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Dezember 2004
 
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In der Dimension von Atomen

Materialforscher entwickeln feinste Beschichtungen für Medizintechnik und Raumfahrt

Feinste Beschichtungen werden auf Kugellager, Schrauben, Prothesen (unten) aufgetragen
Foto: privat

Viele Teile des menschlichen Körpers sind heute ersetzbar: Organteile, Adern, Knochen, Gelenke, ja ganze Füße und Arme. Die Materialien von Flugzeugen und Raketen sind extremen Belastungen ausgesetzt. Dennoch macht sich kaum jemand in der Öffentlichkeit Gedanken darum, wieso die Teile nicht vom Körper abgestoßen werden, was sie sich so gut an ihre Umgebung anpassen lässt oder was sie so haltbar macht. Dies sind unter anderem die Aufgaben der Materialforschung.

"Die Entwicklung, Herstellung und Verarbeitung von neuen Materialien für innovative Anwendungen hat herausragende Bedeutung für künftige Technologien", erklärt Dr. Dimitri Rakov. Im Rahmen eines Kooperationsprogramms und mit Unterstützung der Alexander von Humboldt-Stiftung arbeiten die russischen Wissenschaftler Dr. Vladimir Levchenko und Dr. Dimitri Rakov vom Institut für Ingenieurwissenschaften der Russischen Akademie der Wissenschaft und der TU-Professor Dr.-Ing. Jürgen Thorbeck vom Institut für Luft- und Raumfahrt im Bereich neuer Konstruktionen und Materialien für die Luft- und Raumfahrt. Sie analysieren und synthetisieren neue Materialien und sie entwickeln Anwendungspotenziale dafür. Dabei geht es vor allem um das monokristalline Karbon.

Kohlenstoff kommt in verschiedenen Erscheinungsformen und Mikrostrukturen vor. In den letzten Jahren wurden diamantähnliche Kohlenstoffschichten entwickelt, die besonders verschleißbeständig, reibungsmindernd und sehr hart sind. Für Anwendungen in der Medizintechnik, in der Werkzeugtechnik oder in der Luft- und Raumfahrt müssen sie außerdem besonders dünn aufgetragen werden können. Nun entwickelte die Gruppe mithilfe der "Levchenko-Methode" verschiedene monokristalline Beschichtungen, die durch einen besonderen Prozessschritt so hergestellt werden können, dass ihre Dicke im Bereich von weniger als 50 Nanometern liegt. Um zu ermessen, wie dünn das ist, muss man wissen, dass ein Nanometer nur ein Hunderttausendstel des Durchmessers eines Menschenhaares misst - die Dimension von Atomen.

Doch nicht nur die Dicke der Beschichtung spielt eine Rolle. Mit entscheidend sind auch andere Eigenschaften des monokristallinen Karbons, das es so gut einsetzbar in den genannten Techniken macht: Neben dem geringen Reibwert und der hohen Verschleißbeständigkeit hat es eine hohe chemische Beständigkeit, eine große Adhäsion und weist eine gute physiologische Verträglichkeit auf. "Die Arbeitsgruppe würde sich freuen", sagt Dr. Dimitri Rakov, der einige Zeit als Humboldt-Stipendiat an der TU Berlin verbracht hat, "wenn sich weitere Fachdisziplinen mit Grundlagencharakter, wie Werkstofftechnik oder Oberflächentechnik, für eine Mitarbeit interessierten."

Patricia Pätzold

rakov@mail.com
juergen.thorbeck@tu-berlin.de

Intensive Zusammenarbeit mit der russischen Wissenschaft

Aktuell unterhält die Universität rund 15 Kooperationen mit russischen Hochschulen. Ein Schwergewicht liegt auf der Kooperation mit der Moskauer Staatlichen Universität für Bauwesen (MSUCE), mit der es teilweise bereits jahrzehntelange Verbindungen gibt. Das trifft insbesondere auf den Bereich Stadt- und Regionalplanung zu sowie auf die Bauinformatik, für die die TU Berlin gemeinsam mit der MSUCE einen Studiengang aufgebaut hat sowie ein internationales Zentrum für Bauinformatik gründete. Einmal jährlich findet eine einmonatige Summer School mit Studierenden aus Moskau und Berlin an der TU Berlin statt. Am 15. September 2004 wurde dem Regierenden Bürgermeister Klaus Wowereit die Ehrendoktorwürde der Moskauer Staatlichen Bauuniversität verliehen. Auf dem Gebiet der Energietechnik und der Energiesysteme arbeitet die TU Berlin in Projekten mit dem Moscow Power Engineering Institute (MEI) und mit der Moskauer Staatlichen Technologischen Universität (STANKIN) im Bereich Werkzeugmaschinen, Konstruktionstechnik, Robotertechnik, Montagetechnik und Produktionsplanung. Im Jahr 2003 wurden mit Moskauer Einrichtungen neun Studierende und 50 Gastwissenschaftlerinnen und -wissenschaftler ausgetauscht.

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