"Ausgepresst, doch ungebrochen"
TU-Präsident ruft alle Universitätsmitglieder zur Unterstützung auf
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Entschlossen und unermüdlich, um für die Wissenschaft in Berlin zu kämpfen, zeigten sich die Präsidenten der drei großen Berliner Universitäten Peter Gaehtgens (FU), Jürgen Mlynek (HU) und Kurt Kutzler (TU, v. l.) auf vielen Protestveranstaltungen im Mai und Juni wie hier bei der Kundgebung vor dem Palais am Funkturm, wo zeitgleich der Landesparteitag der Berliner SPD stattfand |
Seit über einem Jahrzehnt wird die TU Berlin mit immer neuen Einsparungen überzogen, die der Berliner Senat den Hochschulen auferlegt. Rund ein Viertel aller Stellen, 1100 Arbeitsplätze, fielen bislang der Berliner Rotstiftpolitik zum Opfer. Die wissenschaftliche Bedeutung der Universitäten schrumpfte dadurch derart, dass schon jetzt fraglich ist, ob die TU Berlin im Wettbewerb mit Standorten wie Aachen und München noch bestehen kann.
"Ich appelliere an alle: Erläutern Sie die hohe Bedeutung unserer TU für Wirtschaft und Gesellschaft, damit wir nicht wie eine ausgepresste Zitrone auf dem Komposthaufen der Wissenschaft landen." |
Trotz der beträchtlichen Einsparleistung, die unsere Hochschule bisher erbracht hat, betreuen die verbliebenen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler mit enormem Einsatz die knapp 31 000 Studierenden, werben im Jahr rund 72 Millionen Euro Drittmittel ein und fördern Ausgründungen. Diese haben auch im Jahr 2002 für Berlin und die Region einen erheblichen Umsatz erwirtschaftet. Der Leistungswillen und die Leistungsbereitschaft der TU-Mitglieder können hier nicht hoch genug eingeschätzt werden. Ich begegne vielen Menschen an der TU Berlin, die sich selbst unter diesen verschlechterten Rahmenbedingungen für ihre Wissenschaft engagieren und motiviert für unsere Hochschule arbeiten. Der Wille der TU Berlin bleibt ungebrochen, alle bereits bestehenden Probleme und die noch bevorstehenden Schwierigkeiten zu überwinden - und sich auch künftig nicht durch desaströse Kürzungsandrohungen davon abbringen zu lassen, sich an der Spitze aller deutschen technischen Universitäten zu platzieren.
Wider besseres Wissen um die Gefährdung des hauptstädtischen Wissenschaftsstandorts beabsichtigt das Land Berlin nach den Hochschulvertragsverhandlungen am 19.05.03 immer noch, das Budget der drei großen Berliner Universitäten um rund 126 Millionen Euro zu kürzen.
Die Wissenschaftsverwaltung und die anderen zwei betroffenen Universitäten gehen davon aus, dass 35 Prozent dieser Kürzungssumme auf die TU Berlin entfallen - das entspricht ihrem Budgetanteil. Es werden also zusätzlich zur bereits bestehenden Haushalts-Deckungslücke von 10 Millionen Euro, die wir jedes Jahr neu erwirtschaften müssen, in Zukunft nochmals 42 Millionen Euro jährlich im TU-Haushalt fehlen.
Diesen Betrag kann unsere Universität nicht erwirtschaften, ohne dass ihr Profil und ihre Substanz folgenschwer zerstört werden. Die TU Berlin sieht sich im Kampf gegen die destruktive Kürzungspolitik des Finanzsenators in einer Linie mit ihren Partnerinstitutionen, der Freien Universität und der Humboldt-Universität. Gemeinsam werden wir versuchen, mögliche Sparpotenziale, sofern noch vorhanden, an den Hochschulen aufzudecken und Synergien zwischen den Universitäten - soweit sie noch nicht genutzt werden und möglich sind - auszubauen. Gleichzeitig aber werden wir den Forderungen, die die Berliner Universitätslandschaft nachhaltig zerstören können, mit allem Nachdruck entgegentreten.
Die TU Berlin befindet sich in einer der schwersten Existenzkrisen nach ihrer Neugründung 1946. Ich rufe jedes Universitätsmitglied auf, sich im Detail über die Probleme unserer Universität zu informieren und die existenzielle Gefahr zu erkennen, in der sich diese Hochschule gegenwärtig befindet. Ich bitte die Mitglieder dieser Universität, den Präsidenten bei seinen Bemühungen zu unterstützen, dieses Schiff durch die schweren Wasser der nächsten Jahre zu steuern. Ich bitte Sie auch, vor allem in Gesprächen mit Nicht-Universitätsmitgliedern, die hohe Bedeutung unserer TU für die Wirtschaft und Gesellschaft zu erläutern und für Unterstützung zu werben, damit wir nicht ausgepresst wie eine Zitrone auf dem Komposthaufen der Wissenschaft landen.
Prof. Dr.Kurt Kutzer,
Präsident der TU Berlin
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