Das Allerletzte
Politiker als Sprachgenies
In der heutigen Zeit ein Kind Pisa-korrekt in Sprache und Schrift
zu erziehen, scheint mir kein leichtes Unterfangen zu sein. Hat
man am Frühstückstisch Duden-gerecht geübt, fallen
einem Politiker, Fußballer und Talkmaster mit ihren verbalen
Attacken hinterhältig in den Rücken. Den Radiobericht
über die Debatte zum Misstrauensantrag im Berliner Abgeordnetenhaus
dreht man dann lieber leiser. Fallen doch hier Worte, die das zarte
Kindergemüt - gelinde gesagt - beunruhigen. Von einem "nicht
resozialisierbaren Wiederholungstäter" oder von "Schlittenhunden
der Macht" ist die Rede. Die Hamburger Politikkollegen legen
da noch einen Zahn zu: Über "rote Klaubrüder"
an der Spree oder einer "perversen Ausprägung des sozialistischen
Staatskapitalismus" wird an der Alster geschimpft. Doch der
Kampf geht auf anderem Felde, das mittlerweile die Welt bedeutet,
weiter. Schaltet man nichtsahnend Samstagabend den Fernseher an,
schreit uns der blondgelockte Olli im Tor entgegen: "Eier!
Wir brauchen Eier!" Nun, was soll man als Elternteil sagen??
Dass es um die geschwächten Beine der bayerischen Fußballmillionäre
ging - wie kann man es einem Kind erklären? Und Olli hat seine
Vorbilder: "Flasche leer" oder "Ich habe fertig"
und ähnliche Kombinationen deutscher Fußball-Worte wurden
in jede bundesdeutsche Wohnstube gesendet. Das muss sein, das gehört
zum Geschäft, nur so kann man Millionen scheffeln!
Alles ist möglich. Vielleicht schafft es sogar Thomas Gottschalk
in den Bundestag. Er könnte zum deutschen Arnold per television
avancieren. Unterhaltsam wird es sowieso - egal ob ein Politiker
oder ein Talkmaster am Rednerpult steht. Doch das ist nur das eine,
dass man mit solch einer wortreichen Strategie auch siegreich sein
kann, zeigte uns der einzige große Torhüter: Olli hat
wieder gewonnen. So funktioniert das Spiel!
stt
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