Campus-Spielplatz wäre schön
Eltern in der Uni vermissen Signale, dass Kinder dazugehören
Kinder und Ausbildung oder berufliche Karriere sind nach wie
vor für viele in Deutschland, insbesondere für Frauen,
schwer zu bewältigen - eine Binsenwahrheit. Die Realität
wird dadurch nicht besser. Gerade im Wissenschaftsbetrieb steht
dieser Realität der Anspruch gegenüber, den Frauenanteil
in verantwortlichen und gut dotierten Positionen zu erhöhen.
In Deutschlands Universitäten ist das Problembewusstsein erwacht,
denn auch unter den Studierenden erziehen mehr als sieben Prozent
ein oder mehrere Kinder. Schon haben einige Unis erste Schritte
auf dem Weg zu mehr Familienfreundlichkeit unternommen. Auch die
TU Berlin hat bereits Überlegungen dazu angestellt. TU intern
fragte, welche speziellen Schwierigkeiten Studierende und Wissenschaftlerinnen
und Wissenschaftler haben, Arbeit und Kinder unter einen Hut zu
bringen? Wie könnte die Uni ihnen helfen, und was vermissen
sie auf dem Campus?
Birgit
Schick, studiert Psychologie im 10. Semester, mit Sohn Nico
Unter der Woche ist das Kind eigentlich gut untergebracht,
obwohl die Betreuungszeiten in den Kitas ja immer auf bestimmte
Tageszeiten beschränkt sind. Das besondere Problem sind die
Wochenenden, gerade für Alleinerziehende. Ich bereite mich
zurzeit auf meine Prüfungen vor. Dazu braucht man mitunter
eben auch die Wochenenden. Da wäre es nicht schlecht, wenn
die Uni Räumlichkeiten zur Verfügung stellen würde,
in denen man eine Betreuung mit mehreren Betroffenen selbst organisieren
könnte oder in denen Betreuung und Aktivitäten für
die Kleinen angeboten werden.
Jian-Hua
Meng, Wissenschaftlicher Mitarbeiter im Fachgebiet Konstruktiver
Wasserbau, mit Sohn Jonas
Wir sind eigentlich in einer komfortablen Situation.
Meine Frau ist am gleichen Institut beschäftigt wie ich, und
so ist es nicht so schwierig, Absprachen zu treffen. Glücklicherweise
finden wir auch viel Verständnis in unserem Arbeitsumfeld bis
hin zum Chef. Dafür sind wir sehr dankbar, denn wir wissen,
dass es nicht überall so ist. Zudem sind wir in der glücklichen
Lage, dass beide Großelternpaare in der Stadt leben und uns
bei der Betreuung helfen. Für die Kita wäre unser Jonas
ohnehin noch zu jung.
Kirsten
Grube-Rost, studiert Berufsschullehramt Metalltechnik und Deutsch
im 7. Semester, mit Tochter Hannah
Das Schwierigste für mich ist, dass sehr viele Lehrveranstaltungen
erst am späten Nachmittag sind. Die Kita macht um fünf
Uhr zu. Da müssen wir privat Betreuungsgruppen organisieren.
Ansonsten kann ich mit der Reaktion meiner Umwelt zufrieden sein.
Sowohl Dozenten haben Verständnis, wenn ich Terminschwierigkeiten
habe wegen des Kindes, als auch Kommilitoninnen und Kommilitonen,
wenn es um das Zusammenfinden in Arbeitsgruppen geht. Ich habe allerdings
auch Glück, dass ich einen Platz in der Kita auf dem Campus
bekommen habe, das vereinfacht vieles. Außerdem bin ich selbst
auch besser organisiert und disziplinierter, seit ich das Kind habe.
Susanne
Plaumann, Promotionsstudentin, Studienfächer Germanistik und
Kunstwissenschaften, stellvertretende Frauenbeauftragte, mit Sohn
Torben
Während des Studiums hätte ich mir nicht
vorstellen können, Mutter zu werden. Enge Regularien im BAföG
und die Wohnsituation lassen das nur schwerlich zu. Die Anforderungen
des Studiums fristgerecht zu erfüllen ist außerdem in
vielen Fächern schon ohne Kind schwierig, besonders, wenn man
nebenbei arbeiten muss. Als Promotionsstudentin habe ich da schon
mehr Freiräume. Die Kita auf dem Nord-Campus ist sehr schön,
aber leider nicht ausreichend. Ich stand auf der Warteliste und
musste mich schließlich privat orientieren. Wir bräuchten
mehr Kitaplätze hier, gerade für Kinder unter drei Jahren.
In meiner Tätigkeit als Frauenbeauftragte kann ich mein Kind
auch ab und zu mitbringen. Das geht allerdings nur, weil meine Umwelt
mir signalisiert, dass das okay wäre. So reagieren aber längst
nicht alle Bereiche. Ich würde mich freuen, wenn die Uni mehr
Signale geben würde, dass Kinder dazugehören und auch
erwünscht sind. Zum Beispiel durch Hochstühle in Cafeterien,
durch einen Spielplatz auf dem Campus oder wenigstens ein "Wipptier"
hier und da. Platz ist doch genug vorhanden. Auch kleine Hinweisschilder
zu den vielfältigen Teeküchen, die einer Mutter gestatten
würden, mal Babynahrung warm zu machen, könnten ohne viel
Aufwand Kinderfreundlichkeit signalisieren. Wichtig wäre vor
allem auch ein sauberer, gereinigter Raum, wo man andere Leute mit
Kindern treffen kann, zu Gesprächen, Aktivitäten und vielleicht
gegenseitiger Betreuung.
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