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Nr. 6, Juni 2003
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Atemberaubend: Neun Etagen zur Raketenspitze

Eine TU-Studentin besuchte den Weltraumbahnhof der Ariane-Raketen in Kourou

 
  Ariane- Startrampe in Kourou

Einmal jährlich können Studierende, Ingenieure und andere Interessierte aus aller Welt den europäischen Weltraumbahnhof in Kourou besichtigen. Als Studentin der Luft- und Raumfahrttechnik an der Technischen Universität Berlin hatte ich die Möglichkeit, an einer von Arianespace, der European Space Agency (ESA), des Centre National d'Etudes Spatiales (CNES) und anderen Unternehmen gesponserten Studienreise dorthin teilzunehmen. Wegen seiner idealen Lage wählten die Europäer Kourou in Französisch-Guayana zum Startplatz für Raketen. Von den zahlreichen Weltraumbahnhöfen liegt keiner so nah am Äquator wie Kourou mit einer Neigung der Bahn zum Erdäquator von 5,3 Grad. Eine Rakete kann die maximale Rotationsgeschwindigkeit der Erde nutzen, wenn sie gerade nach Osten startet, also parallel zum Äquator. Die Neigung der Bahn des Satelliten, die Inklination, ist dann so hoch wie die geographische Breite des Startortes. Mit diesem Einschusswinkel können höhere Nutzlasten in den jeweiligen Orbit transportiert werden. Die Ariane- Raketen transportieren zwischen 3,5 und 10 Tonnen, vorrangig Satellitenanlagen und optische Geräte zur Vermessung und Wetterbeobachtung.

Früh aufstehen hieß es, denn auf dem Programm standen unter anderem das Jupiter Center zur Überwachung der Systeme während des Raketenfluges, die Montagehallen der Feststoffbooster und Nutzlasten, eine fast vollendete Ariane 5, und - ganz wichtig - der Startplatz der Ariane. Doch wir erlebten auch einen Karneval, eine Kanutour durch den tropischen Regenwald und die aus dem Roman "Papillon" berühmte Insel "Ile du Salut".

Wir konnten bei der Montage einer Ariane 5-Rakete zuschauen, einer Präzisionsarbeit. Die Raketenteile kommen aus aller Welt und werden in Kourou zusammengebaut. Neben Detailwissen über Werkstoffe, Wirksamkeit der Einzelteile und den Zusammenhang zwischen Raum und Zeit müssen die Ingenieure, Techniker, Wissenschaftler und Organisatoren auch über hohe Kreativität und Risikobereitschaft verfügen. Während der Besichtigung des Startplatzes ging zum Beispiel ein tropischer Regen nieder. Beim Start müssen die Verantwortlichen auch darauf reagieren. Auf dem Gelände befindet sich ein Museum, wo wir die rasanten Entwicklungsschritte in der Weltraumfahrt nachempfinden konnten.

Durch meine Erfahrungen als Studentin der Raketen- und Satellitentechnik am Institut für Luft- und Raumfahrttechnik der TU Berlin (ILR) hatte ich zwar eine Vorstellung von den Dimensionen der Raketenkomponenten und Nutzlasten (Satelliten), doch der Anblick in der Realität ist atemberaubend! Schließlich fährt man nicht jeden Tag neun Etagen mit dem Fahrstuhl, nur um an die Spitze eines Feststoffboosters (30 m) zu gelangen, und steht dann neben 230 Tonnen festem Treibstoffgemisch! Die Veranstalter sorgten dafür, dass auch ein Informationsaustausch zwischen Teilnehmern und Veranstaltern möglich war.

Es gibt zahlreiche Möglichkeiten zur Realisierung von Studienarbeiten bis hin zu Diplomarbeiten für Studierende. Für den Fortgang meines eigenen Studiums konnte ich Kontakte zu möglichen Betreuern aufnehmen. Aus meiner Sicht lohnt es sich auch für die Universität, neue Projekte und Forschungsarbeiten mit der ESA durchzuführen. Ich danke den ESA-Organisatoren und ganz speziell Dr. Gajus Pagel, Assistent am Institut für Luft- und Raumfahrt, der mir dieses große Erlebnis ermöglicht und mich sehr unterstützt hat.

Claudia Helling,
Studentin der Luft- und Raumfahrt,
Studienrichtung Antriebstechnik

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