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Nr. 11, November 2003
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Von Handrädern zur Fabrik der Zukunft

Mehr als 30 Schüler Günter Spurs haben heute Lehrstühle inne - für über 40 Ausgründungen stand er Pate

Das Produktionstechnische Zentrum und Berlin: Professor Günter Spur kann stolz sein auf das, was er geschaffen hat

Einer der renommiertesten Wissenschaftler der Technischen Universität Berlin feierte am 28. Oktober seinen 75. Geburtstag: Prof. em. Dr. h.c. mult. Dr.-Ing. E.h. mult. Günter Spur.

Professor Günter Spur, seit 1997 emeritiert, ist Gründer und war lange Jahre Leiter des Produktionstechnischen Zentrums. Der Vordenker und Wegbereiter der Produktionswissenschaft Günter Spur übernahm 1965 die traditionsreiche, 1904 von Georg Schlesinger begründete Professur für Werkzeugmaschinen und Fertigungstechnik an der TU Berlin. Wie wichtig Computersteuerung und Automatisierung für die industrielle Produktion werden sollten, war dem "Robotervater" bereits in den 1960er-Jahren klar: "Wir erkannten damals die Grenzen der Arbeitspotenziale. Einerseits mussten Gastarbeiter in die Fabrikproduktion geholt werden, weil zu wenig Arbeitskräfte vorhanden waren, andererseits sollte die Produktivität erhöht und dabei billiger werden." Und die Industrie brauchte dringend Ingenieure und moderne Maschinen: "Opas Fabrik war tot. Maschinenbau wurde mehr als nur Hebel und Hammer. Es folgte die Umstellung auf Rechner, die neuen Maschinen mussten Programmen gehorchen", erinnert sich Professor Spur. "Unsere Stärke war, dass wir diese Forschungsgelder früh aufgegriffen haben. Das war auch politisch wichtig", meint der Emeritus, dessen Institut immer das drittmittelstärkste Institut der TU Berlin war.

Um der Stadt Berlin wirtschaftlich zu helfen, wurde in den 70er- und 80er-Jahren die Wissenschaft massiv gefördert. "1983 wurde vom ehemaligen Kanzler Helmut Schmidt zusammen mit den führenden Köpfen der deutschen Industrie empfohlen, hier ein technologisches Gründerzentrum zu installieren", so Professor Günter Spur. Das Institut für Werkzeugmaschinen- und Fabrikbetrieb und das Fraunhofer-Institut für Produktionsanlagen und Konstruktionstechnik erhielten 1986 mit dem Neubau des Produktionstechnischen Zentrums Berlin (PTZ) in Charlottenburg ein gemeinsames Dach. Das PTZ wurde zu einer international anerkannten Forschungsstätte der Produktionstechnik: Zahlreiche bahnbrechende Neuerungen für die industrielle Produktion wurden hier entwickelt, insbesondere Computertechnologien für die Konstruktion und für die Arbeitsplanung sowie für die Steuerung von Fertigungsanlagen, Robotersystemen und Werkzeugmaschinen.

Auch das Ziel, durch Firmengründungen Wirtschaftsförderung zu betreiben, ist erreicht worden: Hierzu gehört beispielsweise die Firma GEDAS, die heute die gesamte Informationstechnik für den VW-Konzern betreut und in Berlin 800 Mitarbeiter hat; weltweit sind es rund 3000. Aus dem PTZ gingen insgesamt über 40 Ausgründungen hervor, die überwiegend in Berlin arbeiten. Als Jobmaschine hat sich über die Jahre auch das PTZ selbst erwiesen. Heute sind dort rund 200 feste und etwa 250 studentische Mitarbeiter tätig. Professor Günter Spurs Verdienste aufzuzählen würde hier den Rahmen sprengen. Aus seiner "Charlottenburger Schule" gingen etwa 30 Absolventen hervor, die an Universitäten Lehrstühle innehaben sowie 35 Fachhochschulprofessuren, darunter zahlreiche Professorinnen.

Günter Spur ist nach wie vor viel beschäftigt und in einer Vielzahl von Akademien, Fachgesellschaften oder Beratergremien aktiv. Er gehörte 2002 zu den Gründern des Konvents für Technikwissenschaften der Union der deutschen Akademien der Wissenschaften e.V. (Acatech).

Luise Gunga

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