Rekordverdächtiger Vorlesungsmarathon in Illinois
Wolfgang Benz schloss Wissenslücken über den Holocaust
bei amerikanischen Collegestudierenden
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Wolfgang Benz |
Ein normaler Marathon erstreckt sich über 42,195 km und ist
für einen Weltklasseläufer in etwas mehr als zwei Stunden
zu schaffen. Doch es gibt noch andere Langstreckenrekorde. Dies
hat Prof. Dr. Wolfgang Benz, Leiter des Zentrums
für Antisemitismusforschung der TU Berlin, eindrucksvoll
bewiesen. Sein Vorlesungs-Marathon belief sich auf sechzehn Vorlesungen
in vier Tagen. Rekordverdächtig!
Elmhurst, ein College in einem Vorort von Chicago, im April 2003.
Wie in jedem Jahr fand auch dieses Mal die "Holocaust Education
Week" statt, eine Tradition, die es seit einigen Jahren an
diesem College gibt. Unter der Leitung des Universitätskaplans
wird diese Veranstaltungsreihe von Professoren und Vertretern der
Studentenvereinigung organisiert. In dieser Woche haben die Studierenden
die Möglichkeit, sich über Antisemitismus und Holocaust
zu informieren. Zu diesem Anlass wird eine Persönlichkeit eingeladen,
die einen Bezug zu diesen Themen hat. Elie Wiesel oder Deborah Lipstadt,
die nicht nur in der amerikanischen Forschungs- und Gedenklandschaft
bekannt sind, waren bereits Gäste des Colleges. In diesem Jahr
nun wurde Prof. Dr. Wolfgang Benz eingeladen. Man bat ihn, einen
repräsentativen Gastvortrag zum Holocaust vor dem Plenum des
Colleges zu halten. Darüber hinaus sollte er in der zum College
gehörenden Kirche während des Sonntags-Gottesdienstes
eine Ansprache halten und einzelne Klassen besuchen, um Wissenslücken
zu schließen und Vorurteile abzubauen. Alles in allem galt
es, sechzehn Veranstaltungen in vier Tagen zu absolvieren. Ein straffes
Programm, aber kein Problem für Prof. Dr. Benz. Mit Freude
und Engagement widmete er sich der Aufgabe, hielt Vorträge,
diskutierte mit den Studierenden und füllte den Gottesdienst.
Neben diesen Veranstaltungen gab es weitere Programmpunkte. So präsentierten
Studierende Ergebnisse einer Europa-Reise, die sie einige Wochen
zuvor unter dem Blickpunkt des Holocaust nach Auschwitz, Berlin
und Amsterdam führte. Die Studierenden zeigten sich während
der "Holocaust-Woche" überaus interessiert und aufgeschlossen.
Ein Wermutstropfen allerdings war der Krieg Amerikas gegen den Irak,
der sich während dieser Woche gerade auf dem Höhepunkt
befand. Prof. Dr. Benz konnte im Fernsehen den Fall Bagdads beobachten
und auf der Straße erleben, dass die Leute in dem kleinen
Ort die Häuser vaterländisch mit Fahnen dekorierten und
der aus ihrer Sicht gerechten Sache den Sieg wünschten. Aus
diesem Grunde war er auf deutschfeindliche Aggressionen eingestellt,
dies war jedoch keineswegs der Fall. Der gesamte Lehrkörper
und auch die Studierenden des Colleges wollten nicht mit dem Krieg
in Verbindung gebracht werden, denn nicht alle Amerikaner würden
so denken, wie einige Leute auf der Straße. "Die menschliche
Atmosphäre war außerordentlich angenehm. Erschöpft,
aber glücklich kehrte man zurück."
caba
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