Vorlesungen in der vorlesungsfreien Zeit
Der Masterstudiengang Global Production Engineering reagiert
auf Herausforderungen im Bildungssektor
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Günther Seliger inmitten
seiner ausländischen Studierenden
Foto: TU Berlin |
Javier Girón Blanco aus Guatemala, Absolvent des zweijährigen
englischsprachigen Masterstudiengangs Global Production Engineering
im Fachbereich Maschinenbau und Produktionstechnik der TU Berlin,
bereut nicht eine Minute, die er in dieses Studium investierte.
Es hätten sich ihm ungleich mehr Perspektiven eröffnet
als ohne diese Qualifizierung, zum Beispiel ein einjähriges
Praktikum bei einem Toyota-Zulieferer in Japan oder seine Ausbildung
bei McKinsey in Hannover im Production Systems Design Center, die
ihn für eine Beraterkarriere im Bereich schlanke Produktion
fit machen soll.
Ziel des 1998 an der TU Berlin etablierten Studienganges ist es,
die zukünftigen Führungskräfte in global agierenden
Unternehmen auszubilden. Seit Beginn haben 65 Studierende den Masterstudiengang
absolviert. Die meisten kamen aus China (16) und Indonesien (14).
Nach erfolgreicher Prüfung wird der akademische Grad des Master
of Science in Global Production Engineering vergeben.
Bis Ende des Jahres 2001 war der Studiengang mit einer Anschubfinanzierung
vom Deutschen Akademischen
Austauschdienst gefördert worden. Seit 2003 wird Global
Production Engineering als weiterbildender Studiengang angeboten,
der zurzeit Gebühren von 13900 Euro erhebt. Die zwei Jahre
beinhalten drei Fachsemester, die Anfertigung einer Masterarbeit
sowie ein Praktikum, das vorzugsweise in einem deutschen Unternehmen
absolviert wird. Mit ihrer interkulturellen Kompetenz sind die GPE-Studierenden
die idealen Partner für deutsche Unternehmen, die ins Ausland
expandieren wollen und einheimische Ingenieure quasi als Türöffner
beim Aufbau von Joint Ventures benötigen.
Seit der Einrichtung des Studienganges konnte Prof. Dr. Günther
Seliger, der Global Production Engineering seit Oktober 2001 leitet,
rasante Veränderungen auf dem weltweiten Bildungsmarkt beobachten,
die kreative und unkonventionelle Reaktionen erfordern. Nicht nur,
dass die bezahlte Weiterbildung sich zu einer Geschäftsidee
entwickelt habe, wo Unternehmen für Geld den Universitäten
Studierende für die entsprechenden Studiengänge anböten,
erzählt Seliger. Die Firmen wünschten sich, anders als
in dem GPE-Studienprogramm vorgesehen, nicht nur 13-wöchige
Praktika, sondern ein halbes zusammenhängendes Jahr. "Wir
werden auf dieses Anliegen natürlich eingehen und den zeitlichen
Ablauf umstrukturieren", so Seliger. Zudem sei es für
die ausländischen Studierenden, die sich hier ihren Aufenthalt
finanzieren müssten, schlichtweg zu aufwändig, von zwölf
Monaten nur in sieben eine Ausbildung zu erhalten. Seliger: "Wir
denken darüber nach, von Oktober bis Juni ein durchgängiges
Studienangebot einzurichten, auch in der eigentlich vorlesungsfreien
Zeit im Februar/ März."
Sybille Nitsche
www.gpe.tu-berlin.de/
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