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Nr. 7-9, Juli 2003
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Kein Preis ohne Gewerbefleiß

Wie Peter. Ch. W. Beuth dem August Borsig Talentlosigkeit bescheinigte

 
  Beuths Ehrengrab in Berlin-Mitte

Der Mann, an den wir diesmal erinnern wollen, war kein Wissenschaftler, doch das Leibniz'sche Motto "theoria cum praxi" gefiel ihm. Er war weder Fabrikant noch Eisenbahnkönig, trotzdem gilt er als "Vater der Berliner Industrie". Er war kein Architekt, aber Karl Friedrich Schinkel nannte ihn seinen "Urfreund". Obwohl kein Verleger, geht die erste technische Zeitschrift Berlins auf seine Initiative zurück. Er war ein preußischer Beamter im höheren Dienst. Doch er verwaltete nicht nur, er brachte viel Neues auf den Weg. Dieser Freund Goethes und Humboldts war ein Meister der Kommunikation und Innovation. Sein Name war Peter Ch. W. Beuth.

Eine seiner nachhaltigsten Leistungen war die Schaffung der Berliner Gewerbeschule 1821, eine der Urzellen der TU Berlin. Damit schuf Beuth eine Institution, in der technische Berufsbildung, aktive Technologieförderung und erfolgreiche Produktvermarktung vermittelt wurden.

1781 im niederrheinischen Kleve geboren, kam Beuth nach dem Studium der Rechts- und Kameralwissenschaft in Halle, der ersten preußischen Aufklärungsuniversität, in die Kurmark. Als Beamter mit Weitblick und Eigeninitiative wurde Beuth ab 1801 in der "Schule" des Freiherren vom Stein in Berlin und bei Hardenberg in Bayreuth ausgebildet, den beiden Initiatoren und Köpfen der preußischen Reformära.

Ab 1819 oblag es Beuth - er war inzwischen Chef der Technischen Deputation für Gewerbe in Berlin - drei Neuerungen durchzusetzen: In der Verwaltung wurde das Verständnis für technische Innovationen geschärft, um jene Bedingungen zu schaffen, die Preußens Wirtschaft konkurrenz- und weltmarktfähig machen sollten. Außerdem schuf man ein effektives, leistungsfähiges technisches Schulwesen. Den ökonomischen Aufschwung befördern hieß für Beuth, junge Menschen mit polytechnischem Wissen zu versorgen, sie mit den Spitzentechnologien von heute und morgen vertraut zu machen und ihre unternehmerischen Talente zu wecken. Zum Dritten initiierte Beuth 1821 den "Verein zur Beförderung des Gewerbefleißes in Preußen". Neu und kreativ fungierte der Verein als Ort der Kommunikation für die Bürger - Unternehmer, Erfinder, Künstler, Wissenschaftler, Architekten und Beamte -, neue Projekte wurden dort besprochen und umgesetzt. Die Initiative sollte bei den Bürgern liegen, dem Staat wurde die Bereitstellung seiner Infrastruktur abgerungen: Bibliotheken, Ausstellungsräume, staatlicher Patentschutz, Laboratorien et cetera.

Doch bei allem Erfolg traf Beuth auch manche Fehlentscheidung. So wurde im Jahre 1825 einem jungen Eleven aus der Beuth'schen Gewerbeschule "wegen erwiesener Talentlosigkeit" empfohlen, sich einen anderen Beruf zu suchen. Zwanzig Jahre später - aus dem Lehrling war inzwischen ein aufstrebender Dampfmaschinenfabrikant geworden - nannte August Borsig eine Lokomotiven-Serie "Beuth". Die Idee war so genial wie symbolisch. Tatsächlich hat Peter Beuth initiativreich und kraftvoll Berlin und Preußen auf ein neues Gleis geschoben, auf das des industriellen Fortschritts.

1845 zog sich Beuth, der als Junggeselle, Pferdenarr und Salonlöwe eine Berliner Institution war, aus dem politischen Leben zurück. Er starb am 27. September 1853. Sein Grab, ein Ehrengrab der Stadt Berlin, befindet sich auf dem Dorotheenstädtischen Friedhof in der Chausseestraße.

Hans Christian Förster,
Bernd Schilfert

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