Schlüsselerlebnis Mathematik in Atlanta
Als Austauschstudent in die USA - als Doktor zurück an
die TU Berlin
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Florian Pfender |
Im Rahmen des Studierenden-Austauschs der TU-Mathematik mit der
Emory University
in Atlanta (Georgia, USA) ging ich im Sommer 1997 während meines
Hauptstudiums als Graduierter nach Atlanta. Statt des geplanten
Austauschjahres bin ich schließlich sechs Jahre an der Emory
University geblieben und habe dort im Sommer 2002 promoviert. Seit
Juni 2003 bin ich nun wieder an der TU Berlin. Im neuen Sonderforschungsbereich
"Mathematik für Schlüsseltechnologien" habe
ich eine Postdoktorandenstelle und arbeite mit Prof. Dr. Günther
Ziegler in einem Projekt über Färbung von Graphen.
Ich habe die Entscheidung, am Austausch teilzunehmen, nicht bereut.
Das Austausch-Programm ist für Studierende im Hauptstudium.
An der Emory University wird man dann als Doktorand im ersten Jahr
eingestuft. Man muss dazu wissen, dass dort die Doktorandenprogramme
meist nach dem Bachelor's Degree beginnen. Insofern sind die deutschen
Austauschstudierenden ihren amerikanischen Kommilitonen meist sogar
etwas voraus. Die ersten zwei Jahre des amerikanischen Promotionsstudiums
sind Vorlesungen in kleinen Gruppen, deren Abschluss lange Klausuren
bilden. Als Austauschstudent kann man sich ziemlich frei Kurse aus
diesem Angebot aussuchen.
Doktoranden erhalten ein Stipendium von derzeit etwa 17000 US-Dollar
- genug zum Leben in Atlanta, wenn auch nicht gerade reichlich.
Das Hauptproblem ist, dass man ohne Auto in Atlanta kaum auskommt.
Der öffentliche Nahverkehr ist dürftig, und Radfahren
ist nur etwas für sehr Mutige. Abgesehen davon ist Atlanta
sehr lebenswert. Eine spannende Musikszene und auch sonst kulturell
recht interessant - natürlich aber kein Vergleich zu den Städten
im Nordosten der USA oder auch nur zu einer größeren
Stadt in Deutschland.
"T-Shirt-Tage" im Januar lassen einen leicht die Hitze
im Sommer vergessen - die gepaart ist mit einer schlechten Luftqualität,
die ihresgleichen sucht.
Im Endeffekt hätte ich mir gut vorstellen können, in
Amerika weiterzuarbeiten. Aber genau wie in Deutschland ist es zurzeit
schwer, eine gute Stelle zu finden. Für ambitionierte Studierende,
die einen Ph.D. in den Staaten anstreben, könnte ein solches
Austauschprogramm ein gutes Sprungbrett bieten, um sich von dort
bei einer der absoluten Spitzenuniversitäten zu bewerben. Ein
Ph.D. vom M. I. T., von Princeton und weiteren Eliteuniversitäten
- oder sehr viel Glück - ist in den USA der Schlüssel
zu den begehrten Jobs. Abschließend muss ich sagen, dass mir
der Aufenthalt sehr viel gegeben hat, sowohl fachlich als auch persönlich:
viele neue Freunde und eine zweite Heimat, zu der ich immer gerne
zurückkehre auf der einen Seite. Auf der anderen Seite war
die Möglichkeit, mit vielen verschiedenen Wissenschaftlern
in einer weitestgehend entspannten Atmosphäre zusammenzuarbeiten,
sehr fördernd für meine Entwicklung.
Dr. Florian Pfender
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