TU intern - Erstsemester-Special WS 2000/2001 - Campus
Bars und Kneipen:
Eine Kneipentour durch den Weltraum
Das "Zehn Vorne": eine Trekkie-Kneipe mit abgespacetem
Ambiente |
Ein Schwarm Asteroiden glüht von der Decke herab, an den
Wänden wechseln sich kosmische Nebel mit Planeten ab, und
genau vor dem Wurmloch in der Ecke schwebt die Raumstation "Deep
Space 9". Keine Frage, das "Zehn Vorne" ist eine
Trekkie-Kneipe: Wer sich für die Star-Trek-Serien und Kinofilme,
also Kirk, Enterprice und Co. interessiert, ist hier richtig aufgehoben.
Wem die unendlichen Weiten dieses Universums bislang unbekannt
waren, hat in der Simon-Dach-Straße 6 die Möglichkeit,
fremde Welten zu entdecken - und zwar so richtig zum anfassen.
Kay Dolatkiewicz, Betreiber der Kneipe, die nach der Bar auf dem
Raumschiff Enterprice der Serie Next Generation benannt ist, hat
sich auf der Kneipen-Meile im Friedrichshain einen Traum erfüllt:
Der Sciencefiction-Liebhaber wollte nicht bloß ein Lokal
im Space-Look gründen, sondern auch einen Treffpunkt für
Gleichgesinnte schaffen. Dazu gehörte natürlich auch
die entsprechende Deko: "Wenn ich mich hier schon mit Sciencefiction
beschäftige, will ich mein Bier auch im Weltraum trinken",
sagt Dolatkiewicz. Mit vielen der Stammgästen werde tatsächlich
regelmäßig gefachsimpelt.
Doch das "Zehn Vorne" hat noch mehr im Programm als
bunte Wände und Fachgespräche: Wer will, kann sich auf
dem Videorecorder im Hinterzimmer Aufnahmen von alten Star-Trek-Folgen
ansehen oder sogar eigene Videos mitbringen. Sonntags werden im
vorderen Raum ab 21 Uhr Sciencefiction-Spielfilme via Videobeamer
auf eine große Leinwand projeziert.
Auch die Cocktail-Karte macht vor dem Universum nicht halt: Die
Drinks sind nach den Außerirdischen der Star-Trek-Welt kategorisiert.
So findet man unter der Rubrik Klingon Empire etwa Blood Wine
oder unter Cardassian Empire ein Getränk namens Olvan. Was
sich dahinter verbirgt erfahren mutige Erdlinge im Praxistest.
Direkt gegenüber dem "Zehn Vorne" werden wagemutige
Weltraumpioniere die "Astro Bar" entdecken, der unbestritten
szenigste Schuppen auf der Simon-Dach-Straße. Im trashigen
Ambiente zwischen abstrusen Spielzeugrobotern und Siebzigerjahre-Mobiliar
versammelt sich das who is who des Friedrichshains.
Hier legt auch Karel Duba auf, der es mit seiner immer wieder
umgezogenen Wohnzimmerbar zu ein wenig Ruhm und in einige Zeitungsartikel
gebracht hat. Ein SciFi-orientierter Laden wie das "Zehn
Vorne" ist die "Astro Bar" nicht.
Doch die Plastikaccessoires - bestehend aus Kosmonautenfiguren,
Laserwaffen, Cyborg-Masken und Ähnlichem - in Verbindung
mit den Wandverkleidungen, die aussehen, als hätten sie vor
25 Jahren in der Rechnerzentrale der TU Berlin, einer Fabrik oder
vor Cape Canaveral gestanden, sorgen dafür, dass sich die
die durstigen Gäste auf der Raumpatrouille Orion wähnen.
Das kommt offensichtlich an: "Ich geh hier wegen der Deko
hin", sagt Denis, der regelmäßig herkommt, um
an dem einen oder anderen Cocktail zu schlürfen und anderen
Gästen ein paar Fetzen Klingonisch bei zu bringen.
Weniger trashig, aber dafür eine gehörige Portion gruseliger
ist das Ambiente im Eschloraque am Hackeschen Markt. Die Bar zu
finden ist allein schon nicht so einfach: Sie liegt gut versteckt
im Hinterhof, keine Reklame, kein Schild weist auf das Eschloraque
hin. Hat man das Etablissement gefunden, ist man aber noch lange
nicht drin. Häufig werden nur Clubmitglieder eingelassen.
Solches wird man, indem man eine Jahresmitgliedschaft erwirbt.
Lediglich sonntags, wenn dort das "Lauter Niemand Forum",
ein literarischer Salon, öffentlich tagt, ist der Einlass
sicher.
Die Bar hat weder namentlich noch in Sachen Einrichtung Bezüge
ins Weltall aufzuweisen. Aber jeder Cineast, der hier am Tresen
vorbeigeht, um schließlich vor den beiden seltsamen Glaskästen
im hinteren Teil des Raumes anzukommen, wird unmittelbar ein Déjà-vu
erleben: Alien! Die Abstrusen Homunkuli, die sich in regelmäßigen
Abständen geräuschvoll in ihren aquarienartigen Gefängnissen
regen, sind jedoch keine von Giger designten Requisiten aus Hollywood,
sondern Schöpfungen der Dead-Chicken, die im Hofkeller ein
öffentlich zugängliches Monsterkabinett unterhalten.
Jenseits dieser Showeinlage hat das Eschloraque ein ausgefallenes
und gemütliches Ambiente zu bieten, das absolut unspacig
daherkommt - und die Cocktails schmecken sowieso himmlisch gut.
Mirjam Kaplow/Lars Klaaßen
- Zehn Vorne, Simon-Dach-Straße 6, 10245 Berlin.
- Astro Bar, Simon-Dach-Straße 40, 10245 Berlin.
- Eschloraque, Rosenthaler Straße 39, 10178 Berlin.
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Leserbriefe
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