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Nr. 7-9, Juli 2003
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Der Kommentar

Tarifabschluss übernehmen

 
  Gert G. Wagner

Auf Basis von Zeitungsmeldungen sollte man vorsichtig mit einer Einschätzung von komplizierten Tarifabschlüssen sein. Aber: für die Berliner Universitäten kann es sich jetzt als Segen erweisen, dass sie aus dem Tarifverbund ausgetreten sind.

Der "Tausch von Einkommen gegen Freizeit" würde die Universitäten hart treffen, da - bei ohnehin ungezählten Überstunden - der Tarifabschluss des Senats eine enorme Lohnkürzung bedeutet. Das Ansparen auf "Arbeitszeitkonten" ist für Mitarbeiter, die nicht ihr Leben lang an derselben Universität bleiben wollen, sinnlos. Diese Strategie mag im öffentlichen Dienst im engeren Sinne - also beim Senat und in den Bezirksämtern - mit dem Verzicht auf betriebsbedingte Kündigungen noch "motivierbar" sein - aber auch dort wird der gute Nachwuchs abgeschreckt. In Universitäten und anderen Forschungsseinrichtungen würden aber Lohnkürzungen von 12 Prozent - im Vergleich zum Rest der Republik - Berlin für den wissenschaftlichen Nachwuchs unattraktiv machen. Dies gilt erst recht für den internationalen Stellenmarkt.

Ich persönlich rate, dass die TU Berlin und die anderen Universitäten dem Beispiel der BSR oder BVG folgen: Übernahme des Tarifvertrages wie zwischen Tarifgemeinschaft und Gewerkschaften verhandelt. Wenn der Senat die Zuwendung nach Auslaufen der Hochschulverträge kürzen wird, ist das mit Lohnkürzungen ohnehin nicht vernünftig aufzufangen. Vielmehr müssen sich die Universitäten verstärkt nach anderen Geldquellen umsehen. Und dazu gehören auch Studiengebühren. Diese sollte der Senat uneingeschränkt zulassen (oder zumindest hinnehmen). Die Universitäten werden aus Eigeninteresse diese Gebühren ohnehin nicht zu hoch ansetzen und sie sozialverträglich gestalten.

Prof. Dr. Gert G. Wagner,
Lehrstuhlinhaber für Volkswirtschaftslehre an der TU Berlin,
Forschungsdirektor am DIW Berlin und Mitglied des Wissenschaftsrates

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