Nonnen im Visier
TU-Wissenschaftler spüren mit Weltraumtechnik gezielt Waldschädlinge
auf
Das mit einem
Satellitensensor aufgenommene Bild zeigt Nonnenbefall und Bekämpfungserfolge
in südbrandenburgischen Kiefernwäldern: Der mit (1)
gekennzeichnete Wald ist ein mit Insektiziden behandelter älterer
Bestand, dessen südlicher Teil (2) unbehandelt blieb und
deutlich stärker geschädigt wurde. |
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Je röter die Flächen sind, desto gesünder ist
der Wald. Ebenfalls behandelt und unbeschädigt geblieben
ist der mit (4) gekennzeichnete Bestand. Nicht behandelt und
dadurch stärker befallen ist der in der Mitte liegende
jüngere Waldbestand (3). Die Behandlung des Bestandes (1)
mit Insektiziden deckte auch noch den westlichen Rand des Bestandes
(3) ab, sodass man dort den Unterschied zwischen behandelt und
unbehandelt innerhalb eines Bestandes sehen und beurteilen kann.
Die hier visuell erkennbaren Kontraste können exakt gemessen
und rechnerisch weiter aufbereitet werden.
Foto: SARA 04, Luftbild + Planung, Potsdam, privat |
Gemeinsam mit ihren Kollegen von der Arbeitsgruppe Forstlicher
Luftbildinterpreten (AFL) hatten die TU-Wissenschaftler Prof. Dr.
Birgit Kleinschmit und Prof. Dr. Hartmut Kenneweg vom Institut
für Landschafts- und Umweltplanung im Herbst 2003 vor starken
Waldschäden im Jahr 2004 als Folge des Dürresommers 2003
gewarnt und verstärkte Inventuraktivitäten gefordert.
Die befürchteten Schäden sind eingetreten, wie die Waldschadensberichte
belegen. Von "dramatischer Zunahme der Waldschäden"
und "Schäden so hoch wie noch nie" war in der Presse
zu lesen. Massenvermehrungen von Blatt, Rinden oder Holz fressenden
Insekten, die für den Wald existenzbedrohend werden können,
ereignen sich als Teil dieses Problems bevorzugt in geschwächten
Beständen und besonders oft in den Folgejahren nach einer Dürre.
Die dann aktuelle Frage nach einer Bekämpfung mit Insektiziden
führt gewöhnlich zu heftigen Kontroversen zwischen Waldbesitzern
einerseits und Natur- und Umweltschützern andererseits.
Südbrandenburgische Waldgebiete um Lieberose und Peitz, teils
in Schutzgebieten gelegen, sind von diesem Problem betroffen. Die
Raupen der Nonne (Lymantria monacha), eines unscheinbaren Schmetterlings,
nicht sonderlich wählerisch bezüglich der Baumart, bedrohen
die dortigen Wälder mit Kahlfraß. Für Nadelwälder
endet der Befall oft tödlich. Anfangs sind die Befallsherde
klein, aber im unübersichtlichen Wald schwer zu entdecken.
Im Rahmen eines Entwicklungs-und-Erprobungs-Projekts namens SARA
'04, in dem das Ingenieurbüro Luftbild und Planung, Potsdam,
mit der TU Berlin (Prof. Dr. Hartmut Kenneweg) zusammenarbeitet,
werden Satellitendaten höchster Detailwiedergabe eingesetzt,
um feine, aber bedeutungsvolle Veränderungen in der Landschaft
zu erkennen und abzugrenzen, damit daraus gezielte planerische Maßnahmen
abgeleitet werden können. Es kann sich dabei um Pflegemaßnahmen
in Schutzgebieten, die Überwachung von Baustellen oder landwirtschaftlichen
Kulturen, aber auch um die Erkennung von Waldschäden handeln.
Ein aus rund 450 Kilometer Höhe aufgenommenes Satellitenbild
zeigt Kiefernbestände, die teilweise (dank Schädlingsbekämpfung)
gesund geblieben sind, teilweise (ohne Insektizideinsatz) starken
Nonnenbefall aufweisen. Da eine großflächige vorsorgliche
Bekämpfung sowohl aus Kosten- wie aus Naturschutzgründen
nicht in Betracht kommt, sondern nur die Insektizidbehandlung schwerstbefallener
und vom Kahlfraß bedrohter Einzelbestände, soll die großflächig
aktuelle Situationswiedergabe des Satellitenbildes verwendet werden.
Das dient dazu, die Entdeckung frischer Befallsherde und die Entscheidung
über eine Bekämpfung oder deren Unterlassung auf eine
sowohl sichere als auch objektiv nachprüfbare Informationsbasis
zu stellen. Gefördert wird das Projekt mit Mitteln des Ministeriums
für Wirtschaft des Landes Brandenburg und vom Europäischen
Fonds für regionale Entwicklung. Die früher nur für
militärische Zwecke verfügbaren Satellitenbilder sind
technisch ausgereift und inzwischen kommerziell verfügbar.
Forschungs- und Entwicklungsbedarf gibt es vor allem noch bezüglich
der Verfahrensentwicklung für verschiedene zivile Zwecke.
Prof. Dr. Hartmut Kenneweg
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