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Nr. 6, Juni 2003
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Studierende sind Botschafter unserer Universität

Wie Hochschullehrer einen Auslandsaufenthalt bewerten und was sie anbieten können

Prof. Dr.-Ing. Hein Auracher, Fakultät III, Prozesswissenschaften, Institut für Energietechnik Prof. Dr. Udo Simon, Fakultät II, Mathematik und Naturwissenschaften, Arbeitsgruppe Geometrie und Mathematische Physik Prof. Dr. Volker Trommsdorff, Fakultät VIII, Wirtschaft und Management, Institut für Betriebswirtschaftslehre, Lehrstuhl Marketing I

Wie wirkt sich aus Ihrer Sicht als Hochschullehrer eine solche Auslandserfahrung für die Studierenden aus, nicht nur im Hinblick auf das spätere Berufsleben, sondern schon während des Studiums?

Udo Simon: Ich sehe Auslandserfahrungen unter mehreren Aspekten sehr positiv: Bereits die Planung eines Auslandsaufenthalts wirkt sich positiv auf den Studienverlauf aus: Die Zwischenprüfungen werden zielstrebig abgelegt, die Initiative wird herausgefordert. Der Aufenthalt selbst bringt eine hohe Kompetenz in einer Fremdsprache, die Erfahrung einer anderen Studien- und Lebenskultur sowie einen Zugewinn an Flexibilität, sozialer Kompetenz und Lebenserfahrung in einem neuen Umfeld; eine Folge sind bessere Bewerbungschancen beim Berufseinstieg und -aufstieg und auch eine Bereicherung des persönlichen Lebens. Fast alle Studierenden beurteilen ihren Auslandsaufenthalt bei Rückkunft sehr positiv.

Hein Auracher: Aufgrund meiner langjährigen Erfahrung mit Studierenden, die ein Auslandsstudium absolvierten, kann ich ohne Einschränkung sagen, dass sich dies sowohl im Hinblick auf die Persönlichkeitsentwicklung als auch auf die fachliche Kompetenz sehr positiv auswirkt. Studierende, die ein Auslandsstudium absolviert haben, sind reifer, selbstbewusster und zielstrebiger. In fachlicher Hinsicht können sie die Vor- und Nachteile der Ausbildungsphilosophie an deutschen Universitäten besser einordnen. Zumeist kommen sie durch Vergleich zum Schluss, dass unser heimisches System viele Vorteile bietet, die diejenigen ohne Auslandsstudium nicht erkennen und würdigen. Studierende mit Auslandsstudium kommen daher in der Regel mit einer höheren Motivation zurück. Man sollte ein sechs- oder zwölfmonatiges Auslandsstudium zur Pflicht machen.

Volker Trommsdorff: Einer der großen Vorteile ist, dass die Studierenden schon bei der Vorbereitung auf das Auslandsstudium Ziele für ihr weiteres Studium sowie für das spätere Berufsleben bestimmen. Natürlich wird auch die persönliche Entwicklung positiv beeinflusst. Nach einem solchen Auslandsaufenthalt wissen junge Menschen, dass sie neue Situationen in einer ungewohnten Umgebung meistern können. Wichtig sind zudem die Erfahrungen der Zusammenarbeit mit Studierenden und dem Lehrpersonal in einer anderen akademischen Umgebung. Nicht zuletzt sind auch neue kulturelle Erfahrungen von großer und für die jetzigen Studierenden sogar von wachsender Bedeutung, vor allem für das spätere Berufsleben. Unsere Partneruniversitäten sind exklusiv ausgesuchte Institute, und die Studienbedingungen dort sind sehr gut.

Wie sollte die TU Berlin bzw. das Akademische Auslandsamt Sie dabei unterstützen, dass Sie ein Auslandsstudium anbieten können?

Udo Simon: Bei der umfassenden Betreuung der Austausch-Studierenden (TU-Studierende und Gäste), der Erschließung von Finanzierungs-Quellen und neuer Programme, bei den Kontakten mit den International Offices der Partner und der formalen Abwicklung der finanziellen Unterstützungen. Das Akademische Auslandsamt der TU Berlin leistet hier bisher trotz knapper personeller Besetzung übrigens vorbildliche Arbeit; das ist auch bei Drittmittelgebern und an Partnerhochschulen wohl bekannt.

