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Nr. 6, Juni 2003
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Buchtipp

TU intern fragt Menschen, was sie empfehlen können. Qiao Haini aus China studiert Medienberatung.

Welchen Einfluss hatten politische Strömungen und Ereignisse der letzten 200 Jahre deutscher Geschichte auf die deutsche Vornamensgebung? Anschaulich zeigen zwei Autoren, die sich diesem Thema widmen, in einer eindrucksvollen, wissenschaftlichen Analyse vom 19. Jahrhundert bis zum Fall der Mauer und der DDR auf, wie stark sich politische Ereignisse in das Kollektiv der Deutschen eingebrannt und sich auf die Namensgebung ihrer Kinder ausgewirkt haben. Sie werteten 1,5 Millionen Geburteneinträge aus. Von der fortschritts- und untertanengläubigen wilhelminischen Zeit, in der "Otto" populär war, nach Reichskanzler Otto von Bismarck, dem Architekten des Deutschen Reiches, bis hin zu Namensentgleisungen unter den Nationalsozialisten, wie Horsta (nach Horst Wessel), und zur Gründung der BRD, der Amerikanisierung Westdeutschlands - und zur Weltoffenheit - reicht das Spektrum dieser Untersuchung. Die Meinung, dass zwar Weltoffenheit in der Namensgebung eine Bereicherung für die kulturelle Vielfalt der Gesellschaft ist, die Vornamen seien aber ein Symbol der kulturellen nationalen Identität, die im Zeitalter der Globalisierung zu erhalten ist, ist mir besonders einleuchtend. Gerade für mich als Studentin aus einem anderen Kulturkreis war dieses Buch sehr aufschlussreich, weil es mir zum einen Einblick in das deutsche Seelenleben über zwei Jahrhunderte deutscher Geschichte ermöglichte und zum anderen wortreich und mit historischen literarischen Zitaten die letzten 200 Jahre deutsche Geschichte erschlossen hat.

Michael Wolffsohn/Thomas Brechenmacher: Die Deutschen und ihre Vornamen - 200 Jahre Politik und öffentliche Meinung, Diana Verlag, München 1999, ISBN: 3-8284-5018-0

 

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