Europaweit einmalige Einrichtung
Peter-Behrens-Halle auf dem TIB-Gelände als riesige moderne Versuchsfläche ausgebaut
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Historische Ansicht der Großmaschinenfabrik auf dem ehemaligen AEG-Gelände mit Fuhrpark im Jahr 1913 |
Eine Riesenhalle, in der mehrere Kräne Platz haben: Welche Möglichkeiten ergeben sich da für Studierende und Wissenschaftler! Am 2. Juli 2003 wird in der Gustav-Meyer-Allee 25, auf dem so genannten TIB-Gelände, mit einem Baufest die denkmalgeschützte Halle 15 eingeweiht, die einst der Architekt Peter Behrens erstellte. Die Geschichte des jahrelangen Umbaus auf dem ehemaligen AEG-Gelände erzählt der Architekt der Rekonstruktion, Hans-Joachim Tunnat von der Architektengemeinschaft Fehr + Partner:
Genau vor 20 Jahren - am 6. Juni 1983 - prüften die TU-Bauabteilung und die Architektengemeinschaft Fehr + Partner die Gebäude der AEG Brunnenstraße auf ihre Tauglichkeit zur Ansiedlung von Instituten der TU Berlin. Der bereits seit 1978 mit großem Erfolg realisierte Umbau der ehemaligen AEG-Fabrik Ackerstraße für Institute der TU Berlin hatte die optimale und kostengünstige Nutzbarmachung der historischen Bausubstanz für die universitären Institute bereits bewiesen.
Knapp 80 Jahre produzierte die AEG in den von Peter Behrens erbauten und erst 1986 unter Denkmalschutz gestellten Gebäuden erfolgreich. Die Umstrukturierung der Produktpalette sowie wirtschaftspolitische Gesichtspunkte führten dazu, den Standort aufzugeben. Für die technische Einrichtung wäre ohnehin eine Sanierung notwendig geworden.
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Innenansicht der damaligen Produktionshalle mit Glasdachkonstruktion,
ebenfalls aus dem Jahr 1913 |
Auf dem 143 368 Quadratmeter großen AEG-Grundstück befanden sich viele Produktionsgebäude aus den Jahren 1905 bis 1982. Als TIB-Gelände blieben schließlich 60 514 Quadratmeter erhalten, auf dem die von Peter Behrens zwischen 1905 und 1925 errichteten Gebäude standen. Der Rest, außer dem Beamtentor an der Brunnenstraße, wurde abgerissen für Neubauten der Firma Nixdorf.
Neue Nutzer und Bauherren wurden am 30. 12. 1984 die Gewerbesiedlungsgesellschaft Berlin sowie die TU Berlin, die alsbald das Konzept des Technologie und Innovationsparks Berlin vorstellten: Es sollten sich innovative Firmen oder Neugründungen ansiedeln (Gründerzentrum BIG) sowie Forschung und Lehre, vor allem durch TU-Institute.
Die Architektengemeinschaft Fehr + Partner, Berlin sollte den Gesamtausbau einschließlich Sanierung planen und durchführen. In konstruktiver Zusammenarbeit mit dem Landeskonservator begann man also 1984 mit der Sanierung der 122 000 Quadratmeter großen nutzbaren Gebäudeflächen. Knapp 41 Prozent der Gesamtflächen wurden für die Ansiedlung von TU-Instituten in einer Vielzahl von Einzelbauabschnitten realisiert. Die massive und hochwertige erhaltene Bausubstanz erleichterte den Einbau von zum Teil sehr komplizierten Versuchsflächen. Für folgende Fachgebiete wurden unter anderem Flächen ausgebaut:
- Verkehrsplanung und Verkehrswegebau
- Mikrobiologie
- Lebensmittelchemie
- Radio-Nuklid-Verschleiß-Prüfstand
- Aufbau- und Verbindungstechnik (mit Reinraumhalle)
- Institut für Fahrzeugtechnik (Motorenprüfstelle usw.)
- Fachgebiet Kraftfahrzeuge (PKW-Crash-Anlage)
- Fachgebiet Strangpressen.
Hauptnutzer mit rund 19 000 Quadratmetern sind die Fachgebiete Bauingenieurwesen und Angewandte Geowissenschaften. In den Gebäuden 13 b, 15, 20, 21 und 25 wurden Hörsäle, Seminarräume, Büro- und Laborräume, Werkstätten sowie viele Prüf- und Versuchsanlagen realisiert. Als letzter fertiggestellter Bauabschnitt im gesamten TIB-Gelände wurde jetzt die Peter-Behrens-Halle mit einer Gesamtfläche von 5 500 Quadratmetern als Versuchshalle für Großversuche fertig gestellt. Bereits im September 1988 war für das Fachgebiet Konstruktiver Ingenieurbau als vorgezogene Baumaßnahme das Aufspannfeld baulich fertig gestellt worden. Für die Fachgebiete wurden insgesamt in denkmalgeschützter Bausubstanz hervorragende Flächen für Forschung und Lehre realisiert. Finanziert wurde die gesamte Maßnahme aus Mitteln des Landes und des Bundes. Für die Grundinstandsetzung der Fassaden und Dächer konnten sogar umfängliche EU-Mittel in Anspruch genommen werden. Die Peter-Behrens-Halle, nun ausgebaut als moderne Versuchsfläche, ist als universitäre Einrichtung europaweit einmalig.
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