Kein Preis ohne Gewerbefleiß
Wie Peter. Ch. W. Beuth dem August Borsig Talentlosigkeit bescheinigte
|
|
|
Beuths Ehrengrab
in Berlin-Mitte |
Der Mann, an den wir diesmal erinnern wollen, war kein Wissenschaftler,
doch das Leibniz'sche Motto "theoria cum praxi" gefiel
ihm. Er war weder Fabrikant noch Eisenbahnkönig, trotzdem gilt
er als "Vater der Berliner Industrie". Er war kein Architekt,
aber Karl Friedrich Schinkel nannte ihn seinen "Urfreund".
Obwohl kein Verleger, geht die erste technische Zeitschrift Berlins
auf seine Initiative zurück. Er war ein preußischer Beamter
im höheren Dienst. Doch er verwaltete nicht nur, er brachte
viel Neues auf den Weg. Dieser Freund Goethes und Humboldts war
ein Meister der Kommunikation und Innovation. Sein Name war Peter
Ch. W. Beuth.
Eine seiner nachhaltigsten Leistungen war die Schaffung der Berliner
Gewerbeschule 1821, eine der Urzellen der TU Berlin. Damit schuf
Beuth eine Institution, in der technische Berufsbildung, aktive
Technologieförderung und erfolgreiche Produktvermarktung vermittelt
wurden.
1781 im niederrheinischen Kleve geboren, kam Beuth nach dem Studium
der Rechts- und Kameralwissenschaft in Halle, der ersten preußischen
Aufklärungsuniversität, in die Kurmark. Als Beamter mit
Weitblick und Eigeninitiative wurde Beuth ab 1801 in der "Schule"
des Freiherren vom Stein in Berlin und bei Hardenberg in Bayreuth
ausgebildet, den beiden Initiatoren und Köpfen der preußischen
Reformära.
Ab 1819 oblag es Beuth - er war inzwischen Chef der Technischen
Deputation für Gewerbe in Berlin - drei Neuerungen durchzusetzen:
In der Verwaltung wurde das Verständnis für technische
Innovationen geschärft, um jene Bedingungen zu schaffen, die
Preußens Wirtschaft konkurrenz- und weltmarktfähig machen
sollten. Außerdem schuf man ein effektives, leistungsfähiges
technisches Schulwesen. Den ökonomischen Aufschwung befördern
hieß für Beuth, junge Menschen mit polytechnischem Wissen
zu versorgen, sie mit den Spitzentechnologien von heute und morgen
vertraut zu machen und ihre unternehmerischen Talente zu wecken.
Zum Dritten initiierte Beuth 1821 den "Verein zur Beförderung
des Gewerbefleißes in Preußen". Neu und kreativ
fungierte der Verein als Ort der Kommunikation für die Bürger
- Unternehmer, Erfinder, Künstler, Wissenschaftler, Architekten
und Beamte -, neue Projekte wurden dort besprochen und umgesetzt.
Die Initiative sollte bei den Bürgern liegen, dem Staat wurde
die Bereitstellung seiner Infrastruktur abgerungen: Bibliotheken,
Ausstellungsräume, staatlicher Patentschutz, Laboratorien et
cetera.
Doch bei allem Erfolg traf Beuth auch manche Fehlentscheidung.
So wurde im Jahre 1825 einem jungen Eleven aus der Beuth'schen Gewerbeschule
"wegen erwiesener Talentlosigkeit" empfohlen, sich einen
anderen Beruf zu suchen. Zwanzig Jahre später - aus dem Lehrling
war inzwischen ein aufstrebender Dampfmaschinenfabrikant geworden
- nannte August Borsig eine Lokomotiven-Serie "Beuth".
Die Idee war so genial wie symbolisch. Tatsächlich hat Peter
Beuth initiativreich und kraftvoll Berlin und Preußen auf
ein neues Gleis geschoben, auf das des industriellen Fortschritts.
1845 zog sich Beuth, der als Junggeselle, Pferdenarr und Salonlöwe
eine Berliner Institution war, aus dem politischen Leben zurück.
Er starb am 27. September 1853. Sein Grab, ein Ehrengrab der Stadt
Berlin, befindet sich auf dem Dorotheenstädtischen Friedhof
in der Chausseestraße.
Hans Christian Förster,
Bernd Schilfert
|
|