TU intern - Erstsemester-Special WS 2000/2001 - Science & Fiction
Literatur:
Science & Fiction
Um sich einen Einblick über die Debatte rund um Gentechnik,
Biotechnologie und deren Folgen für die Gesellschaft zu veschaffen,
empfiehlt sich zunächst ein Blick in den Essay Regeln
für den Menschenpark. Dieser von Peter Sloterdijk verfasste
Text entfachte im Herbst 1999 eine heiße Debatte rund um
Züchtungsfantasien und humanistische Werte. Der provokante
Text liegt als 60-seitiger Sonderdruck inklusive einer erläuternen
Nachbemerkung des Autors vor.
Peter Sloterdijk, Regeln für den Menschenpark, edition suhrkamp,
1999, 60 S., 7,- DM.
Wer wissen möchte, warum die Menschheit sich bis zum Ende
des 21. Jahrhunderts selbst abgeschafft haben wird, kann dies
in Homo S@piens von Ray Kurzweil nachlesen. Auf 509 Seiten
legt der Computerwissenschaftler aus den USA dar, was uns technische
Neuerungen in den kommenden 100 Jahren für eine schöne
neue Welt bescheren werden: Nach der Erschaffung künstlicher
Hirne, die das menschliche bei weitem übertreffen, werden
auch unsere Körper immer umfassendere Symbiosen mit Maschinen
eingehen - den Cyborgs gehört die Zukunft. Diese tollkühnen
Prognosen sind bei Wissenschaftlern unterschiedlicher Coleur auf
herbe Kritik gestoßen: Nicht nur ethisch sei diese Utopie
blauäugig. Kurzweil sei auch zu optimistisch, was die technische
Entwicklung anbelange.
Ray Kurzweil, Homo S@piens, Verlag Kiepenheuer & Witsch,
2000, 509 S., 49,90 DM.
NO, der Roman des Chemieprofessors und Erfinders der Pille
Carl Djerassi von der Stanford University, erzählt die aufregende
Geschichte einer Forschung, von der ersten Idee bis zur Zielsetzung,
vom ersten Laborexperiment zum Selbstversuch, von der Geldbeschaffung
bis schließlich zum fertigen Präparat in der Apotheke:
Männern kann geholfen werden! Männer, die nicht mehr
konnten, können wieder. Dank NO. NO bedeutet eben nicht "Nein",
sondern ist die chemische Formel für Stickoxid - einerseits
als Industriegas ein globaler Schadstoff, andererseits ein biologischer
Botenstoff, der bei einer überwältigenden Fülle
von Vorgängen im menschlichen Körper unerläßlich
ist, so auch bei der männlichen Erektion.
Carl Djerassi, NO, Haffmanns Verlag, 10,- DM. Internet: http://www.djerassi.com
Der amerikanische Erfolgsautor Michael Crichton, bekannt durch
Bestseller wie Jurrassic Park, verarbeitet in seinem neuen Roman
Timeline eine aufregende Mischung aus Erkenntnissen der
Quantenphysik, die er nur geringfügig eine Spur in die Zukunft
weiterdreht, und kombiniert diese mit einem Ausflug ins blutrünstige
Mittelalter. Ein Forscherteam aus Historikern, Architekten und
Physikern arbeitet in Frankreich an Ausgrabungen der Burg La Roque.
Gesponsert wird ihre Tätigkeit von der amerikanischen High-Tech-Firma
ITC. Das Team gerät in helle Aufregung, als ihr Professor
von einem Besuch bei ITC nicht mehr zurückkehrt. Allerdings
gibt es eine merkwürdige Nachricht in den Unterlagen des
Klosters: »Helft mir«, datiert vom 7.4.1357 in der Handschrift
des Professors.
Michael Crichton, Timeline, Blessing Verlag,
2000, 571 S., 44,90 DM.
Um künstliche Intelligenz dreht sich der Roman Game Over
von Philip Kerr: Der Stararchitekt Ray Richardson und sein Stab
bauen für eine chinesische Firma das erste intelligente Bürogebäude
der Welt. Kein Mensch ist notwendig, um das Gebäude in Betrieb
zu halten. Verantwortlich für die Steuerung vom Fahrstuhl
bis zur selbstreinigenden Toilette ist ein Supercomputer mit dem
Namen Abraham, der den gesamten vierten Stock des Hochhauses einnimmt.
Abraham ist der erste intelligente Computer, der in der Lage ist,
seine Algorithmen selbstständig umzuschreiben und an jede
Situation anzupassen. Doch nur wenige Tage vor der Übergabe
des Gebäudes geschieht der erste mysteriöse Todesfall:
der Computerspezialist Hideki Yojo wird tot im Computercenter
aufgefunden.
Philip Kerr, Game Over, Rowohlt,
1998, 494 S., 16,90 DM.
Leserbriefe
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