TU intern
11/2003 als
pdf-Datei
(1,3 MB)
Nr. 11, November 2003
 Themenseiten 
Titel
Inhalt
Aktuell
Zukunftsmarkt
Technik
Innenansichten
Lehre & Studium
Forschung
Alumni
Internationales
Menschen
Vermischtes
Impressum
TU-Homepage

Schön, feuerhemmend und nachhaltig - ein Baustoff für alle Fälle

Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft des Ingenieurholzbaus

Ein Beispiel für Anmut und Können im Holzbau: Solebad in Bad Dürrheim im Bau und nach der Fertigstellung (o. r.)

Holz - ein Baustoff, der als warm, natürlich, behaglich und gesund empfunden wird. In Zeiten zunehmender Besinnung auf bedürfnisorientiertes, menschenwürdiges Bauen, Energieknappheit und wachsender Umweltbelastung findet der Baustoff Holz wieder stärker Verwendung.

Holz ist als "natürlicher" Baustoff in großen Mengen auf der Erde vorhanden und ohne größere Umwandlungsprozesse direkt einsetzbar. Da weit mehr Waldfläche aufgeforstet als eingeschlagen wird, besteht auch nicht die Gefahr des Raubbaus an dem wertvollen Rohstoff Holz. Er wird uns daher bei vernünftiger Bewirtschaftung des Waldbestandes auch in den nächsten Jahrhunderten noch ausreichend zur Verfügung stehen. Seit der Umweltkonferenz von Rio de Janeiro 1992 haben sich 170 Staaten der nachhaltigen Entwicklung von Holz verpflichtet.

Für den konstruktiven Ingenieurbau ist Holz ein bedeutungsvoller Baustoff. Zahlreiche beachtenswerte Bauwerke beweisen dies eindrucksvoll. Neueste Technologien, die Entwicklung neuer Holzbauprodukte und eine bessere Akzeptanz bei Bauherren und Architekten brachten dem Holzbau in den letzten Jahren einen beachtenswerten Aufschwung. Mit der handwerklichen und industriellen Vorfertigung der letzten Jahre wurden auch Maschinen, Fertigungsmethoden, Werkstoffe und Verbindungsmittel stetig weiterentwickelt.

Parallel dazu erreichten die Berechnungsmethoden durch intensive Forschung einen hohen Standard. Weit gespannte, räumlich gekrümmte und statisch anspruchsvolle Tragwerke sind damit möglich und beweisen eindrucksvoll die Leistungsfähigkeit des Ingenieurholzbaues. Wie mit dem Baustoff Holz höchste ingenieurmäßige Leistungen in anspruchsvoller Ästhetik, kombiniert mit konstruktiv sauberen und funktionierenden Detailausbildungen bei gleichzeitig optimalen Nutzungsmöglichkeiten, geschaffen werden können, belegt unter anderem das Solebad in Bad Dürrheim (siehe Foto). Die Dachlandschaft wurde aus doppelt gekrümmten Brettschichtholzquerschnitten errichtet. Die Kräfte dieser geschwungenen Hängerippen werden auf schirmähnliche, schlanke Stützen mit einer in einem Ring endenden Kopfverbreiterung abgetragen.

Viele weitere Beispiele wie die nordrhein-westfälische Landesvertretung in Berlin, ausgezeichnet mit dem Holzbaupreis 2003, oder die 180 Meter lange Holz-Spannbandbrücke über den Main-Donau-Kanal bei Essing belegen die Anwendungsmöglichkeiten von Holz als hochwertiges und besonders nachhaltiges Tragelement und Gestaltungsmaterial.

Holz wird aufgrund seiner einfachen Bearbeitbarkeit und Handhabung, des hohen Widerstandes gegenüber Feuer und aggressiven Medien und der guten Verfügbarkeit bei minimalem Energieeinsatz auch in Zukunft seinen Marktanteil behaupten und in vielen Bereichen weiter ausbauen können. Hierzu bedarf es an den Universitäten einer verstärkten und finanziell besser unterstützten Forschungs- und Entwicklungsarbeit auf dem Gebiet des Ingenieurholzbaus. Die Erkenntnisse aus diesen Arbeiten sollten wesentlicher Bestandteil der Lehre sein.

Die Bedeutung und Leistungsfähigkeit des Ingenieurholzbaus auch für den Raum Berlin/Brandenburg zeigte die große Resonanz aus der Wirtschaft, den öffentlichen Bereichen sowie von Studierenden verschiedener Universitäten am Kolloquium Holzbau "Gestern - Heute - Morgen". Damit wurde kürzlich gleichzeitig TU-Professor Claus Scheer, Fachgebiet Baukonstruktionen, Holz- und Mauerwerksbau, verabschiedet. Ein Wermutstropfen fiel in den Abschied, denn noch ist der Fortbestand des Fachs Ingenieurholzbau mit dem besonderen Forschungsschwerpunkt "Brandschutz im Holzbau" an der TU Berlin nicht sichergestellt.

Dr.-Ing. Mandy Peter,
Dipl.-Ing. Petra Kubowitz,
Fachgebiet Baukonstruktionen

© TU-Pressestelle 11/2003 | TU intern | Impressum | Leserbriefe