TU intern - Erstsemester-Special WS 2000/2001 - Gentechnik

Molekularbiologie:

Sind nur in Gentomaten Gene?

Dr. Elisabeth Grohmann ist wissenschaftliche Assistentin an der TU Berlin. Sie forscht in der Fachgruppe "Ökologie der Mikroorganismen" an der Fakultät für Prozesswissenschaften. Darüber hinaus hält die Wissenschaftlerin Lehrveranstaltungen im Bereich Molekularbiologie für Studierende im Fach Biologie, die auf Lehramt studieren. Die Forscherin beschreibt den Inhalt ihrer Arbeit: "Gentechnik" wird häufig missverstanden.

An welchen Projekten arbeiten Sie zur Zeit?

Unter anderem untersuchen wir Plasmide, das sind kleine doppelsträngige, zirkuläre DNA-Moleküle. Diese enthalten oft so genannte Resistenzgene, die zum Beispiel für Antibiotika-Resistenzen verantwortlich sind.

Welches Ziel haben diese Untersuchungen?

Wenn wir den Mechanismus der DNA-Übertragung erst einmal verstanden haben, kann im nächsten Schritt versucht werden, deren Entstehung im kritischen klinischen Bereich zu verlangsamen. Verkürzt gesagt: Es geht darum, Resistenzplasmide in Krankheitserregern - etwa Darmgrippe - zu erforschen, um deren DNA-Übertragung zu verhindern. Hierbei handelt es sich allerdings um Grundlagenforschung. Die Übertragung ist in diesem Fall auf Bakterienzellen bezogen, nicht auf Menschen.

"Krankheitserreger" klingt im Bezug auf Genforschung für Laien zunächst mal gefährlich.

Das ist es aber nicht. Wir arbeiten zum Beispiel nicht mit so genannten hochpathogenen Organismen, sondern mit genetisch veränderten Laborstämmen. Diese wurden so verändert, dass sie außerhalb unserer im Labor geschaffenen Umwelt gar nicht überlebensfähig sind. Leider ist die öffentliche Debatte über diesen Forschungsbereich oft einseitig und nicht zuletzt häufig von Unkenntnis geprägt.

"Gentechnik" und "Natur". Das sind für viele antagonistische Begriffe.

Laut einer Umfrage glauben viele Menschen, nur Gentomaten enthielten Gene, so genannte "normale" Tomaten hingegen nicht. Gerade weil der Begriff Gentechnik so aufgeladen ist, sage ich dazu lieber Molekularbiologie. Schließlich beinhaltet die Arbeit auf diesem Gebiet auch Aufgaben, die völlig im Einklang mit der Natur stehen, die ökologische Ziele und Methoden haben.

Wie sieht ein ökologisches Genprojekt aus?

Wir untersuchen anhand von Pflanzenkläranlagen, welche Reinigungsleistung die natürliche Bakterienflora erbringt. Schwach belastetes Abwasser wird in solchen Anlagen durch Bodenfilter gereinigt, wobei sogar Krankheitserreger eliminiert werden. Wie das vor sich geht, erforschen wir mit Hilfe von molekularbiologischen Methoden. Mit relativ einfachen Analysen sondieren wir Bakterienarten anhand ihrer DNA-Muster. Das Grundprinzip funktioniert folgendermaßen: Welche Bakterien kommen in die Anlage herein und welche werden gefiltert? Danach fragt sich, wie der Filterungsprozess funktioniert.

Warum sind trotz der Debatte um Gentechnik solche Projekte nicht bekannter?

In den Medien wird oft das Spektakuläre gesucht. Darüber hinaus fehlt es auch in den Schulen an der nötigen Aufklärung. Immerhin, die zwei Lehrveranstaltungen, die ich an der TU Berlin für die Lehramtskandidaten halte, sind obligatorisch. In diesem Bereich wird sich künftig also hoffentlich einiges bessern. Aber schon heute wird Gentechnik akzeptiert. Niemand regt sich über Impfstoffe auf, die mit Hilfe der Gentechnik erzeugt wurden. Diese Akzeptanz vollzieht sich jedoch im Stillen.

Interview: Lars Klaaßen


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