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Nr. 11, November 2003
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(K)ein Platz für Kinder

Familiengerechte Aktivitäten für Hochschulen immer wichtiger

"Das klassische Problem ist die Kinderbetreuung, das ist einfach nicht wegzudiskutieren", sagt Dorothea Jansen. Grundsätzlich litten zwar Männer wie Frauen unter der mangelnden Vereinbarkeit von Familienpflichten und Ausbildung oder Berufstätigkeit. Doch bei Wissenschaftlerinnen werde dieses Problem besonders gravierend, so die wissenschaftliche Koordinatorin des Mentoring-Programms ProFiL. Sie seien oft zu lange tätig, müssten reisen, die Arbeitszeiten wucherten, und die Betreuungszeiten der staatlichen Einrichtungen seien nicht bedarfsgerecht. Betreuung privat hinzuzukaufen ist für Studentinnen und Forscherinnen oft einfach zu teuer. Es ist kein Zufall, dass 40 Prozent der Akademikerinnen in Deutschland kinderlos sind, bei Professorinnen sind es sogar 82 Prozent. Ihre männlichen Kollegen verzichten übrigens nur zu 18 Prozent auf Kinder.

"Die Biografie-Muster in der Wissenschaft haben sich herausgebildet, als Frauen dort noch keine Rolle spielten, sie sind nach männlichen Lebensmustern gestrickt." Die problematischen Tatsachen sind von vielen gesellschaftlichen Akteuren erkannt worden. Die gemeinnützige Hertiestiftung hat nach amerikanischem Vorbild das Audit "Beruf und Familie" gegründet, nach dessen Bewertungskriterien sich Unternehmen als "familienfreundlich" zertifizieren lassen können, wie die Hochschulen Trier, Kiel oder das Forschungszentrum Jülich.

Die Hochschulrektorenkonferenz (HRK) gab im Juli Empfehlungen zur Gestaltung "familienfreundlicher Hochschulen" heraus. Begründung: Neben Studierenden, die sich jedoch häufig in Selbsthilfe organisieren können, seien besonders junge Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler mit Kindern vom Karriereknick durch Familiengründung betroffen. Die HRK will den Verlust an Begabungen für die Wissenschaft in dieser Phase aufhalten, zumal es seit Jahren nur schleppend gelungen ist, den Anteil von Frauen an der Professorenschaft zu steigern. Hochschulen sollen Organisationsformen finden, die der Vereinbarkeit in Studium und Beruf zuträglich sind. Dazu gehören die entsprechende Veränderung von Prüfungsordnungen - das Fehlen wegen kranker Kinder muss als Entschuldigung für verpasste Prüfungen gelten -, die Flexibilisierung der Arbeitzeiten, die Einrichtung von Kinder-Service-Büros, Angebote, die unregelmäßigen Betreuungsbedarf abdecken, zum Beispiel in den Abendstunden, in den Ferien, bei Erkrankung, aber auch die Enttabuisierung des Themas "Kinder am Arbeitsplatz". Für die Finanzierung entsprechender Aktivitäten sollen auch private Mittel eingeworben werden.

Über ein Kinder-Service-Büro zur Beratung und Vermittlung ist auch in der TU Berlin schon intensiv nachgedacht worden, denn das Zertifikat "familiengerecht" kann ein Standortvorteil sein, da es junge Forschende anzieht. Doch die jüngsten finanzpolitischen Entwicklungen geben wenig Anlass zur Hoffnung. Personalleiterin Barbara Obst-Hantel: "Das Thema ist uns sehr wichtig, doch wir können momentan nur kostenneutrale Ideen umsetzen. Ich werde in den nächsten Jahren wohl mehrere Hundert Arbeitsplätze einsparen müssen. Woher soll ich das Geld nehmen, um zwei neue Stellen zu schaffen?"

Patricia Pätzold

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