12/04
Dezember 2004
 
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Nonnen im Visier

TU-Wissenschaftler spüren mit Weltraumtechnik gezielt Waldschädlinge auf

Das mit einem Satellitensensor aufgenommene Bild zeigt Nonnenbefall und Bekämpfungserfolge in südbrandenburgischen Kiefernwäldern: Der mit (1) gekennzeichnete Wald ist ein mit Insektiziden behandelter älterer Bestand, dessen südlicher Teil (2) unbehandelt blieb und deutlich stärker geschädigt wurde.
Je röter die Flächen sind, desto gesünder ist der Wald. Ebenfalls behandelt und unbeschädigt geblieben ist der mit (4) gekennzeichnete Bestand. Nicht behandelt und dadurch stärker befallen ist der in der Mitte liegende jüngere Waldbestand (3). Die Behandlung des Bestandes (1) mit Insektiziden deckte auch noch den westlichen Rand des Bestandes (3) ab, sodass man dort den Unterschied zwischen behandelt und unbehandelt innerhalb eines Bestandes sehen und beurteilen kann. Die hier visuell erkennbaren Kontraste können exakt gemessen und rechnerisch weiter aufbereitet werden.
Foto: SARA ’04, Luftbild + Planung, Potsdam, privat

Gemeinsam mit ihren Kollegen von der Arbeitsgruppe Forstlicher Luftbildinterpreten (AFL) hatten die TU-Wissenschaftler Prof. Dr. Birgit Kleinschmit und Prof. Dr. Hartmut Kenneweg vom Institut für Landschafts- und Umweltplanung im Herbst 2003 vor starken Waldschäden im Jahr 2004 als Folge des Dürresommers 2003 gewarnt und verstärkte Inventuraktivitäten gefordert.

Die befürchteten Schäden sind eingetreten, wie die Waldschadensberichte belegen. Von "dramatischer Zunahme der Waldschäden" und "Schäden so hoch wie noch nie" war in der Presse zu lesen. Massenvermehrungen von Blatt, Rinden oder Holz fressenden Insekten, die für den Wald existenzbedrohend werden können, ereignen sich als Teil dieses Problems bevorzugt in geschwächten Beständen und besonders oft in den Folgejahren nach einer Dürre. Die dann aktuelle Frage nach einer Bekämpfung mit Insektiziden führt gewöhnlich zu heftigen Kontroversen zwischen Waldbesitzern einerseits und Natur- und Umweltschützern andererseits.

Südbrandenburgische Waldgebiete um Lieberose und Peitz, teils in Schutzgebieten gelegen, sind von diesem Problem betroffen. Die Raupen der Nonne (Lymantria monacha), eines unscheinbaren Schmetterlings, nicht sonderlich wählerisch bezüglich der Baumart, bedrohen die dortigen Wälder mit Kahlfraß. Für Nadelwälder endet der Befall oft tödlich. Anfangs sind die Befallsherde klein, aber im unübersichtlichen Wald schwer zu entdecken.

Im Rahmen eines Entwicklungs-und-Erprobungs-Projekts namens SARA '04, in dem das Ingenieurbüro Luftbild und Planung, Potsdam, mit der TU Berlin (Prof. Dr. Hartmut Kenneweg) zusammenarbeitet, werden Satellitendaten höchster Detailwiedergabe eingesetzt, um feine, aber bedeutungsvolle Veränderungen in der Landschaft zu erkennen und abzugrenzen, damit daraus gezielte planerische Maßnahmen abgeleitet werden können. Es kann sich dabei um Pflegemaßnahmen in Schutzgebieten, die Überwachung von Baustellen oder landwirtschaftlichen Kulturen, aber auch um die Erkennung von Waldschäden handeln. Ein aus rund 450 Kilometer Höhe aufgenommenes Satellitenbild zeigt Kiefernbestände, die teilweise (dank Schädlingsbekämpfung) gesund geblieben sind, teilweise (ohne Insektizideinsatz) starken Nonnenbefall aufweisen. Da eine großflächige vorsorgliche Bekämpfung sowohl aus Kosten- wie aus Naturschutzgründen nicht in Betracht kommt, sondern nur die Insektizidbehandlung schwerstbefallener und vom Kahlfraß bedrohter Einzelbestände, soll die großflächig aktuelle Situationswiedergabe des Satellitenbildes verwendet werden. Das dient dazu, die Entdeckung frischer Befallsherde und die Entscheidung über eine Bekämpfung oder deren Unterlassung auf eine sowohl sichere als auch objektiv nachprüfbare Informationsbasis zu stellen. Gefördert wird das Projekt mit Mitteln des Ministeriums für Wirtschaft des Landes Brandenburg und vom Europäischen Fonds für regionale Entwicklung. Die früher nur für militärische Zwecke verfügbaren Satellitenbilder sind technisch ausgereift und inzwischen kommerziell verfügbar. Forschungs- und Entwicklungsbedarf gibt es vor allem noch bezüglich der Verfahrensentwicklung für verschiedene zivile Zwecke.

Prof. Dr. Hartmut Kenneweg

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