Ein Cabrio im Blitztest
Mercedes-Benz zu Gast bei der Hochspannungstechnik
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Das Mercedes-Cabrio hat es
schadlos überstanden: Krachende Blitze im TU-Labor |
Es ist dunkel. Ein Summton unterbricht die Stille. Ein plötzliches
Krachen lässt einen zusammenzucken. So heftig, dass man fast
das eigentlich Spannende verpasst: In Sekundenbruchteilen trifft
der Blitz mit 1,4 Millionen Volt das Verdeck des Cabriolets. Passiert
ist dem Wagen nichts. Oder fast nichts, nachdem das Licht in der
Versuchshalle des TU-Fachgebietes
Hochspannungstechnik wieder angeschaltet ist, zeigt Professor
Wilfried Kalkner, Leiter des Fachgebiets, auf einen winzigen dunklen
Punkt auf dem Verdeck. Es ist ein Brandfleck, die Eintrittsstelle
des Blitzes.
Ansonsten steht das Fahrzeug, als wäre nichts geschehen. Auch
die empfindliche Bordelektronik hat den Einschlag überstanden.
Genau das wollten die Autobauer von Mercedes-Benz herausfinden.
Dass Blitze einem Pkw mit einer geschlossenen Stahlkarosserie nichts
anhaben können, ist schon länger bekannt. Der englische
Wissenschaftler Michael Faraday hatte schon in der ersten Hälfte
des 19. Jahrhunderts nachgewiesen, dass geschlossene Hüllen
aus leitfähigem Material von außen einwirkende elektrische
Ströme - wie etwa Blitze - ableiten. Wer sich im Innern eines
solchen "Faraday'schen Käfigs" befindet, ist vor
der Wirkung elektrischer Ladung sicher.
Eine geschlossene Metallkarosserie eines Autos bildet einen solchen
Käfig. Um nun herauszufinden, ob das auch für Cabrios
gilt, hatten die Stuttgarter die Versuchsreihe im großen Blitzlabor
der TU-Hochspannungstechniker vereinbart. Dass das neue CLK-Cabriolet
die Tests bestanden hat, liegt daran, dass das Verdeck nicht nur
aus Stoff besteht. Es wird von einem Metallgestänge durchzogen,
wodurch ein "Faraday'scher Käfig" entsteht. Er sorgt
dafür, dass die Blitzströme über die Karosserie abgeleitet
werden und schließlich über die Reifen in den Boden fließen.
Doch aufgepasst: Wird ein Auto während eines Gewitters vom
Blitz getroffen, könnten durch die enorme Wärmeentwicklung
die Reifen beschädigt werden. Daher nur langsam weiterfahren
und die Reifen anschließend unbedingt kontrollieren lassen.
Wer auf Blitzversuche neugierig geworden ist, kann die Vorführungen
der Hochspannungstechniker - wenn auch nicht mit Autos - während
der Langen Nacht der Wissenschaften am 14. Juni 2003 bestaunen.
Näheres in unserer Übersicht zu den
TU-Projekten auf der Langen Nacht der Wissenschaften 2003.
Christian Hohlfeld
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