Schön, feuerhemmend und nachhaltig - ein Baustoff für
alle Fälle
Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft des Ingenieurholzbaus
|
Ein Beispiel für Anmut
und Können im Holzbau: Solebad in Bad Dürrheim im
Bau und nach der Fertigstellung (o. r.) |
Holz - ein Baustoff, der als warm, natürlich, behaglich und
gesund empfunden wird. In Zeiten zunehmender Besinnung auf bedürfnisorientiertes,
menschenwürdiges Bauen, Energieknappheit und wachsender Umweltbelastung
findet der Baustoff Holz wieder stärker Verwendung.
Holz ist als "natürlicher" Baustoff in großen
Mengen auf der Erde vorhanden und ohne größere Umwandlungsprozesse
direkt einsetzbar. Da weit mehr Waldfläche aufgeforstet als
eingeschlagen wird, besteht auch nicht die Gefahr des Raubbaus an
dem wertvollen Rohstoff Holz. Er wird uns daher bei vernünftiger
Bewirtschaftung des Waldbestandes auch in den nächsten Jahrhunderten
noch ausreichend zur Verfügung stehen. Seit der Umweltkonferenz
von Rio de Janeiro 1992 haben sich 170 Staaten der nachhaltigen
Entwicklung von Holz verpflichtet.
Für den konstruktiven Ingenieurbau ist Holz ein bedeutungsvoller
Baustoff. Zahlreiche beachtenswerte Bauwerke beweisen dies eindrucksvoll.
Neueste Technologien, die Entwicklung neuer Holzbauprodukte und
eine bessere Akzeptanz bei Bauherren und Architekten brachten dem
Holzbau in den letzten Jahren einen beachtenswerten Aufschwung.
Mit der handwerklichen und industriellen Vorfertigung der letzten
Jahre wurden auch Maschinen, Fertigungsmethoden, Werkstoffe und
Verbindungsmittel stetig weiterentwickelt.
Parallel dazu erreichten die Berechnungsmethoden durch intensive
Forschung einen hohen Standard. Weit gespannte, räumlich gekrümmte
und statisch anspruchsvolle Tragwerke sind damit möglich und
beweisen eindrucksvoll die Leistungsfähigkeit des Ingenieurholzbaues.
Wie mit dem Baustoff Holz höchste ingenieurmäßige
Leistungen in anspruchsvoller Ästhetik, kombiniert mit konstruktiv
sauberen und funktionierenden Detailausbildungen bei gleichzeitig
optimalen Nutzungsmöglichkeiten, geschaffen werden können,
belegt unter anderem das Solebad in Bad Dürrheim (siehe Foto).
Die Dachlandschaft wurde aus doppelt gekrümmten Brettschichtholzquerschnitten
errichtet. Die Kräfte dieser geschwungenen Hängerippen
werden auf schirmähnliche, schlanke Stützen mit einer
in einem Ring endenden Kopfverbreiterung abgetragen.
Viele weitere Beispiele wie die nordrhein-westfälische Landesvertretung
in Berlin, ausgezeichnet mit dem Holzbaupreis 2003, oder die 180
Meter lange Holz-Spannbandbrücke über den Main-Donau-Kanal
bei Essing belegen die Anwendungsmöglichkeiten von Holz als
hochwertiges und besonders nachhaltiges Tragelement und Gestaltungsmaterial.
Holz wird aufgrund seiner einfachen Bearbeitbarkeit und Handhabung,
des hohen Widerstandes gegenüber Feuer und aggressiven Medien
und der guten Verfügbarkeit bei minimalem Energieeinsatz auch
in Zukunft seinen Marktanteil behaupten und in vielen Bereichen
weiter ausbauen können. Hierzu bedarf es an den Universitäten
einer verstärkten und finanziell besser unterstützten
Forschungs- und Entwicklungsarbeit auf dem Gebiet des Ingenieurholzbaus.
Die Erkenntnisse aus diesen Arbeiten sollten wesentlicher Bestandteil
der Lehre sein.
Die Bedeutung und Leistungsfähigkeit des Ingenieurholzbaus
auch für den Raum Berlin/Brandenburg zeigte die große
Resonanz aus der Wirtschaft, den öffentlichen Bereichen sowie
von Studierenden verschiedener Universitäten am Kolloquium
Holzbau "Gestern - Heute - Morgen". Damit wurde kürzlich
gleichzeitig TU-Professor Claus Scheer, Fachgebiet
Baukonstruktionen, Holz- und Mauerwerksbau, verabschiedet. Ein
Wermutstropfen fiel in den Abschied, denn noch ist der Fortbestand
des Fachs Ingenieurholzbau mit dem besonderen Forschungsschwerpunkt
"Brandschutz im Holzbau" an der TU Berlin nicht sichergestellt.
Dr.-Ing. Mandy Peter,
Dipl.-Ing. Petra Kubowitz,
Fachgebiet Baukonstruktionen
|