TU intern - Erstsemester-Special WS 2000/2001 - Multimedia
Multimedialer wind of change
Bundesministerin Bulmahn zum Aktionsprogramm "Neue Medien
in der Bildung"
Die Bundesregierung initiiert ein "Aktionsprogramm Neue Medien
in der Bildung", das auch für die Hochschulen bis 2003
eine finanzielle Förderung vorsieht. Edelgard Bulmahn (SPD),
Bundesministerin für Bildung und Forschung, erläutert
die Ziele des Programms.
Die Regierung startet ein Aktionsprogramm "Neue Medien
in der Bildung". Was ist darunter zu verstehen, welche Ziele
hat das Programm?
In der beruflichen Bildung, in den Schulen und Hochschulen sollen
digitale Techniken und neue Medien in der Lehre auf breiter Front
Fuß fassen. Neue didaktische Formen müssen entwickelt
werden. Die Möglichkeiten der Neuen Medien für die Informationsbeschaffung,
die Kommunikation von Lernenden und Lehrenden und das Selbststudium
mit Hilfe von hoch entwickelten Lehr-/Lernsystemen sind auszuloten.
Inwiefern werden die Hochschulen dabei berücksichtigt?
In dem Programm, das insgesamt ein Finanzvolumen von 400 Millionen
Mark bis 2003 ausmacht, sind 200 Millionen Mark für die Hochschulen
vorgesehen.
Wo sieht die Bundesregierung derzeit die größten
Defizite hinsichtlich der Ausstattung und des Einsatzes von IT-Technologie
an den Universitäten?
Die Entwicklung der Möglichkeiten der digitalen Technik und
der multimedialen Unterstützung der Lehre ist nicht alleine
durch einen Ansatz zur Defizit-Analyse und -Beseitigung zu steuern.
Produktive Fantasie ist gefragt. Ganz neue Informations- und Lehrformen
sind zu entwickeln. Inhalte müssen auf breiter Front digitalisiert,
mit Metadaten versehen und in Datenbanken zugänglich gemacht
werden. Im internationalen Wettbewerb werden die die Nase vorne
haben, die die besten Produkte mit guter Hochschuldidaktik und
hervorragender Organisation der multimedialen Lehre verbinden.
Wir erhoffen uns, dass die deutschen Hochschulen hier durch beste
Ideen und Produkte Aufsehen erregen können.
Inwiefern kann der Einsatz von Multi-Media-Anwendungen die
Qualität in Forschung und Lehre steigern?
Das ist eine gute Frage, die von den Hochschulen selbst beantwortet
werden muss. Sicher ist, dass es keine Patentrezepte für
gute (multimediale) Lehre gibt. Die Qualität hängt von
einer Vielzahl von Details ebenso ab wie von stimmigen didaktischen
und informationellen Konzepten. Hinzu kommen müssen die Fähigkeiten
der Studierenden, mit dem Lernen und den Lehrangeboten selbstbestimmt
und produktiv umzugehen. Hier müssen die Studierenden sicher
ebenso viel lernen wie die Hochschullehrerinnen und -lehrer. Die
multimedial unterstützte Lehre ist zudem einem ständigen
Prozess der Qualitätssicherung und der Optimierung zu unterziehen.
Anders als die ad-hoc-Lehre in den klassischen Unterrichtsformen
ist sie hierfür auch besonders gut geeignet.
Wird der Einsatz neuer Kommunikations- und Informationstechnologien
die Universität, wie wir sie heute kennen, überflüssig
machen?
Im Gegensatz zu manchem Auguren der digitalen Szene bin ich nicht
der Meinung, dass sich durch neue Lehr-/Lernformen die klassischen
Bildungseinrichtungen überflüssig machen. Sie werden
allerdings unter großen Druck neuer Wettbewerber auch aus
dem Ausland geraten, wenn sie die Herausforderungen der neuen
Technik und des wachsenden internationalen Wettbewerbs nicht annehmen.
Interview: Lars Klaaßen
Leserbriefe
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