Studieren in der Türkei - warum nicht?
Neue Möglichkeiten des Auslandsstudiums an einer Partneruniversität
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Gepflegter Campus: Die Bosporus
Universität in Istanbul |
Studieren Deutsche überhaupt in der Türkei? Am ehesten
finden postgraduierte DAAD-Stipendiaten
der Orientalistik oder Archäologie den Weg an türkische
Universitäten. Andere schreckt vielleicht der Gedanke an die
türkische Sprache und einen völlig anderen Kulturkreis.
Genau das erwartete auch Ulf Ebeling, der kurz vorm Abschluss seines
BWL-Studiums an der FH Lüneburg steht. Er verbringt ein Gastsemester
in Istanbul an der Marmara Universität. Sein Fazit: "Es
war eine gute Entscheidung. Ich kann hier auf Deutsch studieren.
Ich hatte zwar Vorurteile - religiöses Land, orientalisch,
schwierige Sprache - aber dann war alles ganz anders. Viel europäischer,
multikulturell, Musik in allen Stilrichtungen. Überhaupt hat
Istanbul ein überwältigendes Kulturangebot, ein Wahnsinnsnachtleben.
Die Uni ist ziemlich verschult, viel Frontalunterricht. Doch in
den Seminaren sitzen statt 100 bis 200 Leute wie in Lüneburg
meist nur 20 bis 40."
Erich Martin Steinbüchel (23) studiert im zweiten Jahr Informationstechnologie
an der renommierten Bosporus Universität. Seine Familie lebt
bereits in der dritten Generation in der Türkei, hat aber die
deutsche Staatsbürgerschaft beibehalten. Mit seinen Eltern
spricht er Französisch, mit den Großeltern Deutsch. "Ich
bin weder ganz deutsch noch ganz türkisch", sagt er. Als
Ausländer legt er nicht die allgemeine Hochschulaufnahmeprüfung
(ÖSS), sondern das meist etwas leichtere Examen für Ausländer
(YÖSS) ab. Die Zulassung muss in Ankara beantragt werden. Man
kann aber auch einfacher an die übrigens englischsprachige
Bosporus Universität (B.U.) kommen. Ein Semester lang sind
der Mainzer Ingmar Lippert, die Bonnerin Christina Neumann - beide
studieren an der Universität Cottbus im englischsprachigen
Studiengang Environmental and Ressource Management sowie der Westfale
Jan-Hinrich Wagner, Student der Staatswissenschaften an der Universität
Erfurt, Austauschstudenten an der B. U. - alle drei sind begeistert:
"Inhaltlich hat es sich gelohnt. Die Kurse sind das Beste,
was ich je hatte!", so Jan-Hinrich, der an der B. U. Internationale
Beziehungen und Geschichte studiert. Das Studium kostet sie nichts,
aber die Weltstadt Istanbul ist recht teuer. Ingmar empfiehlt jedoch,
mindestens 20 Passbilder mitzunehmen, die man im Lauf der Zeit brauche,
zum Beispiel für Bus (Monatskarte 20 Euro) und Bahn. Christina
und Ingmar teilen sich mit einem türkischen Studenten eine
Wohnung für je etwa 200 Euro monatlich. Jan-Hinrich zog einen
Wohnheimplatz im unieigenen Superdorm' für 2000 US-Dollar
pro Semester vor, Internet-Standleitung inbegriffen. Essen kann
man prima und günstig in den Campus-Kantinen oder den kleinen
Lokalen rund ums Unigelände. Das Team im "Internationalen
Büro" der B. U. hilft in allen Fragen weiter. Christine
hat Spaß an der Sprache gefunden, in die sie in einem vierwöchigen
Türkischkurs eingeführt wurde. Noch mehr allerdings gefällt
eine andere Besonderheit: "Im Sommer ist es besonders toll,
am Privatstrand der Uni schwimmen zu gehen, das Schwarze Meer kühlt
einen dann etwas ab." Mal sehen, wann die ersten Studierenden
der TU Berlin sich für das "Abenteuer Istanbul" begeistern
werden.
Alexandra Gründel
www.boun.edu.tr
Seit Oktober 2003 besteht zwischen der TU
Berlin und der Bosporus Universität eine Hochschulvereinbarung,
ein Kooperationsvertrag soll folgen (TU
intern Nr. 01/2003). |
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