Altöl und CD-Roms recyceln
Zwei Chemiestudenten gründen eine Entsorgungsfirma
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Keine schlechten Zukunftschancen
für Kurt Saygin und Can Göy |
Der Umwelt etwas Gutes tun! Zwei Chemiestudenten gründen
eine Entsorgungsfirma! Zum Beispiel mit einem Recycling-Unternehmen,
das chemische Abfälle entsorgt und in wiederverkaufsfähige
Produkte umwandelt.
Diese Idee wurde jüngst im Businessplanwettbewerb der 1. Stufe
mit dem 3. Platz und 1000 Euro prämiert: Gewinner ist die Saygin
& Göy GbR.
Der 31-jährige Kurt Saygin hat auf diesem Gebiet viel praktische
Erfahrung: Als angehender Chemieingenieur an der TU Berlin hat er
schon zahlreiche Erfahrungen bei großen Recycling-Projekten
in der Türkei gesammelt. Die Thematik ist quasi in seinen Genen
verankert, denn sein Vater ist Professor für Chemie an der
Bosporus-Universität und arbeitet dort bereits erfolgreich
mit Sondermüllentsorgungsanlagen.
Er erklärt die technologische Neuheit, die in der Türkei
entwickelt wurde: "Bei herkömmlichen chemisch-galvanischen
Verfahren, z. B. bei der Platinenherstellung, entstehen schwermetallbelastete
Säure- und Alkaliabfälle.
Diese enden meist auf Sondermülldeponien oder werden in wirtschaftlich
wenig oder ineffizienten Prozessen wiederaufbereitet." Der
Ansatz von der Saygin & Göy GbR ist anders: Müll ist
nicht Müll, sondern wird nach einem Recycling-Verfahren in
verkaufsfähige Produkte verwandelt. So können z. B. Kupferoxychlorid
und -sulfat als Holzschutzmittel, Fungizide oder Desinfektionsmittel
wieder verwendet werden. Saygin geht beispielsweise von einem Gewinn
in Höhe von 800 Euro pro Tonne aus. Da die Altätzen wirtschaftlich
wiederaufbereitet werden, kann Saygin & Göy GbR im Entsorgungspreis
unterhalb der marktüblichen Kondition agieren. Die Zukunftschancen
stehen also nicht schlecht. Denn angesichts der weltweiten Ressourcenverknappung
werden nicht nur die Preise für Rohstoffe ansteigen, sondern
auch die Kosten für eine mögliche "Endlagerung".
Die beiden Gründer Kurt Saygin und Can Göy verfügen
über weiteres, assoziiertes Know-How. Zwei Ingenieure aus dem
Bereich technischer Umweltschutz und Verfahrenstechnik sowie eine
Umweltchemikerin stehen dem Team zurzeit unentgeltlich mit ihrem
Spezialwissen zur Seite. Denn ihre Begeisterung für die Idee
ist Anreiz genug.
"Ein Unternehmen, das nicht nur den grünen Punkt verdient,
sondern mit diesem innovativen Technologieansatz auch Zukunft hat",
erläutert Dr. Schickhoff vom Technologie
Coaching Center (TCC), die das junge Team über mehrere
Wochen begleitet hat.
Sobald wie möglich wollen die beiden TU-Studenten eine GmbH
gründen und sind auf der Suche nach einem Kreditgeber, der
auch den notwendigen Bau der Recyclinganlage in Brandenburg mit
einem geschätzten Investitionsvolumen von 100000 Euro finanzieren
soll.
"Danach wollen wir langfristig angewandte Forschungsarbeit
leisten, um unser Verfahren noch zu erweitern", sagt Mitbegründer
Can Göy, der für das Management verantwortlich ist. Ziel
ist es, den Grundprozess so weiter zu entwickeln, dass auch andere
Rohstoffe aus der Endlagerung dem Rohstoffkreislauf wieder zugeführt
werden können. Anstehende Projekte sind zum Beispiel die Wiederaufbereitung
von Altöl oder die Verwertung von alten CD-Roms.
tui
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