Wie das "Edelweiß" und der "Ku'damm"
nach Ulan Bator kommen
Großes Interesse am Deutschen in der Mongolei - Neue Kooperation
mit dem TU-Fachgebiet "Deutsch als Fremdsprache"
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Ulrich Steinmüller inmitten
seiner Studierenden im mongolischen Ulan Bator |
Das Interesse an der deutschen Sprache und an der Kooperation
mit wissenschaftlichen Institutionen in Deutschland ist in der Mongolei
beachtlich. Erst im Herbst 2002 war während eines DAAD-finanzierten
Aufenthaltes von Frau Prof. Dr. Tsevegjav Dagiimaa an der Technischen
Universität Berlin eine Kooperationsvereinbarung zwischen der
Staatlichen Medizinischen Universität der Mongolei und dem
Fachgebiet "Deutsch als Fremdsprache" (DaF) der TU Berlin
geschlossen worden. Und schon kurze Zeit später wurde man aktiv.
An der Abteilung für Fremdsprachen der Staatlichen Medizinischen
Universität der Mongolei wurde ein Weiterbildungsseminar für
Dozenten des Deutschen als Fremdsprache an mongolischen Universitäten
durchgeführt.
Durch gemeinsame Aktivitäten der beteiligten Institutionen
soll eine Deutschausbildung für Studierende der Staatlichen
Medizinischen Universität der Mongolei in der Hauptstadt Ulan
Bator etabliert werden, die didaktische und methodische Qualifikation
des Lehrpersonals verbessert und nach Möglichkeit fachsprachliches
Lehr- und Unterrichtsmaterial für diese Zwecke entwickelt werden.
Dieses Seminar war ein erster Beitrag dazu. Rund 30 Deutschdozentinnen
und -dozenten verschiedener in Ulan Bator ansässiger mongolischer
Universitäten hatten teilgenommen, darunter auch die beiden
DAAD-Lektorinnen Susanne Becker und Gabriele Planke. Thematische
Schwerpunkte waren neuere Trends und Tendenzen der Didaktik "Deutsch
als Fremdsprache" in Deutschland, die Beschäftigung mit
Fachsprache im DaF-Unterricht und der Ansatz interkultureller Kommunikation
im DaF-Unterricht. Enkhmaa Batsukh, eine mongolische Absolventin
des Magisterstudiengangs "Deutsch als Fremdsprache" der
TU Berlin präsentierte die neue Prüfungsform Test-DaF.
Das große Interesse an der deutschen Sprache zeigte sich
auch in Gesprächen über Möglichkeiten der Fortführung
und Intensivierung der Zusammenarbeit im Bereich "Deutsch als
Fremdsprache" mit dem Präsidenten der Staatlichen Medizinischen
Universität der Mongolei. Als ein nächster Schritt wurde
daher eine Summer School in Berlin für eine Gruppe von Deutschdozenten
der Staatlichen Medizinischen Universität der Mongolei verabredet.
Doch auch das öffentliche Interesse an der deutschen Sprache
ist in der Mongolei sehr breit. Zum Beispiel ist Deutsch eine der
etablierten Fremdsprachen im öffentlichen Schulwesen. Eine
der Ursachen hierfür ist sicherlich die über viele Jahre
durchgeführte Kooperation zwischen der damaligen DDR und der
Mongolei, vor allem im Bereich von Landwirtschaft und Milchproduktion.
An diese Tradition knüpft die heutige Mongolei an. Sie trifft
dabei auf das Interesse der deutschen Politik und Wirtschaft.
Auch im Tourismus ist ein spürbares Interesse von Deutschen
und an Deutschen zu beobachten, was zu einer beachtlichen Nachfrage
nach Deutschunterricht für touristische Zwecke führt.
Selbst im Straßenbild von Ulan Bator ist die deutsche Sprache
präsent. So hat sich ein deutscher Bierbrauer mit einer Gaststätten-Brauerei,
dem "Deutschen Brauhaus", etabliert, Touristen werden
im "Hotel Edelweiß" vom Frühstückskellner
in deutscher Sprache begrüßt und er empfiehlt ihnen die
Nachtbar seines Bruders mit dem schönen Namen "Ku-Damm".
Doch vor allem gibt es einen großen Bedarf an deutscher Sprache
im wissenschaftlichen Bereich. Es besteht in verschiedenen wissenschaftlichen
Disziplinen in der Mongolei ein großer Mangel an wissenschaftlichen
Publikationen in mongolischer Sprache. Während der zurückliegenden
Jahrzehnte war die Mongolei und mit ihr die mongolische Wissenschaftslandschaft
sehr stark auf die damalige Sowjetunion ausgerichtet. Die Ergebnisse
russischer Wissenschaft, vermittelt in russischer Sprache, bildeten
so das Fundament für die Wissenschaften der Mongolei. Konsequenterweise
war die erste Fremdsprache in den mongolischen Schulen und Universitäten
dann auch Russisch - und damit obligatorisches Fach für alle
Studierenden, unabhängig vom eigentlichen Studienfach.
Mit der politischen Neuordnung nach dem Zerfall der Sowjetunion
erlebte auch dieses zentralasiatische Land eine Umorientierung,
die sich unter anderem in einem außerordentlich großen
Bedürfnis nach Kontakt mit den Wissenschaften anderer Länder
ausdrückt. Doch vor der Rezeption internationaler wissenschaftlicher
Erkenntnisse steht die Barriere fremder Sprachen. Die Fremdsprachenabteilungen
der verschiedenen mongolischen Universitäten wurden also ausgebaut.
Deutsch wird zunehmend als Vehikel für die Rezeption wissenschaftlicher
Erkenntnisse aus Deutschland benötigt, um wissenschaftliche
Fachliteratur zu übersetzen, im Original zu lesen oder an deutschen
Universitäten studieren zu können. 140 mongolische Studierende
sind derzeit an der TU Berlin immatrikuliert und stehen damit an
elfter Stelle unserer ausländischen Studierenden, direkt hinter
den französischen. Das TU-Fachgebiet "Deutsch als Fremdsprache"
ist in diesem Zusammenhang für die Mongolei besonders interessant,
da es spezifische Schwerpunkte auf Fachsprachen setzt.
Das Seminar in Ulan Bator war sehr gut organisiert, aktiv unterstützt
von den beiden DAAD-Lektorinnen. Es gab sehr intensive und ergiebige
Diskussionen und Fachgespräche über den Unterricht "Deutsch
als Fremdsprache" in der Mongolei. Eine Fortführung dieser
Zusammenarbeit ist daher sehr wünschenswert und geplant.
Prof. Dr. Ulrich Steinmüller,
Fachgebiet Deutsch als Fremdsprache
www.tu-berlin.de/fb2/fadi/daf1.html
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