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Nr. 5, Mai 2003
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Ein Cabrio im Blitztest

Mercedes-Benz zu Gast bei der Hochspannungstechnik

Das Mercedes-Cabrio hat es schadlos überstanden: Krachende Blitze im TU-Labor

Es ist dunkel. Ein Summton unterbricht die Stille. Ein plötzliches Krachen lässt einen zusammenzucken. So heftig, dass man fast das eigentlich Spannende verpasst: In Sekundenbruchteilen trifft der Blitz mit 1,4 Millionen Volt das Verdeck des Cabriolets. Passiert ist dem Wagen nichts. Oder fast nichts, nachdem das Licht in der Versuchshalle des TU-Fachgebietes Hochspannungstechnik wieder angeschaltet ist, zeigt Professor Wilfried Kalkner, Leiter des Fachgebiets, auf einen winzigen dunklen Punkt auf dem Verdeck. Es ist ein Brandfleck, die Eintrittsstelle des Blitzes.

Ansonsten steht das Fahrzeug, als wäre nichts geschehen. Auch die empfindliche Bordelektronik hat den Einschlag überstanden. Genau das wollten die Autobauer von Mercedes-Benz herausfinden. Dass Blitze einem Pkw mit einer geschlossenen Stahlkarosserie nichts anhaben können, ist schon länger bekannt. Der englische Wissenschaftler Michael Faraday hatte schon in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts nachgewiesen, dass geschlossene Hüllen aus leitfähigem Material von außen einwirkende elektrische Ströme - wie etwa Blitze - ableiten. Wer sich im Innern eines solchen "Faraday'schen Käfigs" befindet, ist vor der Wirkung elektrischer Ladung sicher.

Eine geschlossene Metallkarosserie eines Autos bildet einen solchen Käfig. Um nun herauszufinden, ob das auch für Cabrios gilt, hatten die Stuttgarter die Versuchsreihe im großen Blitzlabor der TU-Hochspannungstechniker vereinbart. Dass das neue CLK-Cabriolet die Tests bestanden hat, liegt daran, dass das Verdeck nicht nur aus Stoff besteht. Es wird von einem Metallgestänge durchzogen, wodurch ein "Faraday'scher Käfig" entsteht. Er sorgt dafür, dass die Blitzströme über die Karosserie abgeleitet werden und schließlich über die Reifen in den Boden fließen. Doch aufgepasst: Wird ein Auto während eines Gewitters vom Blitz getroffen, könnten durch die enorme Wärmeentwicklung die Reifen beschädigt werden. Daher nur langsam weiterfahren und die Reifen anschließend unbedingt kontrollieren lassen.

Wer auf Blitzversuche neugierig geworden ist, kann die Vorführungen der Hochspannungstechniker - wenn auch nicht mit Autos - während der Langen Nacht der Wissenschaften am 14. Juni 2003 bestaunen. Näheres in unserer Übersicht zu den TU-Projekten auf der Langen Nacht der Wissenschaften 2003.

Christian Hohlfeld

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