Von Handrädern zur Fabrik der Zukunft
Mehr als 30 Schüler Günter Spurs haben heute Lehrstühle
inne - für über 40 Ausgründungen stand er Pate
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Das Produktionstechnische
Zentrum und Berlin: Professor Günter Spur kann stolz sein
auf das, was er geschaffen hat |
Einer der renommiertesten Wissenschaftler der Technischen Universität
Berlin feierte am 28. Oktober seinen 75. Geburtstag: Prof. em. Dr.
h.c. mult. Dr.-Ing. E.h. mult. Günter Spur.
Professor Günter Spur, seit 1997 emeritiert, ist Gründer
und war lange Jahre Leiter des Produktionstechnischen
Zentrums. Der Vordenker und Wegbereiter der Produktionswissenschaft
Günter Spur übernahm 1965 die traditionsreiche, 1904 von
Georg Schlesinger begründete Professur für Werkzeugmaschinen
und Fertigungstechnik an der TU Berlin. Wie wichtig Computersteuerung
und Automatisierung für die industrielle Produktion werden
sollten, war dem "Robotervater" bereits in den 1960er-Jahren
klar: "Wir erkannten damals die Grenzen der Arbeitspotenziale.
Einerseits mussten Gastarbeiter in die Fabrikproduktion geholt werden,
weil zu wenig Arbeitskräfte vorhanden waren, andererseits sollte
die Produktivität erhöht und dabei billiger werden."
Und die Industrie brauchte dringend Ingenieure und moderne Maschinen:
"Opas Fabrik war tot. Maschinenbau wurde mehr als nur Hebel
und Hammer. Es folgte die Umstellung auf Rechner, die neuen Maschinen
mussten Programmen gehorchen", erinnert sich Professor Spur.
"Unsere Stärke war, dass wir diese Forschungsgelder früh
aufgegriffen haben. Das war auch politisch wichtig", meint
der Emeritus, dessen Institut immer das drittmittelstärkste
Institut der TU Berlin war.
Um der Stadt Berlin wirtschaftlich zu helfen, wurde in den 70er-
und 80er-Jahren die Wissenschaft massiv gefördert. "1983
wurde vom ehemaligen Kanzler Helmut Schmidt zusammen mit den führenden
Köpfen der deutschen Industrie empfohlen, hier ein technologisches
Gründerzentrum zu installieren", so Professor Günter
Spur. Das Institut
für Werkzeugmaschinen- und Fabrikbetrieb und das Fraunhofer-Institut
für Produktionsanlagen und Konstruktionstechnik erhielten
1986 mit dem Neubau des Produktionstechnischen Zentrums Berlin (PTZ)
in Charlottenburg ein gemeinsames Dach. Das PTZ wurde zu einer international
anerkannten Forschungsstätte der Produktionstechnik: Zahlreiche
bahnbrechende Neuerungen für die industrielle Produktion wurden
hier entwickelt, insbesondere Computertechnologien für die
Konstruktion und für die Arbeitsplanung sowie für die
Steuerung von Fertigungsanlagen, Robotersystemen und Werkzeugmaschinen.
Auch das Ziel, durch Firmengründungen Wirtschaftsförderung
zu betreiben, ist erreicht worden: Hierzu gehört beispielsweise
die Firma GEDAS, die heute die gesamte Informationstechnik für
den VW-Konzern betreut und in Berlin 800 Mitarbeiter hat; weltweit
sind es rund 3000. Aus dem PTZ gingen insgesamt über 40 Ausgründungen
hervor, die überwiegend in Berlin arbeiten. Als Jobmaschine
hat sich über die Jahre auch das PTZ selbst erwiesen. Heute
sind dort rund 200 feste und etwa 250 studentische Mitarbeiter tätig.
Professor Günter Spurs Verdienste aufzuzählen würde
hier den Rahmen sprengen. Aus seiner "Charlottenburger Schule"
gingen etwa 30 Absolventen hervor, die an Universitäten Lehrstühle
innehaben sowie 35 Fachhochschulprofessuren, darunter zahlreiche
Professorinnen.
Günter Spur ist nach wie vor viel beschäftigt und in
einer Vielzahl von Akademien, Fachgesellschaften oder Beratergremien
aktiv. Er gehörte 2002 zu den Gründern des Konvents für
Technikwissenschaften der Union der deutschen Akademien der Wissenschaften
e.V. (Acatech).
Luise Gunga
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