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Nr. 5, Mai 2003
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Naturwissenschaftler protestieren: Zurück zur vor-relativistischen Physik?

TU-Physiker zu Gravitations- und Äthertheorie Hilgenbergs

In der April-Ausgabe dieser Zeitung erschien unter dem Titel "70 Jahre Hilgenberg: Von Gravitation und Äther" ein Beitrag von Prof. Dr.-Ing. K.-H. Jacob (Institut für Angewandte Geowissenschaften I) mit äußerst irreführenden Äußerungen. Man könnte ihn achselzuckend übergehen, wäre er nicht in einer Universitätszeitschrift unter der Rubrik "Forschung" publiziert worden. So aber ist im Interesse der wissenschaftlichen Korrektheit und des wissenschaftlichen Rufes unserer Universität Widerspruch vonnöten. Denn der Beitrag stellt eine von der Unkenntnis des Autors auf den Gebieten der Relativitätstheorie und Teilchenphysik getragene Entgleisung dar.

So sehr eine interdisziplinäre Diskussion, auch zwischen Geowissenschaftlern und Relativitäts- beziehungsweise Teilchenphysikern, zu wünschen ist, so wenig kann sie zustande kommen, wenn die gegenseitige Achtung vor der Arbeit des jeweils anderen Forschungsgebietes fehlt. Diese Achtung, die auf dem Bewusstsein beruht, dass man auf anderen als dem eigenen Fachgebiet Laie ist, lassen die Darlegungen dieses Beitrages vermissen. Offensichtlich ermuntert durch die Lektüre einiger dilettantischer Artikel über den Äther, ignoriert der Autor die gesamte theoretische und experimentelle wissenschaftliche Forschung auf weiten Gebieten der Physik und denunziert Einsteins Relativitätstheorie als etwas, das verhindert hat, die nach seiner Meinung erwiesene Existenz des Äthers zur Kenntnis zu nehmen. Dass er sich dabei gar auf Äußerungen Einsteins selbst beruft, zeigt, dass er diesen gründlich missverstanden hat. Wenn Einstein einige Jahre nach der Begründung seiner Allgemeinen Relativitätstheorie in Anlehnung an eine Formulierung von Hermann Weyl von Äther beziehungsweise Gravitationsäther spricht, dann ist damit nicht der Äther der vor-relativistischen Physik, sondern das Raum-Zeit-Kontinuum der Allgemeinen Relativitätstheorie gemeint. Und wenn der Autor feststellt: "Die Schwerkraft entsteht durch Druck", dann fällt er damit in seinen Ansichten in die vor-Newton'sche Zeit zurück. Als Laien auf dem Gebiet der Geowissenschaften wollen wir nichts über diese behaupten, erlauben uns aber dennoch die Vermutung, dass dieser Rückfall auch für sie problematisch sein dürfte.

Der Beitrag kulminiert in der skandalösen Behauptung, dass sich die Relativitätstheorie inzwischen in den Augen vieler Wissenschaftler als fortschrittshemmend erweise. Natürlich gibt es immer Dilettanten, die ihre privaten Erklärungsversuche anstelle bestehender Theorien anbieten. Dass aber Wissenschaftler (und zudem noch viele), die von der Physik im Allgemeinen und von der Relativitätstheorie im Besonderen etwas verstehen, die Relativitätstheorie als fortschrittshemmend ansehen, ist unrichtig. Weder Fachtagungen noch Fachzeitschriften können den Autor zu seiner Meinung gebracht haben. Er sollte verraten, woher er seine Informationen bezieht.

Prof. Dr. H.-H. v. Borzeszkowski,
Institut für Theoretische Physik


In der Richtigstellung von Herrn Prof. v. Borzeszkowski, einem anerkannten Experten auf dem Gebiet der Relativitätstheorie der Abteilung Physik der Fakultät II, werden den unbelegten populärwissenschaftlichen Unterstellungen des Bergingenieurs Prof. Jacob Fakten für diejenigen dargestellt, die sich inhaltlich für den modernen wissenschaftlichen Stand der Relativitätstheorie interessieren. Von dem Artikel des Herrn Jacob, der die Argumente der wissenschaftlichen Gegner der Erdexpansionstheorie dadurch zu entkräften sucht, dass er die Grundlagen der modernen Physik leichtfertig und unsachlich infrage stellt, distanziere ich mich als Dekan der Fakultät II aufs Schärfste. Weder inhaltlich noch vom Ton ist der Artikel geeignet, in einem offiziellen Publikationsorgan der TU Berlin zu erscheinen.

Prof. Dr. Christian Thomsen
Dekan Fakultät II
Mathematik und Naturwissenschaften

 

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