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Nr. 7-9, Juli 2003
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Wie das "Edelweiß" und der "Ku'damm" nach Ulan Bator kommen

Großes Interesse am Deutschen in der Mongolei - Neue Kooperation mit dem TU-Fachgebiet "Deutsch als Fremdsprache"

Ulrich Steinmüller inmitten seiner Studierenden im mongolischen Ulan Bator

Das Interesse an der deutschen Sprache und an der Kooperation mit wissenschaftlichen Institutionen in Deutschland ist in der Mongolei beachtlich. Erst im Herbst 2002 war während eines DAAD-finanzierten Aufenthaltes von Frau Prof. Dr. Tsevegjav Dagiimaa an der Technischen Universität Berlin eine Kooperationsvereinbarung zwischen der Staatlichen Medizinischen Universität der Mongolei und dem Fachgebiet "Deutsch als Fremdsprache" (DaF) der TU Berlin geschlossen worden. Und schon kurze Zeit später wurde man aktiv. An der Abteilung für Fremdsprachen der Staatlichen Medizinischen Universität der Mongolei wurde ein Weiterbildungsseminar für Dozenten des Deutschen als Fremdsprache an mongolischen Universitäten durchgeführt.

Durch gemeinsame Aktivitäten der beteiligten Institutionen soll eine Deutschausbildung für Studierende der Staatlichen Medizinischen Universität der Mongolei in der Hauptstadt Ulan Bator etabliert werden, die didaktische und methodische Qualifikation des Lehrpersonals verbessert und nach Möglichkeit fachsprachliches Lehr- und Unterrichtsmaterial für diese Zwecke entwickelt werden.

Dieses Seminar war ein erster Beitrag dazu. Rund 30 Deutschdozentinnen und -dozenten verschiedener in Ulan Bator ansässiger mongolischer Universitäten hatten teilgenommen, darunter auch die beiden DAAD-Lektorinnen Susanne Becker und Gabriele Planke. Thematische Schwerpunkte waren neuere Trends und Tendenzen der Didaktik "Deutsch als Fremdsprache" in Deutschland, die Beschäftigung mit Fachsprache im DaF-Unterricht und der Ansatz interkultureller Kommunikation im DaF-Unterricht. Enkhmaa Batsukh, eine mongolische Absolventin des Magisterstudiengangs "Deutsch als Fremdsprache" der TU Berlin präsentierte die neue Prüfungsform Test-DaF.

Das große Interesse an der deutschen Sprache zeigte sich auch in Gesprächen über Möglichkeiten der Fortführung und Intensivierung der Zusammenarbeit im Bereich "Deutsch als Fremdsprache" mit dem Präsidenten der Staatlichen Medizinischen Universität der Mongolei. Als ein nächster Schritt wurde daher eine Summer School in Berlin für eine Gruppe von Deutschdozenten der Staatlichen Medizinischen Universität der Mongolei verabredet.

Doch auch das öffentliche Interesse an der deutschen Sprache ist in der Mongolei sehr breit. Zum Beispiel ist Deutsch eine der etablierten Fremdsprachen im öffentlichen Schulwesen. Eine der Ursachen hierfür ist sicherlich die über viele Jahre durchgeführte Kooperation zwischen der damaligen DDR und der Mongolei, vor allem im Bereich von Landwirtschaft und Milchproduktion. An diese Tradition knüpft die heutige Mongolei an. Sie trifft dabei auf das Interesse der deutschen Politik und Wirtschaft.

Auch im Tourismus ist ein spürbares Interesse von Deutschen und an Deutschen zu beobachten, was zu einer beachtlichen Nachfrage nach Deutschunterricht für touristische Zwecke führt. Selbst im Straßenbild von Ulan Bator ist die deutsche Sprache präsent. So hat sich ein deutscher Bierbrauer mit einer Gaststätten-Brauerei, dem "Deutschen Brauhaus", etabliert, Touristen werden im "Hotel Edelweiß" vom Frühstückskellner in deutscher Sprache begrüßt und er empfiehlt ihnen die Nachtbar seines Bruders mit dem schönen Namen "Ku-Damm".

Doch vor allem gibt es einen großen Bedarf an deutscher Sprache im wissenschaftlichen Bereich. Es besteht in verschiedenen wissenschaftlichen Disziplinen in der Mongolei ein großer Mangel an wissenschaftlichen Publikationen in mongolischer Sprache. Während der zurückliegenden Jahrzehnte war die Mongolei und mit ihr die mongolische Wissenschaftslandschaft sehr stark auf die damalige Sowjetunion ausgerichtet. Die Ergebnisse russischer Wissenschaft, vermittelt in russischer Sprache, bildeten so das Fundament für die Wissenschaften der Mongolei. Konsequenterweise war die erste Fremdsprache in den mongolischen Schulen und Universitäten dann auch Russisch - und damit obligatorisches Fach für alle Studierenden, unabhängig vom eigentlichen Studienfach.

Mit der politischen Neuordnung nach dem Zerfall der Sowjetunion erlebte auch dieses zentralasiatische Land eine Umorientierung, die sich unter anderem in einem außerordentlich großen Bedürfnis nach Kontakt mit den Wissenschaften anderer Länder ausdrückt. Doch vor der Rezeption internationaler wissenschaftlicher Erkenntnisse steht die Barriere fremder Sprachen. Die Fremdsprachenabteilungen der verschiedenen mongolischen Universitäten wurden also ausgebaut. Deutsch wird zunehmend als Vehikel für die Rezeption wissenschaftlicher Erkenntnisse aus Deutschland benötigt, um wissenschaftliche Fachliteratur zu übersetzen, im Original zu lesen oder an deutschen Universitäten studieren zu können. 140 mongolische Studierende sind derzeit an der TU Berlin immatrikuliert und stehen damit an elfter Stelle unserer ausländischen Studierenden, direkt hinter den französischen. Das TU-Fachgebiet "Deutsch als Fremdsprache" ist in diesem Zusammenhang für die Mongolei besonders interessant, da es spezifische Schwerpunkte auf Fachsprachen setzt.

Das Seminar in Ulan Bator war sehr gut organisiert, aktiv unterstützt von den beiden DAAD-Lektorinnen. Es gab sehr intensive und ergiebige Diskussionen und Fachgespräche über den Unterricht "Deutsch als Fremdsprache" in der Mongolei. Eine Fortführung dieser Zusammenarbeit ist daher sehr wünschenswert und geplant.

Prof. Dr. Ulrich Steinmüller,
Fachgebiet Deutsch als Fremdsprache

www.tu-berlin.de/fb2/fadi/daf1.html

 

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