Die Reinraum-Experten
Detailwissen und Präzisionsarbeit - Junge Physiker profitieren
durch das neue Nanophotonikzentrum doppelt
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Wie Oliver Schulz werden auch
andere TU-Nachwuchswissenschaftler künftig im Reinraumlabor
neuartige nanophotonische Bauelemente erforschen |
Mächtige silberne Lüftungsrohre hängen an der Kellerdecke
im Physik-Neubau. Eine große Glasfront gibt den Blick ins
Labor frei. Gelblich glänzen die Fenster, metallic der Fußboden.
Hier schlägt das Herz des neuen Zentrums für Nanophotonik.
Hört man die detailreiche Erklärung der zwei Physiker
Anatol Lochmann (29) und Oliver Schulz (30), weiß man, dass
dieses Zentrum auch für sie Herzenssache ist. Gemeinsam mit
Friedhelm Hopfer (33) haben sie in der Arbeitsgruppe um Prof. Dr.
Dieter Bimberg vom Institut
für Festkörperphysik das Zentrum aufgebaut. Als im
November 2002 der Startschuss fiel, begann für die drei eine
neue, zumindest berufliche Zeitrechnung, die vor kurzem ihren ersten
Höhepunkt erreichte: Am 16. Juni wurde das Zentrum feierlich
eröffnet. Davor standen jedoch harte Arbeit, Detailplanung,
Kostenverhandlung und im wahrsten Sinne des Wortes Maßarbeit
im Kleinsten. Denn das Arbeiten auf Nanoebene verlangt eine Umgebung,
die mindestens 10000-mal sauberer ist als die in einem Büro.
Schon durch Ausdünstung, Atmung oder leichtes Nicken bringt
ein Mensch 100000 Partikel in Umlauf. Wenige dieser Teilchen können
die miniaturisierte Technik unbrauchbar machen.
"Zuerst begannen wir mit der Anlagenplanung. Bei vielem mussten
wir uns das Wissen erst erwerben", resümiert Friedhelm
Hopfer. Er war in der ersten Phase involviert und steht jetzt vor
der Abgabe seiner Dissertation. Parallel dazu wurde zur Finanzierung
des Reinraumprojekts ein zweiter Förderantrag gestellt, den
Oliver Schulz mitgestaltete. "Wir verhandelten mit mehr als
30 Firmen, haben andere Reinräume besichtigt und Geräte
geprüft", beschreiben er und Anatol Lochmann die zweijährige
Realisierungsphase. Dabei standen ihnen besonders auch die Mitarbeiterinnen
und Mitarbeiter der TU-Bauabteilung hilfreich zur Seite. "Ohne
ihre Unterstützung hätten wir das Labor nicht so schnell
eröffnen können", unterstreichen sie.
Egal ob es die Mikroskope, die Chemietische, die Plasmaprozessanlagen
oder die Photolithografie sind, die auf den rund 130 Quadratmetern
Platz fanden: Jedes Detail musste den Bedingungen eines Reinraumlabors
angepasst werden. Abriebfest, leitfähig und chemikalienresistent
muss beispielsweise der Fußboden sein. Die Luftströmung
verläuft auf jedem Quadratmeter exakt vertikal und "verschwindet"
im Fußboden, wo sie abgesaugt wird. Die Fenster sind mit einem
Filter ausgestattet, der nur gelbes Licht zulässt, um die hochkomplexen
Vorgänge beim Belichten der Proben nicht durch hochenergetische
Photonen zu stören. Für die hohe Reinheit und eine konstante
Temperatur und Luftfeuchtigkeit sind weitere 360 Quadratmeter Versorgungsfläche
notwendig. Insgesamt wurden 5,4 Millionen Euro investiert.
"Diese komplette Produktionsstrecke für optoelektronische
Bauelemente wird nun auch durch Diplomanden und Doktoranden genutzt",
ergänzt Anatol Lochmann. Er ist einer von vielen jungen Physikern
um Professor Bimberg, die im Zentrum neuartige nanophotonische Bauelemente
erforschen und entwickeln können. Viele Firmenkontakte, zahlreiche
Verhandlungsgespräche und die Besuche in anderen Laboren haben
noch etwas für sich: Durch ihr Zusatzwissen sind die Arbeitsmarktchancen
der Reinraum-Experten um ein Vielfaches gestiegen: ein doppelter
Gewinn für die TU-Physiker.
Stefanie Terp
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