehr, wie es ursprünglich der Fall war, eine rein
studentische Initiative. Neben den Studierenden, die sich ehrenamtlich
im EB 104 engagieren, unterstützen auch studentische Studienberater
und die Studienbüros das Programm. Auch die Räume und
das Telefon werden uns von den Fachbereichen 10
und 11 sowie
von der Fakultät III
zur Verfügung gestellt. Darüber hinaus kostet die Woche
die betroffenen Fachbereiche weniger als 200 Mark.
Ute Dietrich: Dass die Einladungen für die Einführungswoche
mit den Immatrikulationsunterlagen verschickt werden, trägt
sicher auch zur großen Resonanz bei. Diese Form der Unterstützung
war vor ein paar Jahren noch nicht selbstverständlich.
Finden sich denn in jedem Semester genügend Aktivisten,
die das Programm mit organisieren?
Bernhard Kurzeck: Wir sind rund 15 Leute in der Vorbereitungsgruppe,
die schon wenige Wochen nach Beginn der Vorlesungszeit das Programm
für das nächste Semester in Angriff nimmt. Wir tagen
sozusagen ständig - nach der ESE ist vor der ESE. Aber in
der Einführungswoche selbst fehlt es uns häufig an so
genannten Teamern zur Betreuung der Kleingruppen. Auch das gemeinsame
Frühstück zu Beginn der Woche ist ein mittleres logistisches
Wunder.
Ute Dietrich: Optimal liefe es, wenn zwei dieser Teamer eine Gruppe
von 15 Erstsemestern betreuen würden. Meistens sind aber
25 bis 30 Leute in einer Gruppe. Trotzdem ist die Resonanz, die
wir zum Beispiel auf der Abschlussfete zum Ausklang der ESE bekommen,
fast durchweg positiv.
Kerstin Ahrens: In den vergangenen Jahren hat sich ein Gefüge
entwickelt, das gut funktioniert, obwohl der Stamm der Organisatoren
im Schnitt alle zwei Jahre wechselt. Doch das ist jetzt vielleicht
gefährdet.
Wo liegt das Problem?
Bernhard Kurzeck: Die Zusammenarbeit ist nicht institutionalisiert
und deshalb von der räumlichen Nähe aller Beteiligten
abhängig. Im EB 104 teilen sich Leute aus verschiedenen Studiengängen
und Fakultäten ein Büro. Würde das auseinandergerissen,
um die Leute auf die jeweiligen Fakultäts-Service-Center
zu verteilen, wäre unsere Arbeit gefährdet. Auch der
Raum an sich hat einen zentralen Stellenwert. Wo an der TU Berlin
findet man schon so große Räume ohne feste Bestuhlung
- und die brauchen wir, um im Oktober wieder an die 500 Erstsemester
gebührend empfangen zu können.
Interview: Lars Klaaßen
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