Schulassistenten - ein neuer Weg zur Schulreform?
Neu geplanter Beruf ist kein "Billiglehrer"
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Viele Aufgaben warten in
der Schule auf pädagogische Betreuer - könnten Schulassistenten
helfen? |
Die Europäisierung der Hochschulbildung wird in wenigen
Jahren, trotz mancher Fragen im Detail etwa bei Architekten und
Naturwissenschaftlern, zur Umstellung aller Diplom- und Magisterstudiengänge
auf Bachelor- und Master-Abschlüsse führen. Dieser so
genannte "Bologna-Prozess", benannt nach dem Ort der entsprechenden
EU-Vereinbarung, wird grundsätzlich auch für Berufe gelten,
für die bislang Staatsexamina Voraussetzung waren - also auch
für Lehrerinnen und Lehrer.
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Ulf Preuss-Lausitz |
Berlin hat diesen Weg eingeschlagen: Zum Wintersemester 2004/05
soll die Lehrerbildung gesetzlich auf das in Modulen zu studierende
BA/MA-Studium umgestellt werden. Nach den Eckwerten der SPD/PDS-Planung
gilt: Selbstständig unterrichten darf nur, wer einen Master
hat. Die Professionsorientierung gilt von Anfang an, also schon
im BA-Studium. Der BA kann nach drei Jahren abgeschlossen werden,
der Master nach zwei Jahren, das Referendariat wird auf ein Jahr
verkürzt. Das MA-Studium ist Teil der (kostenlosen) Erstausbildung.
Nach dem Willen von "Bologna" soll auch der BA in eine
berufliche Perspektive münden. Wenn es nicht das selbstständige
Lehramt ist, was dann? Hier schlagen SPD und PDS ein neues Berufsfeld
vor: den "Schulassistenten". Das gibt es in einigen anderen
Staaten, etwa in Skandinavien: Schulassistenten könnten in
der erweiterten Halbtagsschule und in den Ganztagsschulen die Betreuung
übernehmen, bei der Hausaufgabenbetreuung helfen, Arbeitsgemeinschaften
durchführen, als Ombudsmann (oder -frau) dienen, die Pflege
von Facheinrichtungen (Chemie, Physik, Biologie, Geografie, Musik-
und Kunstraum) betreiben, bei der Integration von Sinnes- und Körperbehinderten
betreuende und helfende Aufgaben wahrnehmen - kurzum alles, was
in einer modernen Schule an Aufgaben anfällt, die nicht selbstständiger
Unterricht sind. Der Schulassistent könnte darüber hinaus
die dringend zu verbessernde Zusammenarbeit mit der Jugendhilfe
verantworten und innerschulisch bei Maßnahmen zur Gewaltprävention
oder anderen Programmen mitwirken. Lehrer wären in vielem entlastet.
Schulassistenten könnten Teil einer modernisierten, ganztägig
offenen Schule werden. Schulassistenten erscheinen so als die Quadratur
des Kreises: Denn sie haben einerseits ja schon Schulfächer
und Pädagogik studiert, verstehen also etwas von Unterricht
und Erziehung, und sind andererseits zu Recht noch nicht allein
im Unterricht verantwortlich. Sie können innerhalb von drei
Jahren entscheiden, ob sie noch den Master draufsatteln oder Schulassistenten
bleiben wollen.
Die guten Erfahrungen, die andernorts mit Schulassistenten gemacht
wurden, sollten Berlin ermutigen, diesen Weg einzuschlagen. Die
Sorge, damit entstünde ein "Billiglehrer", ist unberechtigt,
wenn - wie vorgesehen - klar geregelt wird, dass Schulassistenten
keinen selbstständigen Unterricht durchführen. Ich plädiere
dafür, dass die TU das Konzept der Schulassistenten als BA-Abschluss
auf dem Weg zum MA-Lehrer unterstützt und an der curricularen
Ausgestaltung mitwirkt.
Prof. Dr. Ulf Preuss-Lausitz
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