Mit Feuer und Flamme am Brenner
Berliner und Brandenburger Wissenschaftsglasbläser organisieren
sich - erstes Treffen an der TU Berlin
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Das Werkstück fest im
Doppelgriff: Berufspraktikantin Wiebke Matthes mit obligatorischer
Schutzbrille am Brenner
Foto: TU-Pressestelle |
Einzigartig und nirgendwo zu kaufen sind die Apparate, die Wiebke
Matthes baut: Sie sind aus Glas und werden individuell in der Glaswerkstatt
nach den Bedürfnissen der Forscher konstruiert und geblasen.
"Das ist sehr interessant und kreativ", berichtet sie,
"denn die Wissenschaftler erzählen, was sie machen wollen
- Flüssigkeiten auf bestimmten Wegen kühlen oder destillieren
oder anderes -, und wir denken uns einen Apparat dazu aus, den wir
dann zu bauen versuchen." Wiebke Matthes ist die Jahrgangsbeste
2004 der renommierten Glasfachschule in Zwiesel und absolviert derzeit
ein berufsfachliches Praktikum in der Physik-Glaswerkstatt der TU
Berlin.
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Nach der Pflicht
kommt die Kür: Glasschmuck aus der "Designerwerkstatt"
Foto: TU-Pressestelle |
Glasapparatebauer-Meister Norbert Zielinski sagt dazu: "Ich
bin sehr froh, dass ich sie hier habe. Denn mit vier Händen
kann man am Brenner Apparate herstellen, die mit zweien nicht zu
bewerkstelligen sind." Norbert Zielinski ist einer von vier
Glasapparatebauern an der TU Berlin. Er ist im Institut für
Festkörperphysik tätig, die drei anderen im Institut für
Chemie. Zielinski liebäugelt mit der Einrichtung eines dauerhaften
Praktikumsplatzes in der Werkstatt und wird darin auch vom Dekan
der Fakultät II, Mathematik und Naturwissenschaften, Prof.
Dr. Christian Thomsen, unterstützt. So könnte er seine
Erfahrungen an den Nachwuchs weiterreichen, ihm gleichzeitig eine
Chance geben und würde selbst profitieren.
Nicht nur in seiner eigenen Werkstatt - er betreut regelmäßig
Schülerpraktikanten, um sie "auf den Geschmack" zu
bringen -, sondern auch als stellvertretender Vorsitzender des Verbandes
Deutscher Glasbläser liegt ihm der Nachwuchs am Herzen. Ende
November kürte er als Jurymitglied das beste bundesdeutsche
Gesellenstück im Praktischen Leistungswettbewerb der Handwerksjugend
im Glasapparatebau. Der Bundessieger, Oliver Tucholko, übrigens
ein Klassenkamerad von Wiebke Matthes aus Zwiesel, hatte eine "Glockenbodenkolonne
mit fünf Böden" hergestellt, ein Gerät, um Chemikalien
wie Äther oder Alkohole aus der Dampfform in einen flüssigen
Zustand zu überführen und dabei eine besonders hohe Reinheit
zu erreichen. Kurz davor hatte Zielinski das erste Berlin-Brandenburger
Seminar der Wissenschaftsglasbläser organisiert. "Wir
brauchen einfach einen besseren Austausch, denn die meisten Glasapparatebauer
arbeiten sehr isoliert. Jede naturwissenschaftliche Forschungseinrichtung
braucht eben nur einen oder zwei", ist Zielinskis Begründung.
"Und Glas ist heute ein Hightechmaterial, das auch ständig
verbessert wird und daher nicht immer einfach zu handhaben ist."
Auf dem Treffen wurden Forschungsfelder vorgestellt, unter anderem
das TU-Arbeitsgebiet Glaswerkstoffe von Prof. Dr. Hans Jürgen
Hoffmann. Es wurde über Gesundheitsprobleme mit dem TU-Betriebsarzt
Dr. Ulrich Loth diskutiert, Fertigungsprobleme besprochen, Workshops
verabredet. Auch Wiebke Matthes berichtete über ihre Gesellenausbildung.
Sie ist jedenfalls Feuer und Flamme für ihren Beruf. Und die
Faszination der Glaskunst verfolgt sie sogar bis in die Freizeit.
Da kreiert sie nämlich funkelnden Glasschmuck ...
Patricia Pätzold
www.physik.tu-berlin.de/institute/IFFP/glastw
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