High-Tech auf dem Strohdach
Wie TU-Studierende mit Solar-Systemen Menschen in Drittländern
auf die Beine helfen wollen
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Energie für die Ärmsten
aus preisgünstigen Solarzellen |
"Wir hatten in Washington viele interessante Gespräche
mit Akteuren im Bereich der Solarenergie. Die Weltbank beziehungsweise
der Global Environmental Fund hat uns in unserem Tun sehr bestätigt",
erzählt Noara Kebir, Studentin der Energie- und Verfahrenstechnik
von ihrem Kongressbesuch in den USA. Zusammen mit ihrem Kommilitonen
Daniel Philipp, der Energietechnik studiert, hat sie ein Projekt
zur Energieversorgung armer, ländlicher Regionen durch erneuerbare
Energien ins Leben gerufen, das sich an einem laufenden Modell in
Bangladesh orientiert.
Noara Kebir und Daniel Philipp untersuchten zunächst das Konzept
des Unternehmens Grameen Energy in Bangladesh, das in den ländlichen
Regionen Solarzellen-Energiesysteme vertreibt. Das Konzept sei nicht
nur wirtschaftlich tragfähig, stellten die Studierenden bei
einem halbjährigen Aufenthalt vor Ort fest, es sorge auch für
steigende Lebensqualität und höhere Einkommen seiner Kunden.
Bei der so genannten Mikrofinanzierung erhalten die Bauern Kleinstkredite
ohne Sicherheiten und werden Eigentümer eines Solar-Home-Systems
(SHS), das sowohl Licht als auch Fernsehen ermöglicht. Die
Grameen Bank erreicht eine Rückzahlungsquote, die wesentlich
höher liegt als die anderer Banken, nämlich 98 Prozent.
Die Besonderheit ist die direkte Bindung des Kredites an ein bestimmtes
Produkt, mit dem der Kreditnehmer produktiv tätig werden kann.
Da Sicherheiten nicht vorhanden sind, verlässt sich die Grameen
Bank auf die Motivation und den sozialen Druck der Kreditnehmer,
sich aus ihrem Elend zu befreien.
Noara Kebirs und Daniel Philipps Idee ist es nun, über ihr
Micro-Energy-Project, für das sie bereits mehrere Unternehmen
interessieren konnten, nach Replikationsmöglichkeiten für
das erfolgreiche Modell von Grameen Energy zu suchen, zum Beispiel
in Indien. Die Arbeit daran ist auch gleichzeitig Inhalt ihrer Diplomarbeit,
die momentan im Entstehen begriffen ist. Auf verschiedenen Veranstaltungen,
sowohl an der TU Berlin als auch auf dem ATTAC-Kongress in Berlin
oder im Juni 2003 auf der internationalen "Results-Conference"
in Washington, USA, haben sie ihr Projekt schon vorgestellt.
"Durch die Results-Conference bekamen wir nun weltweite Lobbyunterstützung",
freut sich Noara Kebir, "besonders in den Vereinigten Staaten,
in Kanada und in Japan. Wir konnten uns vor allem auch mit anderen
Organisationen austauschen, die in der dezentralen Energieversorgung
tätig sind." Doch damit allein geben sich die beiden rührigen
Studierenden nicht zufrieden. Das MicroEnergy-Project sei der Beginn
einer Kooperation zwischen dem TU-Institut für Energietechnik
und Grameen Energy in Bangladesh. Doch ihr Replikationsmodell erfordere
weitere Kooperationen in Wirtschaft, Politik und Gesellschaft. Immerhin
soll das Modell außer dem Kleinstkreditmodell noch weitere
Kunden- und Managementberatung in den Entwicklungsländern bieten
sowie Software-Tools zur Planung und Entwicklung von Photovoltaik.
Patricia Pätzold
www.MicroEnergy-Project.de
www.resultsinternational.org
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