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Nr. 11, November 2003
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Ohne Anbiederung an das 19. Jahrhundert

Sanierung des alten Chemiegebäudes nahezu abgeschlossen

Lichtdurchflutet: Die wiederhergestellte und behutsam modernisierte Eingangshalle des alten Chemiegebäudes

Lange war es eingerüstet, es wurde gehämmert und gebohrt. Nun ist die Sanierung des alten Chemiegebäudes bis auf einen Seitenflügel abgeschlossen. Vor fast 120 Jahren, 1885, wurde das alte "Chemische Laboratorium" mit annähernd quadratischem Grundriss fertig gestellt. Doch davon, genauso wie vom Innenkonzept, war nach 100 Jahren des An- und Umbauens und der Kriegseinwirkungen nicht mehr viel erkennbar. Funktion und Eindruck des gesamten Flursystems und der beiden Innenhöfe waren durch Anfügungen und Schließungen erheblich gestört.

Laborgebäude, Materialschuppen und Chemikalienlager, die später in die Höfe gebaut wurden, riegelten das Erdgeschoss vollständig ab. Dadurch fehlte dem gesamten Eingangsbereich und den im Norden und Osten angrenzenden Korridoren im Erdgeschoss das natürliche Licht, die Höfe waren nicht mehr wahrnehmbar. Mitte des 20. Jahrhunderts war die ursprüngliche spätbarocke Treppenanlage im Eingangsbereich durch eine gerade Treppe ersetzt worden. Eine umlaufende Galerie, am Rundbogenportal eingezogen, zerschnitt den ehemals zweigeschossigen Eingangsbereich in zwei Einzelgeschosse. Ein zu enger Windfang machte die Situation noch komplizierter. Auch die Labore genügten den heutigen Anforderungen an Lehr- und Forschungsinstitute nicht mehr.

Die Sanierung sollte dann neben zeitgemäßer technischer Modernisierung hauptsächlich das ursprüngliche Architekturkonzept wieder freilegen und aufspüren. Verkrustungen wurden entfernt, die das Gebäude bis zur Unkenntlichkeit verändert hatten, das Haupttreppenhaus wurde wieder großzügig verglast. Die ursprünglich vorhandene Zweigeschossigkeit des Eingangs ist durch die gerundete Öffnung der Galerie bis zum Hauptportal wiederhergestellt, und die anschließenden Korridore öffnen sich wieder zu den entkernten und nutzbaren Innenhöfen. In der Mitte des Gebäudes entstand ein lichtdurchfluteter Aufenthaltsbereich, der sich beidseitig zu den neuen Terrassen und den Gärten öffnet. Das innere Wegenetz ist wieder für die Nutzer nachvollziehbar und durchgängig geworden. Labore und Hörsäle wurden nach neuesten Erkenntnissen eingerichtet.

Die Lichtgestaltung der Flure unterstützt heute neben ihrer Funktionalität die vorhandene räumliche Struktur aus Rundbögen und Kreuzgewölben. Bei der Fußbodengestaltung orientierte man sich an den Resten des Steinzeugfliesenbodens von 1885. Die gerade Treppe aus den Fünfzigerjahren musste aus Kostengründen erhalten bleiben. Neue Geländer folgen dem Treppenlauf und führen bogenförmig bis zur vorhandenen Rundbogenkonstruktion des Eingangs.

Die zwölf Jahre dauernden Sanierungsarbeiten bei laufendem Lehr- und Forschungsbetrieb stellten hohe logistische Anforderungen. So mussten Teile der Institute um- und ausgelagert werden, bestimmte Arbeiten wurden jedoch auch bei laufendem Betrieb anderer Institute und Hörsäle ausgeführt. Doch: Ende gut, alles gut. Das Gebäude erstrahlt in neuem Glanz. Manfred Schiedhelm vom durchführenden Architekturbüro Schiedhelm und Partner: "Wir wollten ohne stilistische Anbiederung an das 19. Jahrhundert mit heutigen Gestaltungsmitteln und mit moderner Bautechnik ein voll funktionsfähiges Institutsgebäude schaffen." Das Ergebnis ist an der Straße des 17. Juni zu besichtigen.

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