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Nr. 7-9, Juli 2003
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Das Politische an der Technik

Frauen in Naturwissenschaft und Technik sollen Standard werden

Der Kirchentag auf dem Südcampus der TU Berlin hatte durchaus Konkurrenz. Das Nord-Gelände bot spannende Alternativen: "Frauen in Naturwissenschaft und Technik" hieß ein viertägiger Kongress, der 29. seiner Art. 1977 in Aachen gegründet, wird er mittlerweile jährlich in wechselnden Städten durchgeführt. Er wurde von "Käthe und Clara - Verein zur Förderung von Mädchen und Frauen in Naturwissenschaft und Technik e.V." veranstaltet und mit viel ehrenamtlicher Arbeit organisiert.

Über 300 Frauen nutzten den Kongress, um sich über ihre Situation als Studentin, Ingenieurin, Handwerkerin, Naturwissenschaftlerin oder Informatikerin in Männerdomänen auszutauschen, über feministische Naturwissenschaftsforschung oder über das Selbstverständnis von Frauen in Naturwissenschaft und Technik zu Beginn des 21. Jahrhunderts zu diskutieren.

Schirmfrau Prof. Hildegard Maria Nickel von der HU Berlin, Prof. Christina Thürmer-Rohr und Dr. Helga Satzinger vom Zentrum für Interdisziplinäre Frauen- und Geschlechterforschung der TU Berlin führten in das Schwerpunktthema des Kongresses "standard:abweichung" ein. Standardisierung und Normierung beeinflusse unsere Wahrnehmung der Welt erheblich. In Naturwissenschaft und Technik gelten Standards und Raster als Garanten für klare und reproduzierbare Ergebnisse. Diese scheinbar objektiven Richtwerte wurden hinterfragt.

Kontroversen gab es darüber, welchen Anteil Frauen an der Macht, Technologien zu formen, haben. Technik werde in sozialen Räumen gestaltet und genutzt, die von Geschlechterhierarchie durchtränkt sind. Highlight unter den knapp 100 Einzelveranstaltungen war eine interaktive und kreative Kommunikations- und Diskussionsrunde, eine so genannte Open-Space-Veranstaltung, auf der die Frauen ihren eigenen Zugang zum Thema "standard:abweichung" reflektierten. Diese Methode des Gedankenaustausches wurde zum ersten Mal auf einem FiNuT-Kongress angeboten.

Internationales Flair verbreiteten vier ukrainische Referentinnen, die dazu aufforderten, auch nach Osten zu schauen. Sie stellten ihre Arbeiten zur Frauenförderung vor.

Noch ist ein reiner Frauen-Kongress an sich schon eine Abweichung. Doch leider ist sie weiterhin nötig, um Frauen im Naturwissenschafts- und Technikbetrieb so zu fördern, dass sie dort irgendwann auch zum Standard gehören.

Jenny Schmithals

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