Hein Auracher: Die Unterstützung durch das Akademische Auslandsamt ist ausgezeichnet und sollte im Interesse der Studierenden unbedingt beibehalten oder besser ausgebaut werden.

Volker Trommsdorff: Die Zusammenarbeit mit dem Akademischen Auslandsamt ist ausgezeichnet. Es übernimmt viele organisatorische Aufgaben, was uns nicht nur sehr entlastet, sondern auch motiviert. Um diese weitreichenden administrativen Aufgaben bewältigen zu können, muss das AAA natürlich auch entsprechend ausgestattet sein, damit sich die Lehrstühle voll auf die akademische Betreuung eines Austauschprogramms konzentrieren können.

Was können Sie Studierenden in Ihrem Fachgebiet bzw. Verantwortungsbereich anbieten?

Udo Simon: Das Mathematische Institut hat etwa je 20 Partnerhochschulen im Rahmen der Sokrates-Erasmus- Programme und in den USA (im Rahmen eigener Verträge mit Departments oder von TU-Verträgen mit Partnerhochschulen). Dabei spielt seit etwa zehn Jahren der Austausch mit der Emory-University in Atlanta eine herausragende Rolle; zurzeit studieren dort sieben TU-Studierende als Graduierte in Masters- oder PhD-Programmen. Aber auch andere Aufenthalte, etwa an der Peking University, können wir vermitteln.

Hein Auracher: Ich biete den Studierenden in meinem Fachgebiet die Vermittlung von Auslandsstudien an 15 Universitäten in Europa sowie an weiteren Universitäten in USA und Neuseeland an.

Volker Trommsdorff: In meinem Fachgebiet kann ich folgende Kooperationen und Austausche anbieten: einen Auslandsaufenthalt an der Dublin City University/Irland mit dem Studienschwerpunkt Marketing, Austauschprogramme mit der London City University Business School, mit der Perdu Business School (University of Maryland, Salisbury, USA), mit der Wirtschaftsuniversität BKAE (Budapest), der Istanbul Teknik Üniversitesi ITÜ sowie der Tongji-Universität Schanghai. Besonders stolz sind wir außerdem auf unser Doppeldiplomprogramm mit der Ecole Supérieure de Commerce Toulouse (ESC). Wir fördern aber auch andere Austauschvorhaben nach genauer Prüfung, insbesondere Angebote im Rahmen des Europäischen Austauschnetzwerks "Sokrates".

Welchen Tipp geben Sie Studierenden, die sich fürs Ausland interessieren?

Udo Simon: Wir bemühen uns, bereits die Erstsemester sehr detailliert über Austauschmöglichkeiten zu informieren. Dann können die Studierenden langfristig planen. Meine Empfehlung: rechtzeitige Planung (etwa zwei Jahre im Voraus), Erwerb von Sprachkompetenz, Absprache des Auslandsstudiums mit den zuständigen Prüfungsobleuten vor Antritt des Auslandsaufenthaltes. Bei Graduierten bestehen Möglichkeiten, Masters, Diplom oder Promotion im Sandwich-Verfahren abzulegen.

Hein Auracher: Studierende sollten rechtzeitig - und zwar noch in den letzten Semestern im Grundstudium - mit der Planung ihres Auslandsstudiums beginnen. Informationsmaterial erhält man im Akademischen Auslandsamt. Werden weitere Informationen gewünscht, so empfehle ich, sich mit dem zuständigen Hochschullehrer oder dessen Assistentinnen und Assistenten zu unterhalten. Die Kontaktinformationen finden sich im Informationsmaterial des Akademischen Auslandsamts.

Volker Trommsdorff: Neben der fachlichen Qualifikation sind Engagement und eine Portion Neugier auf das Leben im Gastland notwendig. Studierende der TU Berlin sollten sich außerdem bewusst sein, dass sie immer auch Botschafter unserer Universität sind. Sie sollten darauf achten, dass sie ein positives Bild von sich, ihrer Heimatuniversität und nicht zuletzt von Berlin vermitteln.

Die Fragen stellte Patricia Pätzold

 

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