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Nr. 7-9, Juli 2003
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High-Tech auf dem Strohdach

Wie TU-Studierende mit Solar-Systemen Menschen in Drittländern auf die Beine helfen wollen

Energie für die Ärmsten aus preisgünstigen Solarzellen

"Wir hatten in Washington viele interessante Gespräche mit Akteuren im Bereich der Solarenergie. Die Weltbank beziehungsweise der Global Environmental Fund hat uns in unserem Tun sehr bestätigt", erzählt Noara Kebir, Studentin der Energie- und Verfahrenstechnik von ihrem Kongressbesuch in den USA. Zusammen mit ihrem Kommilitonen Daniel Philipp, der Energietechnik studiert, hat sie ein Projekt zur Energieversorgung armer, ländlicher Regionen durch erneuerbare Energien ins Leben gerufen, das sich an einem laufenden Modell in Bangladesh orientiert.

Noara Kebir und Daniel Philipp untersuchten zunächst das Konzept des Unternehmens Grameen Energy in Bangladesh, das in den ländlichen Regionen Solarzellen-Energiesysteme vertreibt. Das Konzept sei nicht nur wirtschaftlich tragfähig, stellten die Studierenden bei einem halbjährigen Aufenthalt vor Ort fest, es sorge auch für steigende Lebensqualität und höhere Einkommen seiner Kunden. Bei der so genannten Mikrofinanzierung erhalten die Bauern Kleinstkredite ohne Sicherheiten und werden Eigentümer eines Solar-Home-Systems (SHS), das sowohl Licht als auch Fernsehen ermöglicht. Die Grameen Bank erreicht eine Rückzahlungsquote, die wesentlich höher liegt als die anderer Banken, nämlich 98 Prozent. Die Besonderheit ist die direkte Bindung des Kredites an ein bestimmtes Produkt, mit dem der Kreditnehmer produktiv tätig werden kann. Da Sicherheiten nicht vorhanden sind, verlässt sich die Grameen Bank auf die Motivation und den sozialen Druck der Kreditnehmer, sich aus ihrem Elend zu befreien.

Noara Kebirs und Daniel Philipps Idee ist es nun, über ihr Micro-Energy-Project, für das sie bereits mehrere Unternehmen interessieren konnten, nach Replikationsmöglichkeiten für das erfolgreiche Modell von Grameen Energy zu suchen, zum Beispiel in Indien. Die Arbeit daran ist auch gleichzeitig Inhalt ihrer Diplomarbeit, die momentan im Entstehen begriffen ist. Auf verschiedenen Veranstaltungen, sowohl an der TU Berlin als auch auf dem ATTAC-Kongress in Berlin oder im Juni 2003 auf der internationalen "Results-Conference" in Washington, USA, haben sie ihr Projekt schon vorgestellt.

"Durch die Results-Conference bekamen wir nun weltweite Lobbyunterstützung", freut sich Noara Kebir, "besonders in den Vereinigten Staaten, in Kanada und in Japan. Wir konnten uns vor allem auch mit anderen Organisationen austauschen, die in der dezentralen Energieversorgung tätig sind." Doch damit allein geben sich die beiden rührigen Studierenden nicht zufrieden. Das MicroEnergy-Project sei der Beginn einer Kooperation zwischen dem TU-Institut für Energietechnik und Grameen Energy in Bangladesh. Doch ihr Replikationsmodell erfordere weitere Kooperationen in Wirtschaft, Politik und Gesellschaft. Immerhin soll das Modell außer dem Kleinstkreditmodell noch weitere Kunden- und Managementberatung in den Entwicklungsländern bieten sowie Software-Tools zur Planung und Entwicklung von Photovoltaik.

Patricia Pätzold

www.MicroEnergy-Project.de
www.resultsinternational.org

 

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