Sicher lagern im tiefen Stein
Die Suche nach Wegen, das Treibhausgas Kohlendioxid in der Erde
zu speichern
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Wilhelm Dominik in seinem
Labor. Im Vordergrund ein Sandstein, der ideal ist für
die geologische Speicherung von Kohlendioxid
Foto: TU-Pressestelle |
Im nächsten Jahr ist es so weit. 2005 tritt als Folge des
Kyoto-Protokolls der in der EU vereinbarte Handel mit CO2-Emissionsrechten
in Kraft. Die Emission von Kohlendioxid soll - im Sinne des Klimaschutzes
- um 25 Prozent gegenüber 1990 reduziert werden.
Der Wirtschaftsstandort Deutschland ist mit Abstand der größte
CO2-Verursacher in Europa.
Um den CO2-Ausstoß in die Atmosphäre zu verringern,
gibt es die Überlegung, das Treibhausgas direkt vor, während
oder nach dem Verbrennungsprozess abzutrennen und unter Tage zu
speichern.
Prof. Dr. Wilhelm Dominik vom Institut
für Angewandte Geowissenschaften der TU Berlin erforscht
geeignete Speichertechniken und orientiert sich dabei unter anderem
an der traditionellen Erdgasspeicherung. Anders als Erdgas ist Kohlendioxid
weder brennbar noch explosiv und lässt sich gefahrlos über
Pipelines oder mit Tankwagen transportieren. Bei der Speicherung
in großen Tiefen - optimal zwischen 700 und 1200 Metern -
wird es flüssig und zeigt, insbesondere im so genannten überkritischen
Zustand in geeigneten geologischen Strukturen, kaum die Tendenz
zu entweichen.
Bestens geeignet für die geologische Speicherung ist poröses
Gestein, idealerweise Kalk- oder Sandstein. Als weitere Speicheroptionen
gelten ehemalige Öl- oder Gasfelder oder Hohlräume (Kavernen)
im Gestein. Die Versenkung ins Meer, den einzigen natürlichen
Speicher für CO2 - jährlich lösen sich
circa 8,4 Gigatonnen Kohlendioxid in den Ozeanen -, stößt
aufgrund der Umweltproblematik heute noch auf Ablehnung.
Dominiks Team analysiert die Gesteinseigenschaften im Labor und
simuliert die Wechselwirkungen mit der fluiden Phase. Untersucht
werden Adsorption und Absorption von CO2 an Tonminerale,
spezifische Eigenschaften von Reservoirsteinen und deren Abdichtung.
Die Geometrie geeigneter Gesteinsstrukturen wird auf Basis seismischer
Daten rekonstruiert. In Kooperation mit TU-Mathematikern werden
daraus virtuelle 3-D-Darstellungen erstellt, um den Gesteinsbestand
im Detail zu visualisieren und die ablaufenden Prozesse zu simulieren.
Neue Kraftwerke mit hoher CO2-Emission sollten nach
Ansicht von Dominik künftig nur noch dort entstehen, wo der
Untergrund sich auch für die CO2-Speicherung eignet.
Denn das spart Transportkosten und damit wiederum Energie. Denkbar
sind Anlagen, die an Einzelstandorten bis zu 500 Millionen Tonnen
Kohlendioxid zur Einspeisung ins Gestein vorbereiten und an Ort
und Stelle versenken. Pro Tonne CO2 wird mit Kosten von
etwa fünf Euro zu rechnen sein - deutlich unter den Preisen
für CO2-Zertifikate.
Für Deutschland könnte - mit geeigneter CO2-Abscheide-
und -Speichertechnik - sogar eine Energiequelle wieder interessanter
werden, die momentan noch als "größte Dreckschleuder"
angeprangert wird: Braunkohle. Die Bundesrepublik verfügt über
die drittgrößten Weichbraunkohle-Ressourcen der Welt.
Davon werden circa 40 Milliarden Tonnen als gewinnbare Reserven
klassifiziert. Das ist ein kostengünstiges Potenzial zur langfristigen
Absicherung gegen Versorgungs- und Preisrisiken.
Kohlendioxid zu speichern ist für Dominik mehr als eine halbherzige
Notlösung, als welche Umweltorganisationen es kritisieren.
Es ist in gewisser Weise "Vorratshaltung". Wenn die fossilen
Brennstoffe der Erde einmal endgültig zur Neige gegangen sind,
könnten künftige Generationen das Gas wieder aus den Tiefen
hochholen und es als Kohlenstoffquelle nutzen.
Catarina Pietschmann
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